William G. Johnsson

Eine kritisch-einfühlsame Bestandsaufnahme

William G. Johnsson, Ist das noch meine Kirche?, Advent-Verlag Lüneburg 2017, Paperback, 14×21 cm, 176 Seiten.

Tief bewegt durch die Entwicklungen der letzten Jahre in der Kirche, für die er sein Leben lang gearbeitet hat, spricht der ehemalige Chefredakteur der offiziellen Kirchenzeitschrift “Adventist Review” offen aus, was viele Adventisten in Nordamerika, Mitteleuropa und Australien bewegt.

William G. Johnsson hinterfragt inhaltlich und formell die Entscheidung bezüglich der Ordination von Pastorinnen, die bei der Generalkonferenzvollversammlung 2015 in San Antonio getroffen wurde (1. und 10. Kapitel). Auch widmet er sich Themen, die die Organisation und die Missionsstrategie der Weltkirche betreffen (Kap. 5 und 7). Aber am meisten beschäftigt ihn der theologische Kurs der Siebenten-Tags-Adventisten: Im 2. Kapitel geht es ihm um den Exklusivitätsanspruch; im 3. Kapitel um die Gefahr eines “eschatologischen Burnouts” durch die mantramäßige (Über-)Betonung der Naherwartung; im 4. Kapitel fragt er, ob die Hauptsache noch die Hauptsache ist; im 6. Kapitel wundert er sich darüber, dass bei den Auseinandersetzungen über das Thema Schöpfung der Schöpfer selbst so kurz kommt; und im 8. Kapitel warnt er vor einem rückwärtsgewandten Umgang mit der Bibel (Beweistextmethode) und dem Missbrauch des Schrifttums von E. G. White. – Keine Sorge: Das Buch ist nicht für Theologen geschrieben; es ist kurzweilig verfasst und für jedermann verständlich.

Trotz seiner Kritik erkennt Johnsson ein noch lange nicht ausgeschöpftes Potenzial der Adventisten (Kap. 9): Obwohl sie natürlich nicht die einzigen Kinder Gottes seien, könnten sie eine kreative, treibende Kraft in der Gesellschaft sein. Trotz der bedauerlichen und beschämenden Kapitel ihrer Geschichte, sei sie immer eine verheißungsvolle Bewegung gewesen. Er nennt sieben Wege, wie ein “Adventismus ohne Spielchen” großartig – weil authentisch – sein oder werden kann (S. 150).

Am sorgfältig durchdachten Wortlaut seiner Kritik und am einfühlsamen Ton spürt man förmlich, wie betroffen ihn das macht, was er beschreibt. Und dass er nicht um der Kritik willen dieses Buch verfasst hat und schon gar nicht, weil er irgendeine “offene Rechnung” zu begleichen hätte. Er tut es, weil er seine Kirche liebt und jenen Mut machen möchte, in ihr zu bleiben, die ebenfalls besorgt sind. Aber er tut es auch, weil ihm wichtiger noch als diese Kirche der Herr der Gemeinde, Jesus Christus, ist.