Jesus stellte manchmal seltsame Fragen. So zum Beispiel bei der Begegnung mit einem Gelähmten am Teich Betesda, der 38 Jahre lang unter seiner Krankheit litt. „Willst du geheilt werden?“ Was für eine sinnlose Frage, oder?
Dieser Begegnung am Teich Betesda, die Johannes im 5. Kapitel berichtet, widmet mein Landsmann Dr. Roberto Badenas in seinem sehr lesenswerten Buch „Jesus unter den Menschen“ das 7. Kapitel (ich hatte die Ehre, das Buch aus dem Spanischen zu übersetzen und zu lektorieren).
Zuerst liefert der Autor interessante Hintergründe:
• über den Teich Betesda, dessen Ausgrabung ich mehrmals in Jerusalem besuchen konnte (siehe Foto oben);
• über das Purim-Fest, eine Art Karneval;
• über das Gerücht vom Engel, der angeblich dem Wasser durch Rühren Heilungskraft verlieh;
• über die wahrscheinlichere, natürlichere Erklärung für die Wasserbewegungen.
Schwerpunkt des Kapitels ist jedoch die seltsame Frage, die Jesus dem Gelähmten stellt: „Willst du geheilt werden?“ Es gäbe manipulative, unpassend-verletzende, indiskret-peinliche Fragen, aber nichts davon treffe auf die Frage von Jesus zu. Sie sei vielmehr eine Geste des Respekts gewesen. Worauf der Kranke das ausspricht, was ihn noch mehr als die physische Krankheit belastet: „Was mich am meisten schmerzt, ist, dass ich allein bin. Ich habe niemanden, der mir hilft. Mehr als unter meiner Krankheit leide ich unter Einsamkeit.“ (S. 91)
Weiter schreibt Badenas: „Nach achtunddreißig Jahren der Resignation hat dieser Mann keine Willenskraft mehr, um zu wollen. Er weiß nicht mehr, was er will. Alles, was er weiß, ist, dass er sich verlassen fühlt und dass seine Einsamkeit schwer zu ertragen ist. Das chronische Lamentieren über sein Unglück hat sogar seine Fähigkeit zu hoffen gelähmt. Sein Geist ist so schläfrig geworden wie sein Körper. Seine Seele ist so ausgetrocknet wie die der Freunde und Verwandten, die ihn einen weiteren Tag, einen Sabbat, an diesem unheimlichen Ort zurückgelassen haben. Vielleicht diesmal mit vermeintlich religiösen Ausreden wie jene, die man Jesus kurz darauf vorwerfen wird: gegen das Gesetz verstoßen zu haben, das an diesem heiligen Tag jegliche Tätigkeiten verbietet.“ (S. 91f.)
Es lohnt sich, weiterzulesen, was Badenas über das Thema „sekundären Krankheitsgewinn“ schreibt und auch darüber, wie wir alle irgendwann in unserem Leben „mit der harten Wirklichkeit unserer Blockaden konfrontiert [werden]: unfähig, vorwärtszukommen, gelähmt, immobilisiert, gefangen, Sklaven eines Problems, das wir nicht lösen können. Blockiert durch unser persönliches Versagen, familiäre Enttäuschungen, sentimentale Frustrationen, durch unsere Ängste, durch unsere Abwehrmechanismen. Enttäuscht von uns selbst, komplexbeladen, gehemmt, deprimiert durch unsere Unfähigkeit, aus dem Sumpf herauszukommen, in den wir uns selbst hineingeritten haben. Vergiftet von dem Gift, das wir selbst absondern, Opfer und gleichzeitig schuld an unseren ungesunden Gewohnheiten oder unseren giftigen Beziehungen.“ (S. 94)
Natürlich bleibt der Autor nicht bei diesen Überlegungen stehen, sondern weist klar auf die Quelle der Heilung hin, die auch heute noch reichlich weiter sprudelt und uns über unser persönliches Betesda hinaus zur Verfügung steht; denn „es gibt bestimmte Situationen, die wir nicht selbst lösen können. Wir brauchen Hilfe. Das Beste, was wir in solchen Situationen tun können, ist, zuzulassen, dass ein Größerer uns befreit“, er wird es allerdings „nicht ohne unsere Zustimmung tun“. (S. 94)
Jesus asks strange questions
Jesus sometimes asked strange questions. For example, when he met a paralysed man at the Pool of Bethesda who had suffered from his illness for 38 years. ‘Do you want to be healed?’ What a pointless question, isn’t it?
The story is found in the 5th chapter of the Gospel of John (John 5:1-9). Dr Roberto Badenas dedicates a chapter to this miracle in his book ‘Encuentros decisivos’. He provides interesting insights into the Pool of Bethesda, the Purim festival, the ‘legend’ of the angel and the more likely explanation of the water movements.
The focus is on Jesus’ question to the paralysed man: ’Do you want to be healed?’ This question seemed more respectful than hurtful. The man replies that the loneliness hurts him more than the illness. Badenas describes the man’s resignation and how his chronic lamenting paralysed his hope and willpower.
Badenas also writes about the ‘secondary gain of illness’ that keeps us blocked, whether through personal failure or family disappointment. But healing is still available to us if we allow a greater one to set us free, even if this will not happen without our consent.
Jesús hace preguntas extrañas
A veces, Jesús hacía preguntas extrañas. Por ejemplo, cuando se encontró con un paralítico en el estanque de Betesda que llevaba 38 años sufriendo su enfermedad. «¿Quieres ser curado?». Qué pregunta sin sentido, ¿verdad?
El relato se encuentra en el capítulo 5 del Evangelio de Juan (Juan 5:1-9). El Dr. Roberto Badenas dedica un capítulo a este milagro en su libro «Encuentros decisivos». Aporta datos interesantes sobre el estanque de Betesda, la fiesta de Purim, la «leyenda» del ángel y la explicación más probable de los movimientos del agua.
Se centra en la pregunta de Jesús al paralítico: «¿Quieres ser curado?». Esta pregunta parece más respetuosa que hiriente. El hombre responde que le duele más la soledad que la enfermedad. Badenas describe la resignación del enfermo y cómo su lamento crónico paraliza su esperanza y su fuerza de voluntad.
Badenas también escribe sobre la «ganancia secundaria de la enfermedad» que nos mantiene bloqueados, ya sea por un fracaso personal o una decepción familiar. Pero la curación sigue estando a nuestro alcance si permitimos que uno mayor nos libere, aunque esto no ocurrirá sin nuestro consentimiento.