Neidisch auf die Schwalben

(Foto: Monika Helmecke, pixabay)

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„Hast du manchmal Heimweh nach deiner spanischen Heimat?“, werde ich manchmal gefragt. Nein, habe ich nicht. Nach 48 Jahren empfinde ich Deutschland längst als meine Heimat. Außerdem leben meine nächsten Familienangehörigen hier. Aber wenn ich länger auf Reisen bin, dann spüre ich Sehnsucht nach meinem gemütlichen Zuhause und vor allem nach meiner Frau, die mich so sehr vermisst und mich sehnsüchtig erwartet.

In einem christlichen Sender hörte ich ein Lied, das mich über die Frage nachdenken ließ: Wie groß ist meine Sehnsucht nach Gott? Im Refrain hieß es: „Gott, lass mich immer Heimweh haben, wenn ich nicht nahe bei dir bin!“

Heimweh nach Gott: So etwas spürte der Dichter des 84. Psalms. Er beneidete die Menschen, die Gott im Tempel dienten, und sogar die Schwalben, die ihr Nest bei den Altären bauen und ihre Jungen dort aufziehen konnten (Verse 3-5, GNB):

Ich möchte jetzt dort sein, in den Vorhöfen des Tempels – die Sehnsucht danach verzehrt mich! Mit Leib und Seele schreie ich nach dir, dem lebendigen Gott! Sogar die Vögel dürfen bei dir wohnen; die Schwalben bauen ihr Nest bei deinen Altären und ziehen dort ihre Jungen auf, Herr, du Herrscher der Welt, mein König und mein Gott!
Wie glücklich sind alle, die in deinem Haus Wohnrecht haben und dich dort immerzu preisen können!

Heimweh nach Gott dürfte – bewusst oder unbewusst – jeder Mensch spüren, weil Gott eine Sehnsucht in unser Herz gelegt hat, die nur er stillen kann. Der Kirchenvater Augustinus (354-430 n. Chr.) formulierte es so: „Zu dir hin, o Gott, hast du uns erschaffen, und unruhig ist unser Herz, bis es ruht in dir.“ (Bekenntnisse)

Heimweh nach Gott spürte – im übertragenen Sinne – der Sohn im Gleichnis Jesu (Lukas 15), der sein Zuhause verließ, um das Glück in der Ferne zu suchen. Die Anziehungskraft der Liebe seines Vaters siegte über seine Scham und sein schlechtes Gewissen.

Heimweh nach Gott – das möchte ich immer wieder spüren, wenn die Geschäftigkeit des Alltags, die Ablenkung durch die Medien, die Fülle der Termine und Verabredungen die Pflege meiner Beziehung zu ihm verdrängen oder auf Sparflamme-Niveau reduzieren.

Herr, halte du meine Sehnsucht nach dir wach. Erinnere mich daran, wie schön es ist, Zeit mit dir zu verbringen, mit dir zu reden und in der Heiligen Schrift deine Antwort zu entdecken. Amen!

Drei passende Lieder dazu: