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Vom Kriminellen zum Heiligen

Das Damaskustor ist das größte Stadttor in der Altstadt von Jerusalem. (Foto: edp, 2013)

Das Gartengrab, unweit vom Damaskustor, halten vor allem evangelikale Christen für den Ort, wo Jesus nach seiner Kreuzigung beigesetzt wurde und drei Tage später auferstanden ist. (Foto: edp, 2013)

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Ich verlasse die Altstadt von Jerusalem durch das große Damaskustor. Von hier bis zum Gartengrab sind es nur 500 Meter zu Fuß. Viele Christen halten diesen Garten für den Ort, in dem Jesus nach seiner Kreuzigung auf dem Hügel Golgatha, gleich nebenan, ins Grab gelegt wurde.

Das Damaskustor verbinde ich mit Saulus von Tarsus bzw. Paulus. Hier begann die Straße, die Jerusalem mit Damaskus verband. Es ist daher gut denkbar, dass hier seine Verfolgungsreise nach den Christen in der 270 km entfernten Stadt begann (Apg 22). Über diese Zeit dunkle Seite seiner Biographie bekannte er später: Ich habe die Gemeinde unerbittlich verfolgt (vgl. Phil 3,6 NLB). Ein paar Zeilen später (Vers 13) schreibt er:

Ich vergesse, was dahinten ist, und strecke mich aus nach dem, was da vorne ist.

Wie kann Paulus sagen „Ich vergesse, was dahinten ist“? Kann man eine kriminelle Vergangenheit einfach so vergessen? Von Oscar Wilde stammt der Spruch: „Jeder Heilige hat eine Vergangenheit und jeder Sünder eine Zukunft“.

Auf dem Hügel Golgatha hing neben Jesus ein zum Tode verurteilter Verbrecher am Kreuz. Spätestens als er Jesus beten hörte „Vater, vergib ihnen; denn sie wissen nicht, was sie tun“, wurde diesem Mann klar: Wer so vergeben kann, muss in engster Verbindung mit dem Himmel stehen. Er vertraute sich Christus an und bekam augenblicklich das Versprechen, eines Tages in Gottes Reich aufgenommen zu werden (Lukasevangelium 23,39-43).

Paulus konnte seine Vergangenheit nicht einfach abhaken und vergessen, daher erzählte er immer wieder davon und von seiner Begegnung mit Jesus. Aber sie belastete ihn nicht mehr, weil Jesus ihm vergeben und seine Schuld ins tiefste Meer geworfen hatte. Sein neues Leben führte er nicht, um einen Ausgleich zu schaffen, sondern aus purer Dankbarkeit.

Der Verbrecher am Kreuz bekam eine herrliche Zukunft versprochen. Auch ohne Vorleistung. Er ist das beste biblische Beispiel dafür, was es bedeutet, allein aus Glauben, nicht aufgrund irgendwelcher Verdienste gerettet zu werden. Der spanische Theologe Roberto Badenas schreibt: „Dieser Bericht … ist für mich eine viel stärkere und überzeugendere Abhandlung über die Rechtfertigung durch den Glauben als alle anderen theologischen Studien, die ich zu diesem Thema gelesen habe.“ (Encuentros decisivos, S. 238)

Es gibt keinen Heiligen (im biblischen Sinne), der eine blütenweise Weste, eine untadelige Vergangenheit vorweisen kann. Und es gibt keinen Sünder (und das sind wir alle), dem Gott eine herrliche Zukunft verweigert, der sich danach von Herzen sehnt. Was für einen wunderbaren Gott haben wir!


 

From criminal to saint

I leave the Old City of Jerusalem through the large Damascus Gate. It is only a 500-metre walk from here to the Garden Tomb. Many Christians consider this garden to be the place where Jesus was laid in the tomb after his crucifixion on Golgotha hill, right nearby.

I associate the Damascus Gate with Saul of Tarsus or Paul. This was the beginning of the road that connected Jerusalem with Damascus. It is therefore quite conceivable that his journey of persecution for the Christians in the city 270 km away began here (Acts 22). He later confessed about this dark side of his biography: I relentlessly persecuted the church (cf. Phil 3:6 NLB). A few lines later (verse 13) he writes:

I forget what is behind and reach out to what is ahead.

