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Wir sehen nur die Vorderseite

3. Strophe seines berühmten Liedes „Der Mond ist aufgegangen“, das zu den bekanntesten Werken der deutschen Literatur gehört und zum ersten Mal 1779 veröffentlicht wurde.

Welch tiefe Gedanken und welch aktuelle Bezüge enthält das so schlichte wie berühmte Abendlied von Matthias Claudius „Der Mond ist aufgegangen“!

Wenn es in der 2. Strophe heißt „Wie ist die Welt so stille / und in der Dämmrung Hülle / so traulich und so hold! / Als eine stille Kammer, / wo ihr des Tages Jammer / verschlafen und vergessen sollt“, denke ich daran, dass kurz zuvor der blutige bayrische Thronfolgekrieg ausgebrochen war. Ob es uns heute gelingen kann, beim Betrachten der Sterne am Himmelszelt vor der Größe und Schönheit der Schöpfung Gottes das Tosen der aufgewühlten Welt (des Tages Jammer) für eine Weile zu vergessen und der Macht Gottes mehr zu vertrauen?

Die 3. und die 4. Strophen sprechen mich besonders an: „Seht ihr den Mond dort stehen? / Er ist nur halb zu sehen / und ist doch rund und schön: / so sind wohl manche Sachen, / die wir getrost belachen, /weil unsre Augen sie nicht sehn. // Wir stolzen Menschenkinder / sind eitel arme Sünder / und wissen gar nicht viel. / Wir spinnen Luftgespinste / und suchen viele Künste / und kommen weiter von dem Ziel.“

Als Matthias Claudius sein Lied schrieb, stand die „Vernunft“ ganz oben auf der Werteskala. Auch in der Kirche und der Theologie sollte es „rational“ zugehen, vernünftig. Der Kopf war der wichtigste Körperteil und alle Gefühle, alle Spiritualität galt als eher suspekt. Es war die Hochzeit der „Aufklärung“ – aber auch schon die Zeit, in der manch wacher Geist, wie Claudius, warnte. Nur Vernunft und Verstand – da drohten dem Menschen ganze Dimensionen seines Lebens verloren zu gehen. Vernunft und Verstand sind wichtig, aber der Mensch ist mehr als sein Intellekt und sein Kopf. Darum erinnerte Claudius alle, die den Verstand vergöttern: Wie könnt ihr das lächerlich machen, was ihr nicht seht?

Matthias Claudius wusste, dass hinter dem halben Mond sich ein ganzer Mond verbarg, rund und schön. Der halbe Mond war ihm ein Zeichen: Vieles bleibt unseren Augen und unserem Wissen verborgen und ist doch wahr. Meinte das nicht auch Paulus, als er schrieb: „Unser Wissen ist Stückwerk“ (1. Korintherbrief 13,9ff.? Wir sehen und erkennen immer nur in Stücken; beschreiben den Rüssel oder das Ohr und halten das fürs Ganze, ohne eine Ahnung von dem Elefanten zu haben, dem sie gehören. Wir kennen nie das Ganze. Wir kennen nie die ganze Wahrheit. Keiner von uns. Das sollte uns „stolze Menschenkinder“ demütig machen. Und verständnisvoller unseren Mitmenschen gegenüber.

Es hat alles mindestens zwei Seiten, wir kennen häufig die Rückseite nicht:
• Wir belachen die schwache Leistung eines Mitarbeiters oder eines Freundes und wissen nicht, wie viel Überwindung oder Anstrengung es ihm gekostet hat, das zu tun.
• Wir bedauern einen Menschen in seinem Leid und wissen nicht, wie glücklich und zufrieden er in seinem Innersten ist.
• Wir beneiden den Nachbarn um seine Gesundheit, seine angeblich intakte Familie, seinen Wohlstand, kennen aber nicht seine schlaflosen Nächte, seine Angst vor der Zukunft.
• Wir beklagen, dass uns unsere Kinder nicht besuchen oder sich so selten melden, wissen aber nicht, dass sie vielleicht in einer Ehe- oder sonstigen Krise stecken, oder dass sie beinah im Stress des Berufs untergehen.
• Wir beschweren uns über das unfreundliche Benehmen der Krankenschwester oder der Pflegekraft und ahnen nicht, was in deren Ehe oder Familie gerade los ist, dass sie vielleicht eine schlaflose Nacht gehabt haben oder gerade um das Leben eines lieben Menschen ringen.

