7.000 bis 150.000 Euro für eine Niere?

Als meine Mutter etwa Mitte dreißig war, hatte sie eine schwere Nierenerkrankung. Die Entfernung einer Niere stand zur Debatte. Dank einer langjährigen, natürlichen Behandlung wurde sie wieder gesund. Und dann ergab eine Untersuchung, dass sie seit ihrer Geburt nur eine Niere besaß: die, die man ihr hatte entfernen wollen!

Die Niere, dieses faustgroße Organ, ist eine komplizierte, bewundernswerte Kläranlage! Jede Niere besteht aus 500.000 bis 1,2 Millionen mikroskopisch kleinen „Arbeitsstationen“ (Nephronen). Sie filtern Blut, sodass Giftstoffe ausgeschieden werden können: Jeden Tag arbeiten die Nieren etwa 280 Liter Blut durch und sortieren dabei zwei bis drei Liter Abfallprodukte und Wasser aus. Außerdem regulieren sie den Wasser- und Salzgehalt des Körpers.

Dass der Schöpfer uns mit zwei Nieren ausgestattet hat, ist eine reine Vorsorgemaßnahme, denn bei Ausfall einer Niere kann die zweite die vorgesehenen Funktionen voll erfüllen. Wie bei meiner Mutter, die vor ein paar Monaten 90 geworden ist. Oder auch bei Menschen, die einem nahen Angehörigen eine Niere gespendet haben („Nierenlebendspende“), so wie es Frank-Walter Steinmeier (derzeit unser Bundespräsident) vor fast genau acht Jahren (am 24.8.2010) getan hat.

2017 wurde in Deutschland 1.921 Personen eine Niere transplantiert, 8.000 standen auf der Warteliste (die durchschnittliche Wartezeit soll bei etwa sechs Jahren liegen). Etwa 60.000 bis 80.000 Menschen sind in Deutschland auf die Blutreinigung durch Dialyse angewiesen. Die Dialyse für einen Nierenkranken kostet im Jahr etwa 40.000 Euro, manche Patienten müssen zehn Jahre lang zur Dialyse. Eine Nierentransplantation kostet im Durchschnitt zwischen 50.000 und 65.000 Euro.

Eine Art Filter („semipermeable Membran“) bringt bei der Hämodialyse das Blut (links) in Kontakt mit der Dialyselösung (rechts). (Bild: Freemesm; Lizenz: CCASA 3.0)

Die knappe Zahl von Spenderorganen sorgt dafür, dass für eine Niere am Schwarzmarkt bis 146.000 Euro verlangt werden (Stand Dez. 2017)! (1) Im November 2017 lautete ein Bericht in FOCUS MONEY online: „Niere kostet 7000 Euro: Flüchtlinge verkaufen ihren Körper für den Traum von Europa“. (2)

Die Niere ist für mich persönlich nicht ein „Wunderwerk der Natur“, wie man häufig lesen kann, sondern ein Wunderwerk der göttlichen Schöpfung. Jemand schrieb: „Kein Organ des menschlichen Körpers ist den physikalischen Gesetzen so unterworfen wie die Niere. Eigentlich hätte unser Schöpfer für dieses Organ den 1. Nobelpreis der Physik verdient.“ Was er jedenfalls verdient, ist unsere Verehrung und unseren Dank.

In der Bibel (besonders im ersten Teil, dem „Alten Testament“) ist häufig von den Nieren die Rede. So zum Beispiel in einer Bitte im Psalm 26, Vers 2:

Prüfe mich, HERR, und erprobe mich, läutere meine Nieren und mein Herz!

Galt das Herz als Sitz der Gedanken und Empfindungen, so standen die Nieren im alten Israel für den Sitz des Gewissens. Die Bitte im Psalm 26 meint also, Gott möge das Denken und Fühlen des Beters prüfen, aber auch sein Gewissen. Der Beter wendet sich vertrauensvoll an seinen Schöpfer, weil er weiß: Keiner kennt mich besser. Aber er hat auch erlebt: Und keiner liebt mich mehr!

Zwei moderne Bibelübersetzungen („Gute Nachricht Bibel“ und „Neues Leben Bibel“) geben diese Bitte im 26. Psalm so wieder: „Stell mich auf die Probe, Herr, prüfe mich auf Herz und Nieren!“ Aus diesem Text stammt der bekannte Spruch, etwas „auf Herz und Nieren“ zu prüfen. Den angebotenen Gebrauchtwagen „auf Herz und Nieren“ zu prüfen, ist selbstverständlich. Sich beim Arzt im regelmäßigen Gesundheitscheck „auf Herz und Nieren“ (unter anderem) untersuchen zu lassen, empfiehlt sich auch. Aber die Bitte aus Psalm 26 sollten wir nicht vernachlässigen, denn von dieser Prüfung hängt ab, ob wir das Ziel unseres Lebens erreichen oder verfehlen werden.

 

(1) http://ogy.de/fbzn
(2) http://ogy.de/nwqz