How can Paul say “I forget what is behind”? Can one simply forget a criminal past? From Oscar Wilde comes the saying: “Every saint has a past and every sinner a future”.

On the hill of Golgotha, a criminal condemned to death hung on the cross next to Jesus. At the latest when he heard Jesus pray “Father, forgive them; for they know not what they do”, it became clear to this man: Whoever can forgive like this must be in closest contact with heaven. He entrusted himself to Christ and instantly received the promise of one day being accepted into God’s kingdom (Gospel of Luke 23:39-43).

Paul could not just tick off his past and forget it, so he kept telling people about it and about his encounter with Jesus. But it no longer burdened him because Jesus had forgiven him and cast his guilt into the deepest sea. He did not live his new life to make up for it, but out of pure gratitude.

The criminal on the cross was promised a glorious future. He is the best biblical example of what it means to be saved by faith alone, not on the basis of any merit. The Spanish theologian Roberto Badenas writes: “This account … is for me a much stronger and more convincing treatise on justification by faith than any other theological study I have read on the subject.” (Encuentros decisivos, p. 238)

There is no saint (in the biblical sense) who has a spotless record, a blameless past. And there is no sinner (and we all are) whom God denies a glorious future, who longs for it with all his heart. What a wonderful God we have!


 

De criminal a santo

Salgo del casco antiguo de Jerusalén por la gran Puerta de Damasco. Desde aquí sólo hay un paseo de 500 metros hasta la Tumba del Huerto. Muchos cristianos consideran que este jardín es el lugar donde Jesús fue depositado en la tumba tras su crucifixión en la colina del Gólgota, justo al lado.

Asocio la Puerta de Damasco con Saulo de Tarso o Pablo. Aquí comenzaba el camino que unía Jerusalén con Damasco. Por tanto, es bastante probable que su viaje de persecución de los cristianos en la ciudad situada a 270 km comenzara aquí (Hechos 22). Más tarde confesó este lado oscuro de su biografía: Perseguí implacablemente a la Iglesia (cf. Flp 3,6). Unas líneas más adelante (versículo 13) escribe

Olvido lo que queda atrás y me extiendo hacia lo que está delante.

¿Cómo puede decir Pablo “olvido lo que queda atrás”? ¿Se puede simplemente olvidar un pasado criminal? De Oscar Wilde procede el dicho: “Todo santo tiene un pasado y todo pecador un futuro”.

En la colina del Gólgota, un criminal condenado a muerte colgaba de la cruz junto a Jesús. A más tardar, cuando oyó a Jesús orar “Padre, perdónalos, porque no saben lo que hacen”, a este hombre le quedó claro: quien puede perdonar así debe estar en estrecho contacto con el cielo. Se encomendó a Cristo e instantáneamente recibió la promesa de ser aceptado un día en el reino de Dios (Evangelio de Lucas 23:39-43).

Pablo no podía limitarse a borrar su pasado y olvidarlo, así que siguió contándoselo a la gente y hablándole de su encuentro con Jesús. Pero ya no le pesaba porque Jesús le había perdonado y había arrojado su culpa al mar más profundo. No vivió su nueva vida para compensarlo, sino por pura gratitud.

Al criminal en la cruz Jesús le prometió un futuro glorioso. Él es el mejor ejemplo bíblico de lo que significa ser salvo sólo por la fe, no en base a ningún mérito. El teólogo español Roberto Badenas escribe: “Este relato… es para mí un tratado sobre la justificación por la fe mucho más impactante y convincente que todos los demás estudios teológicos que he leído sobre el tema”. El teólogo español Roberto Badenas escribe: “Este relato… es para mí un tratado sobre la justificación por la fe mucho más impactante y convincente que todos los estudios teológicos que he leído sobre el tema”. (Encuentros decisivos, p. 238)

No hay santo (en el sentido bíblico) que tenga un historial intachable, un pasado irreprochable. Y no hay pecador (y todos lo somos) a quien Dios niegue un futuro glorioso, si lo anhela de todo corazón. ¡Qué Dios tan maravilloso tenemos!

 

Ewig leben: eine Utopie?