Weil wir die verborgene Seite eines Menschen nicht kennen (oft genug kennen wir nicht einmal uns selbst), sollten wir barmherziger und liebevoller miteinander umgehen. Wie anders würde es in unserer nächsten Umgebung (Familie, Arbeitsplatz, Kirchengemeinde, Nachbarschaft) aussehen, wenn wir unsere Mitmenschen so annehmen würden, wie Christus uns angenommen hat (Römer 15,7) – obwohl er uns wirklich kennt, auch unsere verborgenen Seiten!

Ein König als Schuhputzer?

Gedanken zum Abschiedsmahl Jesu

Was für ein Abend, was für eine Nacht! Am Donnerstag war das Abschiedsmahl Jesu mit seinen Schülern angesagt. Vermutlich zogen sie das Passahmal um einen Tag vor und diesem Erinnerungsmahl schloss sich dann das an, was wir Christen „Abendmahl“ bzw. „Eucharistie“ oder „Kommunion“ nennen. Den Raum, in dem dieses Abschiedsessen stattgefunden haben könnte, kann man auf dem Zionsberg neben der Dormitio-Abtei besichtigen.

In diesem Raum oberhalb von Davids Grab neben der Dormitio-Abtei auf dem Zionsberg könnte das Abschiedsmahl stattgefunden haben. (Foto: edp)

Mir fallen die einleitenden Worte von Jesus auf: „Ich habe mich sehr danach gesehnt, dieses Passahmal mit euch zu feiern, bevor mein Leiden beginnt.“ (Lukas 22,15 Übersetzung Neues Leben) Im Grundtext wird sogar die Sehnsucht betont: „Mit Sehnsucht habe ich mit gesehnt …“ Ich frage mich: Warum hat sich Jesus so danach gesehnt? Was erwartete er von dieser intimen, letzten Zusammenkunft? Was ihm beschäftigte, wissen wir: Die schwersten Stunden seines Aufenthalts hier auf der Erde standen ihm bevor. Es ist naheliegend, dass er sich aus diesem Beisammensein ermutigende Worte, Solidarität erhoffte. Aber – typisch Jesus – statt sich um die Befriedigung seiner Bedürfnisse zu bemühen, widmete er sich voll und ganz seinen Jüngern.

Bis zum bitteren Ende
Markus Spieker schreibt: „Wenn Jesus von Traurigkeit und Angst erfüllt ist, lässt er sich davon nichts anmerken. Im Gegenteil. Er stellt nicht sich und seine bevorstehende Erlösungstag in den Mittelpunkt des Abends. Er widmet sich ganz seinen Jüngern.“ (JESUS. Eine Weltgeschichte, S. 458) Johannes betont diese Selbstlosigkeit seines Meisters mit den Worten: „Wie er die Seinen geliebt hatte, die in der Welt waren, so liebte er sie bis ans Ende.“ (Johannes 13,1) Interessanterweise hat das hier benutzte Wort „télos“ zwei Bedeutungen: Ende aber auch Ziel.

Jesus liebt uns nicht nur bis zum bitteren Ende, sondern er liebt uns so, dass wir am Ziel ankommen können. Wenn wir wollen. Judas wollte es nicht. Aber auch für ihn war Liebe genug da, denn: Auch Judas wusch Jesus die Füße nach dem Mahl. Und auch Petrus, der sich anfangs dagegen zu wehren versuchte. Was für eine Szene: Der Meister übernimmt einen Sklavendienst, indem er anfängt, einem nach dem anderen die staubigen Füße zu waschen! Während er besorgt an die bevorstehenden Stunden dachte, beschäftigte seine Schüler immer noch die Frage, wer von ihnen der Wichtigste sei. Jesus aber, der der Höchste war, fängt an, ihnen die Füße zu waschen. Was für eine wortlose Predigt!

