Von Kindern lernen

Kinder sind sehr spontan, auch was das Schenken und sich Beschenkenlassen betrifft. (Foto: skeeze, pixabay)

 

Das Video* ging um die Welt und wurde von den Me­dien als die wohl schönste Szene der Fußball-EM 2016 bezeichnet: Nach der bitteren Finalniederlage gegen Portugal sah man einen Frankreichfan hemmungslos weinen. Da näherte sich ihm ein Junge im Trikot der Portugiesen, reichte ihm erst die Hand und streichelte dann aufmunternd seinen Arm. Zum Dank nahm ihn der von der unerwarteten Geste bewegte Frankreich­fan in den Arm.

So bewies der Knirps wahre Größe! Eine Größe, die Jesus während seines Einsatzes für die Menschen auf Erden häufig bewunderte. So sehr, dass er den Erwachsenen Kinder als Vorbilder des Glaubens vor Augen stellte. Und das in einer Zeit, in der Kinder kaum als eigene Persönlichkeiten anerkannt wurden (Markus 10,15 Hfa):

Wer sich die neue Welt Gottes nicht wie ein Kind schenken lässt, dem bleibt sie verschlossen.

Kinder sind uns Erwachsenen ein Vorbild der Demut, der Spontaneität (wie beim jungen Portugie­sen), der Unbeschwertheit, der Kreativität, des Ver­trauens. Sie schenken gern und lassen sich ebenso gern beschenken.

Schenken und sich beschenken lassen, ohne an eine Gegenleistung zu denken – wie schwer fällt uns Älteren das! Noch schwerer, wenn es um ein so großes Geschenk wie das ewige Leben geht. Wirklich ge­schenkt? Das passt nicht in unseren Kopf, ist aber die Voraussetzung, um in Gottes neue Welt zu gelangen. Alle Versuche, dafür etwas zu leisten oder zumindest einen Teil „auszugleichen“, sind eine Beleidigung Got­tes!

Die Reaktion auf das größte Geschenk, das der Himmel uns Menschen geben kann, muss der Dank­barkeit und Liebe entspringen. Sie darf weder aus Berechnung geschehen noch in dem Versuch, den hohen Preis der Erlösung ein wenig „abzufedern“.

Ich denke nicht, dass der junge Fußballfan lange überlegte, ob, warum und wie er das tun sollte, was er tat. Er folgte einer Regung seines Herzens, und das war genau das Richtige! Und woher kam dieses Bedürfnis, den weinenden Franzosen zu trösten? Man kann es Mitgefühl nennen. Ich denke, der Geist Got­tes drang ihn dazu. Gottes Liebe ist die größte Macht des Universums, und der Heilige Geist wird in jedem, der sich Gott anvertraut, diese Spontaneität fördern, die uns befähigt, diese Liebe weiterzugeben. Dies­bezüglich will ich weiterhin viel von Kindern lernen!

* Link zum Video