Die Pyramiden von Gizeh in Ägypten gehören zu den bekanntesten und ältesten erhaltenen Bauwerken der Menschheit. (Foto: edp, Nov. 2019)

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Mehr als 14 Millionen Menschen aus der ganzen Welt besuchen jährlich die Pyramiden von Gizeh, 15 km vom Kairo-Stadtzentrum entfernt. So auch ich im November 2019. Ein sehr beeindruckendes Weltwunder (das älteste und einzige erhaltene von den sieben Weltwundern der Antike)! Um 2600 bis 2500 v. Chr. errichtet, waren 20.000 bis 40.000 Menschen am Bau beteiligt, wobei zu den Pyramiden auch Tempelanlagen, Gräberfelder und Arbeiterdörfer gehörten. Allein für die größere, heute 139 m hohe Cheops-Pyramide wurden ca. drei Millionen Steinblöcke mit einem Gewicht von durchschnittlich je 2,5 Tonnen eingesetzt.

Was ich bei meinem Besuch damals nicht bedachte: Um sich eine ungestörte Existenz für alle Ewigkeit zu sichern, ruinierten die Pharaonen die Volkskraft, verschuldeten sich und ebenso ihre Kinder und Enkelkinder. (Ein vorsorglicher Pharao überschrieb die Einkünfte von nicht weniger als zwölf Dörfern vorweg allein den Priestern, die die Opferung bei seinem Begräbnis zelebrieren sollten.) Nicht nur Sklavendienste wurden gefordert, sondern auch die schlimmsten Menschenopfer, wie zahlreiche Funde von Gräbern beweisen (erschlagene Wachsoldaten, in den Tod mitgenommene Hofdamen …).

Die Sehnsucht nach einem ewigen Leben steckt in jedem von uns (siehe z. B. Stephen Cave, Unsterblich: Die Sehnsucht nach dem ewigen Leben als Triebkraft unserer Zivilisation), aber: Ist diese Sehnsucht, ewig zu leben, ein utopischer Traum? Wird ihn die Medizin jemals erfüllen können?

Meine Persönliche Antwort: Ohne eine grundlegende Wesensänderung des Menschen wäre es eine Strafe, so, wie wir sind, ewig leben zu können bzw. zu müssen! Daher wundert es mich nicht, dass so viele die Frage, ob sie ewig leben wollten, sofort mit einem entsetzten „Auf keinen Fall!“ beantworten: Sie gehen ja von einer ewigen Fortsetzung des Lebens aus, wie wir es kennen, in einer Welt, wie wir sie täglich erleben.

Nach einer Erneuerung des Charakters und der inneren Einstellung (die Bibel nennt das Wiedergeburt) durch die Rückbesinnung auf den Schöpfer, ist die Aussicht, ewig zu leben, keine Utopie mehr. Sie ist ein Versprechen Gottes – ermöglicht durch Jesus Christus: Durch seinen Tod am Kreuz hat er den Weg ins verlorene Paradies geebnet, wo es kein Leid, keine Krankheit, keinen Krieg, keinen Tod gab. Und durch seine Auferstehung (und die Auferweckung anderer) hat er bewiesen, dass er der Herr über Leben und Tod ist. Er allein ist berechtigt und in der Lage, uns ewiges Leben zu schenken – allerdings ein Leben in ganz anderen Dimensionen. In einer erneuerten Welt und für erneuerte Menschen.

„Denn Gott hat die Welt so sehr geliebt, dass er seinen einzigen Sohn hingab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verloren geht, sondern das ewige Leben hat.“ Johannes 3,16 (NLB)


 

Die Cheops-Pyramide war ursprünglich 146,6 m hoch (heute: 138,75 m). / The Cheops pyramid was originally 146.6 m high (today: 138.75 m). (Foto: edp, Nov. 2019)

Living forever: an unrealistic dream?

More than 14 million people from all over the world visit the Pyramids of Giza, 15 km from Cairo city centre, every year. So did I in November 2019. A very impressive wonder of the world (the oldest and only remaining of the Seven Wonders of the Ancient World)! Built around 2600 to 2500 BC, 20,000 to 40,000 people were involved in the construction, with the pyramids also including temple complexes, burial grounds and workers’ villages. For the larger Cheops pyramid alone, now 139 m high, about three million stone blocks were used, each weighing an average of 2.5 tonnes.