Bronzestatue: Jesus wäscht Petrus die Füße (Foto: edp, ABC Potomac)

Wie ein Schuhputzer
Auch hierzu Markus Spieker: „Der Mann, der vier Tage zuvor noch als König in Jerusalem eingeritten ist, verrichtet den niedrigsten Dienst überhaupt. Ein modernes Äquivalent wäre ein Staatspräsident, der bei einem Staatsbankett den Toilettendienst übernimmt.“ (Ebd. S. 459) Ich habe mich gefragt: Fiel Jesus das schwer? Musste er sich einen Ruck geben? Machte er sich keine Sorgen um seine Autorität? Nein, das war nicht der Fall. Weil er um seinen Wert wusste und um die Wertschätzung eines Höheren, des Höchsten (vgl. Johannes 13,3): Weil er wusste, dass ihm der Vater uneingeschränkte Macht über alles gegeben hatte, weil er um seine Herkunft und um seine Zukunft wusste, darum konnte er sich auf eine Stufe mit den Sklaven und den Schuhputzern stellen. Aus Liebe.

Roberto Badenas beschreibt im gerade auf Deutsch erschienenen Buch Jesus unter den Menschen (Advent-Verlag Lüneburg) diese Abendmahl-Szenerie sehr fein (Kap. 15), um dann diese Handlung auf uns zu beziehen: „Es erfordert viel Größe, andere als gleichwertig oder besser als sich selbst zu betrachten und, wenn sie am Boden liegen, ihnen zu helfen, aufzustehen – auch wenn sie nicht verstehen, warum wir das tun. Es erfordert viel Größe, jenen, die sich schmutzig gemacht haben, Wasser und Handtuch zu reichen und zu helfen, frei von dem zu werden, was sie erniedrigt, anstatt ihnen Vorhaltungen zu machen.“ (S. 184)

Beim Abschiedsmal bekam Jesus nicht die Unterstützung seiner Schüler, die ihm gutgetan hätte. Ob sie ihm anschließend in der Gebetsnacht im Garten Gethsemane am Ölberg beistehen würden?

Zwei passende Lieder zu diesem Thema:

Vom Wissen erschlagen?

Zu Hause in der „virtuellen Welt“? (Foto: kalhh, pixabay.com)

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Vom Wissen erschlagen?

Der beständige Zuwachs an Wissen überfordert die Menschen. Davon ist Peter Weibel, der Leiter des Zentrums für Kunst und Medientechnologie in Karlsruhe, überzeugt. Um die Informations-Revolution zu überstehen, müsse der Mensch die Rechnerleistung seines Gehirns und seiner Sinnesorgane verbessern, sagte er in einem Gespräch mit Medienvertretern.

Ist das wirklich die Lösung? Die Möglichkeiten in der „virtuellen Welt“, die der moderne Mensch sich erschaffen hat, sind beeindruckend, aber hält auch die moralische Stärke diesem Fortschritt stand? Weibel meint, dass der Mensch an der von ihm selbst geschaffenen künstlichen Umwelt zu scheitern droht.

Im Umgang mit dem Fortschritt mangelt es an Demut, im Umgang mit dem Wissen fehlt uns die Weisheit. Im Blick auf beides ist mir der König Salomo ein Vorbild. Wir lesen über seine Selbsteinschätzung: „Ich bin noch viel zu jung und unerfahren und fühle mich dieser Aufgabe nicht gewachsen.“ 1. Könige 3,7 (GNB)

Mit dieser Einstellung trat er vor Gott, um das zu erbitten, wonach er sich am meisten sehnte: „Schenke mir ein Herz, das auf deine Weisung hört.“ (1. Könige 3,9) Gott gab ihm beides, Wissen und Weisheit. Dafür wurde er so berühmt, dass Menschen aus allen Völkern – darunter auch die Königin von Saba – zu ihm kamen, um ihn zu hören! Und als Zugabe beschenkte ihn Gott auch noch mit großem Reichtum (V. 12–13).

