Dienstag, 15. November 2022. Auch heute erlebten wir Gottes Fürsorge: Kaum beendeten wir die letzte Besichtigung in En Kerem, fing es an zu tropfen. Aber nun der Reihe nach. Als Erstes holten wir den Besuch von Schindlers Grab auf dem Franziskaner-Friedhof auf dem Zionsberg. Für mich ist es jedes Mal ein besonderer Augenblick. Nicht allein weswegen, was Oskar Schindler zur Rettung von 1200 Juden unternahm, sondern weil dies ein sehr friedlicher Ort ist, abseits vom Rummel der Altstadt. Bei jedem Besuch kommen mir zwei Fragen in den Sinn: Was wird wohl Jesus am Tag des Gerichts zu Oskar Schindler sagen? Und: Was welche Wort wird er am Tag der Auferstehung an mich richten?
Im Hadassah-Krankenhaus erwartete mich eine Überraschung: Ist das ein Krankenhaus oder ein Einkaufscenter? Anscheinen beides. Sehr praktisch! (Ich kann mich nicht daran erinnern, hier solch ein Einkaufszentrum beim ersten Besuch 1987 gesehen zu haben.) Jedenfalls galt unser Besuch den berühmten Fenstern von Marc Chagall mit farbenfrohen Darstellungen der 12 Söhne Jakobs. Die Beschreibung verlief mir zu schnell, nun muss ich mich nachträglich der detailreichen Symbolik widmen. Ich finde es bemerkenswert, dass dieses Projekt auf mutige Frauen zurückgeht, nämlich auf die zionistische Frauenorganisation Hadassah, die das gleichnamige Krankenhaus bauen ließ. (Hadassah ist übrigens der jüdische Name der Königin Esther und bedeutet Myrte. In diesem Krankenhaus wurde Silkes Sohn Ben geboren.)
Die Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem ist bedrückend und befreiend zugleich. Als Nicht-gebürtiger-Deutscher empfinde ich sicher ein wenig anders, aber berührt bin ich bei jedem Besuch. Am allermeisten beim Betreten der Halle zur Erinnerung an die 1,5 Millionen ermordeten jüdischen Kinder, wo deren Namen, Alter und Herkunftsland in der Dunkelheit des simulierten Sternenhimmels vorgelesen werden. (Ungefähr drei Monate braucht das Endlosband, um alle Namen wiederzugeben.) Befreiend wirkt diese Gedenkstätte auf mich insofern, dass dieses furchtbare Geschehen nicht unter den Teppich gekehrt wird und dass die Opfer nicht in Vergessenheit geraten, sondern ihrer namentlich gedacht wird – genau so wie der Helfer! Obwohl in einem anderen Kontext ausgesprochen, gilt auch hier das Wort Jesu: „Die Wahrheit wird euch befreien!“
Als Kontrastprogramm zur lauten Stadt Jerusalem kann man den malerischen Ort En Kerem, nur knapp acht Kilometer entfernt, bezeichnen. (Die WELT spricht sogar von „Südfrankreich vor den Toren Jerusalems“!) Hier besuchten wir den Brunnen der Maria und die Johannes-der-Täufer-Kirche, deren Vorhof sehr an die Paternosterkirche in Jerusalem erinnert: Mosaik-Tafeln zeigen den Lobgesang des Zacharias in 41 Sprachen. Die Überbetonung der Maria und ihrer Rolle im Erlösungsplan erinnert an die Verkündigungskirche in Nazareth und an die Dormitio-Basilika auf dem Berg Zion, die wir wegen der Großbaustellen nicht besuchen konnten. Johannes der Täufer hat hier sicher eine schöne Kindheit erlebt. Welch ein Kontrast, dieses romantisch-idyllische Dorf im Vergleich zur kargen Gegend in Bethanien jenseits des Jordans oder zur Wüste um Qumran (sollte er sich zeitweise dort aufgehalten haben)!
Die Begegnung mit Johannes Gerloff zum Abschluss des Tages hatte ich mir (so wie ich ihn früher erlebt habe) etwas inhaltsreicher und/oder spannender vorgestellt. Interessant fand ich, dass er wiederholt zum Gespräch aufruft, selbst aber gern und lange redet, sodass ich mir einen Diskussionsabend schwer vorstellen kann. (Bei einer Begegnung im Juni 2019 im selben Hotel füllte er zweieinhalb Stunden mit der Beantwortung von drei Fragen aus der Gruppe.) Nun, das war wieder ein gut gefüllter Tag, von dem jeder sicher etwas Wertvolles im Gedächtnis behalten wird.
Das war heute unser Tagesablauf:
- Schindlers Grab
- Hadassah-Krankenhaus (Marc Chagalls Fenster)
- Yad Vashem
- En Kerem
- Begegnung mit Johannes Gerloff (abends im Hotel)
Kleine Bilderauswahl
An Schindlers Grab (16 Fotos)
Im Hadassah-Krankenhaus (28 Fotos)
Yad Vashem (38 Fotos)
En Kerem (40 Fotos)
Mit Johannes Gerloff in der Synagoge des Hotels (16 Fotos)
- Fotos des Tages (226) zum Herunterladen aus der NRW-Cloud
- Weitere Fotos früherer Reisen sind ebenfalls online auf der NRW-Cloud
Videoclips des Tages
Geburtstagsständchen für Paul
Schindlers Grab
Marc Chagalls Fenster
Yad Vashem
En Kerem
Geburtstagsständchen für Dietrich
08:36 Min.
Sonstiges
- Andacht Er starb an meiner Stelle in Yad Vashem
- Beitrag über Oskar Schindlers Grab in Jerusalem und sein Denkmal in Hildesheim
- Bericht über Oskar Schindlers Grab auf israel-reiseleiter.com
- Über die Chagall-Fenster im Hadassah-Krankenhaus auf IsraelMagazin
- Beschreibung und Fotos der einzelnen Fenster (Englisch)
- Offizielle Website des Hadassah-Krankenhauses (Englisch)
- Homepage der Gedenkstätte Yad Vashem
- Etwas über den ebenfalls „Judenretter“ und Adventist Jean Weidner
- Ein paar Gedanken und Fotos über frühere Besuche in Yad Vashem
- Über En Kerem (auch Ein Kerem) in DIE WELT und in Land der Bibel
- Über Johannes Gerloff auf Wikipedia und auf seiner Homepage