What I did not consider at the time of my visit: in order to secure an undisturbed existence for all eternity, the pharaohs ruined the people’s power, got themselves into debt and likewise their children and grandchildren. (One precautionary pharaoh prescribed the revenues of no less than twelve villages in advance to the priests alone, who were to celebrate the sacrifice at his funeral). Not only slave services were demanded, but also the worst human sacrifices, as numerous finds of graves prove (slain guard soldiers, court ladies buried alive …).

The longing for eternal life is in all of us (see par example Stephen Cave, Immortality: The Quest to Live Forever and How It Drives Civilization), but: Is this longing to live forever an unrealistic dream? Will medicine ever be able to fulfill it?

My personal answer: Without a fundamental change in the nature of human beings, it would be a punishment to be able or to have to live forever as we are! Therefore, I am not surprised that so many immediately answer the question whether they want to live forever with a horrified “No way!”: After all, they assume an eternal prolongation of life as we know it, in a world as we experience it every day.

After a renewal of character and inner attitude (the Bible calls this new birth) through the return to the Creator, the prospect of living forever is no longer an utopia, but a promise of God – made possible by Jesus Christ: through his death on the cross, he paved the way to the lost paradise where there was no suffering, no sickness, no war, no death. And through his resurrection (and the raising of others) he proved that he is Lord over life and death. He alone is legitimate and able to give us eternal life – but a life in very different dimensions. In a renewed world and for renewed people.

“For God so loved the world that he gave his only Son, that whoever believes in him should not perish but have eternal life.” John 3:16


 

Die meisten Bautheorien gehen davon aus, dass die Pyramiden errichtet wurden, indem riesige Steine aus einem Steinbruch transportiert und an ihren Platz geschleppt wurden. Uneinigkeit herrscht darüber, wie die Steine transportiert und platziert wurden. / La mayoría de las teorías de la construcción se basan en la idea de que las pirámides se levantaron moviendo enormes piedras de una cantera y arrastrándolas y colocándolas en su lugar. Los desacuerdos se centran la manera con la cual transportaron y colocaron los bloques de piedra. (Foto: Staleybk, pixabay.com)

Vivir eternamente: ¿una utopía?

Más de 14 millones de personas de todo el mundo visitan cada año las Pirámides de Guiza, a 15 km del centro de El Cairo. Yo también lo hice en noviembre de 2019. ¡Algo muy impresionante! (La más antigua y la única existente de las siete maravillas del mundo antiguo.) Edificadas entre el 2600 y el 2500 a.C., en su construcción participaron entre 20.000 y 40.000 personas, incluyendo templos, cementerios y aldeas para los trabajadores. Sólo para la gran pirámide de Keops, de actualmente 139 m de altura, se utilizaron unos tres millones de bloques de piedra, cada uno de los cuales pesaba una media de 2,5 toneladas.

Lo que no tuve en cuenta en el momento de mi visita: para asegurarse una existencia imperturbable por toda la eternidad, los faraones arruinaron el poder adquisitivo del pueblo, se endeudaron ellos mismos e igualmente sus hijos y nietos. (Un faraón por precaución prescribió por adelantado los ingresos de no menos de doce aldeas sólo a los sacerdotes, que debían celebrar el sacrificio en su funeral). No sólo se exigían servicios de esclavos, sino también los peores sacrificios humanos, como prueban numerosos hallazgos de tumbas (soldados de la guardia asesinados, damas de la corte enterradas vivas…).

El anhelo de una vida eterna está en todos nosotros, pero: ¿Es este anhelo de vivir para siempre una utopía? ¿Podrá la medicina cumplirlo algún día?

Mi respuesta personal: ¡Sin un cambio fundamental en la naturaleza del ser humano, sería un castigo poder o tener que vivir eternamente tal como somos! Por eso no me sorprende que tantos respondan inmediatamente a la pregunta de si quieren vivir eternamente con un horrorizado “¡De ninguna manera!”: Piensan al dar tal respuesta en una prolongación eterna de la vida tal y como la conocemos, en un mundo tal y como lo vivimos cada día.