Ich sehne mich danach, beides zu sein: weise und bescheiden. Weisheit brauche ich, um beispielsweise das Wissen, das man im Laufe des Lebens erworben hat, richtig zu verarbeiten, und auch, um die vielen Informationen gewichten und sortieren zu können, mit denen wir täglich überflutet werden. Demut brauche ich, damit die Weisheit Gottes deutlicher zum Vorschein kommt und meine Person auf Jesus Christus hinweist und nicht von ihm ablenkt.

Vielen Dank, lieber Gott, dass du uns immer wieder klarmachst, wo es uns mangelt. Danke, dass du uns von der Sucht befreist, glänzen und imponieren zu wollen. Danke, dass du uns hilfst, Lernende zu bleiben – ein Leben lang! Danke, Herr Jesus, dass wir von dir lernen können, von Herzen demütig zu sein (Matthäus 11,29). Danke, dass wir uns in jeder Situation die Weisheit bei dir abholen dürfen, die uns fehlt (Jakobus 1,5)!

(Veröffentlicht in „Atem holen“, S. 201)


 

Overwhelmed by knowledge?

The constant influx of knowledge overwhelms people, according to Peter Weibel, director of the Center for Art and Media Technology in Karlsruhe. To survive the information revolution, he believes humans must enhance the computational power of their brains and sensory organs. However, is this truly the solution? While the capabilities in the virtual world are impressive, does moral strength withstand this progress? Weibel suggests that humans risk failure in the artificial environment they have created.

In dealing with progress, humility is lacking, and in dealing with knowledge, wisdom eludes us. King Solomon serves as an example of humility and wisdom, seeking God’s guidance despite his own shortcomings. Longing to be both wise and humble, we need wisdom to process acquired knowledge and humility to reflect God’s wisdom, drawing attention to Jesus Christ.

Gratitude is expressed for God’s reminders of our deficiencies, for freeing us from the desire to impress, for helping us remain learners for life, and for the opportunity to seek wisdom from Him in every situation. (Abridged with AI support)


 

¿Abrumados por tanto conocimiento?

La constante afluencia de conocimientos abruma a la gente, según Peter Weibel, director del Centro de Arte y Tecnología Mediática de Karlsruhe. Para sobrevivir a la revolución de la información, cree que el ser humano debe aumentar la capacidad de cálculo de su cerebro y sus órganos sensoriales. Pero, ¿es ésta realmente la solución? Aunque las capacidades del mundo virtual son impresionantes, ¿soporta la fuerza moral este progreso? Weibel sugiere que los humanos corren el riesgo de fracasar en el entorno artificial que han creado.

Al tratar con el progreso, falta humildad, y al tratar con el conocimiento, se nos escapa la sabiduría. El rey Salomón sirve de ejemplo de humildad y sabiduría, buscando la guía de Dios a pesar de sus propios defectos. Anhelando ser sabios y humildes a la vez, necesitamos sabiduría para procesar el conocimiento adquirido y humildad para reflejar la sabiduría de Dios.

Agradezco a Dios que me recuerde mis deficiencias, que me libere del deseo de impresionar, que me ayude a seguir aprendiendo durante toda la vida y que me dé la oportunidad de buscar su sabiduría en cualquier situación. (Versión abreviada con ayuda de IA)

Viel zu jung!?

So stellen sich Christen auf den Philippinen die Begegnung des Engels mit der jungen Maria vor. (Foto: Verkündigungsbasilika in Nazareth, Mai 2017, edp)

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Was qualifizierte Maria, Jesu Mutter zu werden? *

Im Grunde genommen sprach eher einiges dagegen, Maria die Aufgabe zu übertragen, nicht nur Jesus auf die Welt zu bringen, sondern ihn auch zu erziehen: Sie war sehr jung; man schätzt ihr Alter auf 16 (plus/minus). Lukas 1,26 NLB: „Gott sandte den Engel Gabriel nach Nazareth, in eine Stadt in Galiläa, zu einem Mädchen, das noch Jungfrau war. Sie hieß Maria und war mit einem Mann namens Josef verlobt, einem Nachfahren von David …“ Außerdem war sie arm (vgl. Lukas 2,24 mit Leviticus 12,8).

