Glauben aus der Konserve?

Es ist über 40 Jahre her, dennoch haben wir, meine Frau und ich, diese Erfahrung nicht vergessen: Nachdem sie eines der Lieblingsgetränke meiner Heimat, “horchata de chufa” (Erdmandelmilch), kennengelernt und mit Begeisterung getrunken hatte, beschlossen wir, am Ende unserer Hochzeitsreise einen Kanister davon auf Vorrat mit nach Deutschland zu nehmen.

Wie groß war unsere Enttäuschung, als wir – nach zwei Tagen im nicht klimatisierten Wagen – zu Hause ankamen und den Kanister öffneten: Die flüssige Erdmandelmilch hatte sich in eine steinharte Masse verwandelt. Der Kanister landete samt Inhalt in der Mülltonne.

Kann man den Glauben konservieren? (Foto: chefkeem, pisabay)

Es gibt Dinge, die kann man nicht oder nicht lange konservieren – auch nicht gekühlt oder tiefgefroren: eine Beziehung, die man nicht mehr pflegt; eine Sportart, die man jahrzehntelang nicht praktiziert; oder eine Fremdsprache, die man in der Schule gelernt, danach aber weder aufgefrischt noch eingesetzt hat. Am allerwenigsten lässt sich der Glau­be an Gott konservieren, wenn dieser mehr sein soll als eine verstandesmäßige Zustimmung zu biblischen Lehren, nämlich ein Vertrauensverhältnis; denn glau­ben heißt vertrauen.

Man kann nicht aus der Konserve glauben. Auch kann man Glauben nicht delegieren: „In geistlichen Dingen kann niemand das Defizit eines anderen wett­machen. … Es gibt keinen stellvertretenden Glauben.“ (E. G. White, Bilder vom Reiche Gottes, S. 335f.) Wir können davon zehren, was wir mit Gott in der Vergan­genheit erlebt haben, ja wir sollten seine Führung nie­mals vergessen und so oft wie möglich dafür danken. Aber wenn wir das Heute nicht bewusst mit Gott ge­stalten und die Augen offen halten für seine Führung, wird uns das Vorgestrige kaum helfen, sollten wir in eine Glaubenskrise geraten.

Im Buch des Propheten Jesaja steht (Kap. 50, Vers 4):

Alle Morgen weckt er [Gott] mir das Ohr, dass ich höre, wie Jünger hören.

Jesaja stellt uns hier das Ideal vor: den Tag bewusst mit dem Hören auf Gott zu be­ginnen. Bevor wir die Radionachrichten einschalten oder die E-Mails abrufen, dürfen wir die „Antenne“ des Gebets ausfahren, zu Gott „Guten Morgen!“ sagen und „auf Empfang“ für den Tag schalten. Wäre das nicht ein guter Vorsatz am Beginn eines neuen Jahres?

Ich wünsche jedem Leser dieser Besinnung, dass er das erlebt: „Jeden Morgen lässt er mich aufwachen mit dem Verlangen, ihn zu hören.“ (Jesaja 50,4 im Wortlaut der Guten Nachricht Bibel)