Tras una renovación del carácter y de la actitud interior (la Biblia lo llama nuevo nacimiento) mediante el regreso a nuestro Creador, la perspectiva de vivir para siempre ya no es una utopía, sino una promesa de Dios, hecha posible por Jesucristo: con su muerte en la cruz, allanó el camino hacia el paraíso perdido, donde no había sufrimiento, enfermedad, guerra ni muerte. Y mediante su resurrección (y la resurrección de otros) Cristo demostró que es Señor de la vida y de la muerte. Sólo Él tiene el derecho y la capacidad de darnos la vida eterna, pero una vida en dimensiones muy distintas. En un mundo renovado y para personas renovadas.

“Porque tanto amó Dios al mundo que le dio a su Hijo único, para que todo el que crea en él no perezca, sino que tenga vida eterna”. Juan 3:16

Ein unvergesslicher Gottesdienst in der FEG Celle

Nur “Zufall”? Beide kommen aus Asturias (Nordwestspanien), lernten sich in Lissabon 1999 kennen und sind seitdem Freunde und “Kollegen”. (Foto: Lars Heidemann)

Der Einsatz von Carlos Martínez im Großraum Lüneburg ging am Sonntag, 27. November, mit dem Gottesdienst in der baptistischen Evangelisch Freikirchlichen Gemeinschaft (EFG) Celle zu Ende. Wie am Tag zuvor in der Adventgemeinde Hamburg-Harburg gestalteten er und sein Landsmann Elí Diez-Prida die Predigt unter dem Titel „Gott übersieht dich nicht“ zusammen. Mit vier ausgesuchten Stücken half Carlos Elí, die Brücke von vier biblischen Personen aus dem Alten Testament in unsere Zeit zu schlagen.

Jeder mit seiner Begabung, beide von Gott gebraucht! (Foto: Lars Heidemann)

Dass der Ausgangstext aus der Geschichte von Hagar „Du bist ein Gott, der mich sieht“ (1. Mose / Genesis 16,13) die Jahreslosung 2023 werden sollte, das wussten wir nicht, als die Idee zu diesem Gottesdienst vor zweieinhalb Jahren entstand. Dass diese Predigt mit Worten und ohne Worte so viele Hörer so tief berühren würde (manchen ging sie „unter die Haut“), ahnten wir auch nicht. Es war für uns eine Gebetserhörung. Genauso wie die Tatsache, dass ohne vorherige Proben beides, das gesprochene und das gemimte Wort, so zusammenschmolzen, dass eine Moderatorin fragte, seit wie vielen Jahren wir gemeinsam auftreten und diese Predigt halten würden.

Ein Teil der Band der EFG Celle. (Foto: Lars Heidemann)

Wir denken gern an die gastfreundliche Aufnahme zurück, an die gute Zusammenarbeit mit den Organisatoren und Moderatoren vor Ort und an den professionellen Einsatz der jungen Menschen technisch wie musikalisch. Vor allem wollen wir das Versprechen Gottes nicht vergessen: Ich übersehe dich nicht … wenn du gemobbt wirst, wenn alles in deinem Leben schief zu gehen scheint, wenn du des Wartens müde wirst und wenn deine Hoffnungen wie ein Kartenhaus in sich zusammenfallen. Was für einen wunderbaren Gott haben wir doch!

40-jähriges Bühnenjubiläum in Celle

Die EFG (Baptisten) hat schon mehrmals Carlos Martínez eingeladen, das letzte Mal 2019 zusammen mit Jürgen Werth (Wetzlar).

Nach der Mitwirkung am Gottesdienst der Adventgemeinde Hamburg-Harburg (am 26.11.2022) ging es am Samstagabend in Celle weiter: Carlos Martínez feiert in diesem Jahr sein 40-jähriges Bühnenjubiläum. Aus diesem Anlass hatte ihn die Evangelisch Freikirchliche Gemeinschaft (EFG) eingeladen, sein neues Programm VITAMIMO aufzuführen, was er frisch und entspannt tat, als wäre er an diesem Tag noch nirgends aufgetreten.

Szenen aus der Weltliteratur und aus dem Stück “Die Schöpfung”.

Im ersten Teil des Abends begleiteten wir Carlos Martínez auf einer Reise in die Welt der Bücher und der Fantasie. Das war eine recht anspruchsvolle Reise, denn nicht alle Bezüge dürften den Zuschauern erkennbar gewesen sein. Klar, die Szene aus dem Ritterroman „Don Quijote de la Mancha“ war für mich sehr leicht zu identifizieren, auch die mit Wilhelm Tell, aber bei Dracula beispielsweise war ich völlig ahnungslos. Leichter zu folgen waren dann die Szenen aus dem Leben eines alten Glöckners.