Aber drei besondere Eigenschaften waren schließlich ausschlaggebend: ihr absolutes Vertrauen zu Gott, ihr Mut und ihre Demut.
Sie traute Gott Unmögliches zu, denn sie sollte schwanger werden, ohne eine sexuelle Beziehung zu einem Mann gehabt zu haben (siehe Lukas 1,34).
Mutig war sie auch, denn wie sollte sie den Leuten erklären, dass sie nicht von Joseph, sondern von Gott (vom Hl. Geist) schwanger geworden war? Sie ging das Risiko ein, für verrückt gehalten zu werden!
Da eine Verlobung damals juristisch einer heutigen Verheiratung gleichzusetzen war, musste sie damit rechnen, für eine Ehebrecherin gehalten und entsprechend behandelt zu werden. (Deswegen wollte Josef zunächst die Verlobung stillschweigend auflösen, um ihr die Schande zu sparen. Matthäus 1,29)
Die Nachricht ihrer Berufung, war kein „Lottogewinn“, eher eine schlechte Nachricht. Eine junge, unverheiratete Frau, die schwanger wird, befand sich in einer katastrophalen Lage. War der Vater des Kindes nicht bereit, sie zu heiraten (in diesem Fall der „Stiftvater“), blieb sie wahrscheinlich ein Leben lang unverheiratet. Wurde sie von ihrem Vater verstoßen, dann blieb ihr nur das Betteln oder die Prostitution, um den Lebensunterhalt zu verdienen!
• Ihre Reaktion beweist nicht nur Vertrauen, sondern Demut. Sie antwortete nicht etwa so: „Das ist aber fein, dass Gott mich entdeckt hat!“, sondern: „Mir, seiner Dienerin, hat er Beachtung geschenkt, und das, obwohl ich gering und unbedeutend bin.“ (Lukas 1,48 Hfa)

Gott handelte schon immer sehr unkonventionell: Weder Alter noch Geschlecht noch gesellschaftlicher Stand waren für ihn entscheidend, wenn es darum ging, Menschen eine besondere Aufgabe anzuvertrauen; denn „Gott beruft nicht die Begabten, sondern begabt die Berufenen“ (unbekannt).

* Fragen und Themen, die sich aus der Reihe „Auf den Spuren Jesu in Israel“ ergeben haben.

Hier, am Marienbrunnen, soll der Engel Maria angekündigt haben, dass sie die Mutter Jesu werden sollte. (Foto: Nazareth, Mai 2017, edp)
So könnte es in einer Zimmermannswerkstatt zur Zeit Jesu ausgesehen haben. (Foto: Nazareth Village, Mai 2022, edp)


 

What qualified Mary to become Jesus‘ mother?

Abstract
Some things spoke against it: Mary was very young (around 16?) and she was also poor. But what God particularly appreciated about her was her absolute trust in God, her courage and her humility.
God has always acted very unconventionally: neither age nor gender nor social standing were decisive for him when it came to entrusting people with a special task; for „God does not call the gifted, but gifted the called“ (unknown).


 

¿Qué cualificaba a María para ser la madre de Jesús?

Resumen
Algunas cosas estaban en contra: María era muy joven (¿alrededor de 16 años?) y también era pobre. Pero lo que Dios apreciaba especialmente de ella era su confianza absoluta en Dios, su valentía y su humildad.
Dios siempre ha actuado de forma muy poco convencional: ni la edad, ni el sexo, ni la posición social eran decisivos para Él a la hora de confiar a las personas una tarea especial; porque „Dios no llama a los dotados, sino que dota a los llamados“ (desconocido).

 

Runter vom hohen Ross!

Ich bin nicht gerade groß, musste mich dennoch auch bücken. (Foto Mai 2022)

Normalerweise betritt man berühmte Kirchen durch große, prächtig verzierte Portale. Das ist bei der Geburtskirche in Bethlehem nicht der Fall. Von drei Eingängen sind zwei zugemauert und der bis heute genutzte wurde zweimal verkleinert, sodass er heute nur noch bescheidene 1,20 Meter hoch ist. Er erhielt den Beinamen „Demutspforte“. Mehr als zwei Millionen Besucher müssen sich jährlich tief bücken, um den Gebäudekomplex zu betreten.