Etwas Besonderes hat Carlos in das VITAMIMO-Programm integriert, und zwar eine Interaktion mittels App: Die ganze Zeit über und besonders in der Pause konnten die Besucher mit ihren Mobiltelefonen die Stücke wählen, die sie im zweiten Teil des Abends sehen wollten. Viele kannten Carlos und sein beachtliches Repertoire aus früheren Auftritten hier in Celle. Ein paar Gäste konnte ich bei der Auswahl ein wenig „beraten“, sodass drei meiner Lieblingsstücke sich einen Platz sicherten: die Schöpfung, die Arche Noah und die Bushaltestelle.

Der zweite Teil war höchst unterhaltsam und sicher für alle Besucher leicht verständlich. Die von mir „empfohlenen“ Stücke waren großartig, aber auch das Stück „In der Dusche“, das ich nicht auf meiner Liste hatte, brachte uns alle zum Lachen und zum Weinen (aus lauter Lachen) zugleich. Noch etwas Besonderes sprach das Publikum in der nahezu voll besetzten Kirche besonders an: Ungeschminkt erzählte Carlos zu fast jedem Stück Vorgeschichten oder Anekdoten davon, was er weltweit auf seinen Reisen während der letzten 40 Jahre erlebt hat. Das war spannend und bewegend zugleich.

Eine sehr feine Begrüßung und eine ebenso feine Verabschiedung durch eine freundliche, argentinische Moderatorin.

Jemand fasste seine Eindrücke nach diesem Abend so zusammen: „Eine für mich sehr abwechslungsreiche erste Hälfte mit Tiefgang, die mich aber auch in meiner Aufmerksamkeit und Konzentration herausgefordert hat. Die zweite Hälfte des Programms war für mich nochmal der kurze Blick in eine ganz andere persönliche Welt der Pantomime und in Carlos Lebenswerk.“

Dank dem Beruf als Pantomime ging Carlos‘ kindlicher Wunsch in Erfüllung, alle Sprachen dieser Welt zu sprechen (damals dachte er, es wären nur sechs!), denn die Sprache der Pantomime ist universell, kennt keine Grenzen, spricht ohne Worte Herz und Verstand an – in Japan wie auch in Celle!

Zwei Spanier teilen sich die Predigt auf

Elí (links) stellt Carlos vor. Beide sind in Asturias (Nordwestspanien) geboren.

Nach dem Abendprogramm „Meine Bibel“ mit dem bekannten Pantomimen Carlos Martínez in Lüneburg ging es am Samstagvormittag, 26.11., in der Adventgemeinde Hamburg-Harburg weiter, diesmal mit einem besonderen Gottesdienst. (Die Adventisten feiern ihre Gottesdienste am Shabbat.) Nach einem schönen musikalischen Teil, an dem die Kinder beteiligt waren, hielten Carlos Martínez (Barcelona) und Elí Diez-Prida (Lüneburg), beide in Asturias (Nordspanien) geboren, gemeinsam die Predigt – Elí mit Worten, Carlos ohne Worte.

Das Lied kannte ich noch nicht: Willkommen im Vaterhaus.

Das Predigtthema lautete: „Gott übersieht dich nicht“ und startete mit der ägyptischen Sklavin Hagar in der Wüste. Danach kamen die Witwen Noemi und Ruth an die Reihe, gefolgt von David auf seiner Flucht vor Saul, und zuletzt die völlig niedergeschlagene Maria aus Magdala am leeren Grab Jesu. Carlos unterstrich gekonnt die Übertragung auf unsere Zeit mit je einem Pantomimenstück: Gott übersieht dich nicht, … wenn du gemobbt wirst; … wenn alles schief zu gehen scheint; … wenn dir die Geduld beim Warten ausgeht; … wenn deine Hoffnung in sich zusammenfällt wie ein Kartenhaus. Das Oratorium „The God Who Sees“ mit Nicole C. Mullen (mit deutschen Untertiteln) rundete das Thema ab.

Welche Maske passt am besten zu mir? Keine! So wie ich bin, ist es gut.

Da ich befangen bin, lasse ich lieber einen Gottesdienstbesucher zu Wort kommen: „Diese Gefühle, verloren und verlassen zu sein, stellte Carlos Martínez in szenischen Einschüben tiefgründig dar und beeindruckte die Anwesenden am Ende jeder Szene mit seiner Interpretation des Erlebnisses, von Gott gesehen zu werden. Auf diese Weise gestärkt und gesegnet konnten wir nach dem Gottesdienst sichtlich beschwingt in die neue Woche starten.“

Elí predigte mit Worten, Carlos ohne. Der im Glaskasten Gefangene schenkt Gott sein Herz und bekommt es erneuert zurück.

Wir mussten schnell nach Celle zu den nächsten zwei Einsätzen fahren, taten dies aber dankbar für die freundliche Aufnahme der Gemeindemitglieder und auch dafür, dass der Gottesdienst für sehr viele so etwas wie eine „Vitaminspritze“ in dieser unruhigen Zeit gewesen ist. Gott sei Dank!

Elí und seine Frau Lydia freuen sich jedes Mal, wenn sie Carlos treffen … und erleben!

Spanischer Pantomime in Lüneburg

Während der Künstler sich auf den Auftritt vorbereitet, kümmern sich die jungen Leute um die Gäste.

Es ist ein paar Jahre her, dass der erfolgreiche spanische Pantomime Carlos Martínez, mit dem ich seit 1999 befreundet bin, den Wunsch äußerte, mich einmal in Lüneburg zu besuchen und hier aufzutreten. Nun war es nach dem Ausklingen der Coronapandemie endlich so weit: Den 24. November verbrachten wir privat unterwegs, wobei ihm die Hansestadt Lüneburg sehr gut gefiel (einschließlich der abendlichen Weihnachtsbeleuchtung), und am 25. führte er das Abendprogramm „Meine Bibel“ in der Freien Evangelischen Gemeinde (FeG) auf.

Etwa eineinhalb Stunden lang faszinierte Carlos die über 200 Besucher, darunter viele Kinder und eine Gruppe von elf Gehörlosen, mit seinem Können, seinem Humor und seiner Herzlichkeit. Denn es ging nicht ausschließlich um biblische Geschichten, sondern auch um Alltagssituationen. Und selbst bei den biblischen Stücken gab es einiges zu lachen, so zum Beispiel bei der Reise der drei Weisen aus dem Morgenland nach Bethlehem.

Zwei meiner Lieblingsstücke kamen auch vor: „Die Schöpfung“ und „Die Arche Noah“. Gerade in diesen zwei Stücken kommen Carlos‘ Fantasie, seine Liebe zum Detail und sein Humor deutlich zum Tragen. Ebenso im Stück „Es ist nicht gut, dass der Mann allein sei … in der Küche!“ Eine Besucherin meinte: „Ich bin noch ganz begeistert von der großartigen Pantomimenkunst von Carlos Martínez und seiner feinen Menschenfreundlichkeit und Verkündigung. Auch meiner Familie hat es sehr gut gefallen!“

Wie es zum Titel des Programms „Meine Bibel“ kam, erklärte er ungeschminkt im letzten Teil: Es ginge ihm bei der Auswahl der Stücke nicht um seine „eigene Version der Bibel“, sondern um Geschichten, die seine Mutter besonders gemocht hatte, also aus „ihrer Bibel“. Wir mussten auch beim Zuhören herzhaft lachen, als er darüber erzählte, wie manches Kind seine Stücke deutete oder später im Schulunterricht einbrachte.
Übrigens: Im Oktober 2002 wurde Carlos Martínez mit dem Preis der deutschen Stiftung Bibel und Kultur als ein Künstler geehrt, der in seinem Schaffen die Bedeutung der Bibel reflektiert und den Dialog darüber ermöglicht.

Es hat mich sehr gefreut, wie sich die FeG für das Gelingen dieses Abends eingebracht hat: Eine Bühne musste aufgebaut werden, eine Scheinwerferanlage wurde extra gemietet. Und die Jugendlichen waren stark beteiligt, sowohl an der Abendkasse als auch am Verkauf von Erfrischungen, Brezeln etc. vor und nach dem Abendprogramm. Vorbildlich!