Angeblich soll das ursprüngliche Spitzbogenportal in osmanischer Zeit verkleinert worden sein, um zu verhindern, dass Eindringlinge zu Pferd die Kirche betraten. Mir gefällt diese Symbolik: Keiner sollte auf dem hohen Ross jenen Ort betreten, wo Gott selbst vom hohen Ross gestiegen ist.

Wie tief der Sohn Gottes herunterstieg, um uns zu erlösen und wieder emporzuheben, beschreibt der Apostel Paulus sehr plastisch in seinem sogenannten Christushymnus (Philipper 2,7-11): Er verzichtete auf seine Vorrechte und erniedrigte sich selbst – bis hin zum Sklavendienst, den er beispielsweise verrichtete, als er seinen Schülern die Füße wusch. Und dann weiter bis zum damals qualvollsten Tod: den Verbrechertod durch Kreuzigung.

Saulus von Tarsus erlebte buchstäblich, wie ihn die Begegnung mit dem Auferstandenen vom hohen Ross hinunterwarf. Aus dem eingebildeten Hassprediger und Christenverfolger wurde Paulus („der Geringe“) der Christenmissionar und Prediger der Freiheit und der Demut. Aus eigener Erfahrung konnte er warnend schreiben: „Seid vorsichtig! Gerade wer meint, er stehe besonders sicher, muss aufpassen, dass er nicht fällt.“ (1. Korinther 10,12 Hfa) Nun bildete er sich nur noch etwas auf Jesus ein: Was ihm früher höchst erstrebenswert war, das hielt er jetzt für Gülle im Vergleich dazu, Christus gewonnen zu haben (vgl. Philipper 3,8).

Weil Paulus diese Umkehrung der Prioritäten selbst erlebt hatte, konnte er den Christen der griechischen Stadt Philippi Folgendes schreiben (Philipper 2,3):

In Demut achte einer den andern höher als sich selbst!

Diese Empfehlung hat an Relevanz nichts verloren. Im Gegenteil: Heute wird die Selbstverwirklichung so betont, dass es nur so an Zeitgenossen wimmelt, die sich für den Nabel der Welt halten, um die sich alles und alle zu drehen hat bzw. haben. Ich empfinde diese Menschen als sehr unangenehm.

Wenn ich manchem dieser arroganten Zeitgenossen begegne, denke ich mir: Den würde ich gern bei der nächsten Kapriole von seinem hohen Ross fallen sehen – je spektakulärer desto besser. Sogleich folgt aber die gedankliche Warnung: Vorsicht, Elí! Das Ross, auf dem du sitzt, ist nicht gerade ein Pony!


Get down off your high horse!
Normally, one enters famous churches through large, magnificently decorated portals. This is not the case with the Church of the Nativity in Bethlehem. Of three entrances, two have been bricked up and the one still in use today has been reduced in size twice, so that today it is only a modest 1.20 meters high. It was given the nickname „the gate of humility“. More than two million visitors a year have to stoop low to enter the building complex.

Supposedly, the original pointed arch portal was made smaller in Ottoman times to prevent intruders on horseback from entering the church. I like this symbolism: no one on a high horse should enter that place where God himself descended from his high horse.

How low the Son of God descended in order to redeem us and lift us up again is described very vividly by the apostle Paul in his so-called Christ hymn (Philippians 2:7-11): He renounced his prerogatives and humbled himself – even to the point of slave service, which he performed, for example, when he washed the feet of his disciples. And then further to the most agonizing death at that time: the criminal death by crucifixion.

Saul of Tarsus literally experienced how the encounter with the Risen Lord threw him down from his high horse. The preacher of hate and persecutor of Christians became Paul („the lowly one“) the Christian missionary and preacher of freedom and humility. From his own experience he could write: „Be careful! The very one who thinks he stands especially secure must be careful not to fall.“ (1 Corinthians 10:12) Now he was just imagining things about Jesus: What had once been highly desirable to him, he now considered to be manure compared to having won Christ (cf. Philippians 3:8).
Because Paul had experienced this reversal of priorities himself, he was able to write the following to the Christians of the Greek city of Philippi (Philippians 2:3):

In humility, each esteem other more highly than himself!

This recommendation has lost none of its relevance. On the contrary: Today, self-fulfillment is so emphasized that it is teeming with contemporaries who consider themselves to be the navel of the world, around whom everything and everyone has to revolve. I find these people very unpleasant.

When I meet some of these arrogant contemporaries, I think to myself: I’d like to see him fall off his high horse at the next caper – the more spectacular the better. But immediately follows the mental warning: Be careful, Elí! The horse you’re sitting on is not exactly a pony!


¡Bájate de tu caballo alto!
Normalmente, se entra en las iglesias famosas a través de grandes portales magníficamente decorados. No es así en la Iglesia de la Natividad de Belén. De las tres entradas, dos han sido tapiadas y la que todavía se utiliza hoy en día ha sido reducida en tamaño dos veces, por lo que hoy sólo tiene una modesta altura de 1,20 metros.
Se la llama la „puerta de la humildad“. Más de dos millones de visitantes al año tienen que agacharse para entrar.

Se supone que el portal original de arco apuntado se hizo más pequeño en la época otomana para evitar que intrusos entraran en la iglesia a caballo. Me gusta este simbolismo: nadie puede entrar „a caballo“ en el lugar donde Dios mismo bajó de su alto caballo para pasar a nuestro encuentro.

La profundidad a la que descendió el Hijo de Dios para redimirnos y levantarnos de nuevo lo describe muy vívidamente el apóstol Pablo (Filipenses 2:7-11): renunció a sus prerrogativas y se humilló, hasta el servicio de esclavo, que realizó, por ejemplo, cuando lavó los pies de sus discípulos. Y luego a la muerte más agónica de la época: la muerte destinada a los criminales por crucifixión.

Saulo de Tarso experimentó literalmente cómo el encuentro con el Señor Resucitado lo derribó de su caballo. El predicador del odio y perseguidor de los cristianos se convirtió en Pablo („el humilde“), el misionero cristiano y predicador de la libertad y la humildad. Por experiencia propia escribió: „¡Cuidado! El que se crea especialmente seguro debe tener cuidado de no caer“. (1 Corintios 10:12) Lo que ahora más le interesaba era Jesús: Lo que antes era lo más valioso para él, ahora lo consideraba estiércol en comparación con haber ganado a Cristo (cf. Filipenses 3:8).

Después de haber experimentado esta inversión de prioridades, pudo escribir lo siguiente a los cristianos de la ciudad griega de Filipos (Filipenses 2:3):

Con humildad cada uno considere a los demás como superiores a sí mismo.

Esta recomendación no ha perdido nada de su relevancia. Por el contrario: hoy en día se hace tanto hincapié en la autorrealización que abundan los contemporáneos que se consideran el ombligo del mundo, en torno al cual tienen que girar todo y todos. Este tipo de personas me resulta muy desagradable.

Cuando me encuentro con algunos de estos arrogantes contemporáneos, pienso: Me gustaría verle caer del caballo en la próxima cabriola; cuanto más espectacular, mejor. Pero inmediatamente me viene la advertencia a la cabeza: ¡Cuidado, Elí! El caballo en el que tú vas sentado es mucho más alto que un poni.

Etwas mehr Bescheidenheit

(Foto aufgenommen am 27.4.2021 um 22:45 Uhr in Lüneburg)

[nx_spacer]Diese Woche konnten wir wieder einen wunderschönen „Supermond“ betrachten.* Dabei musste ich an die Worte der dritten Strophe des Abendliedes „Der Mond ist aufgegangen“ von Matthias Claudius (1740-1815) denken (sein Gedicht gehört zu den bekanntesten Werken der deutschen Literatur):

Seht ihr den Mond dort stehen?
Er ist nur halb zu sehen,
und ist doch rund und schön.
So sind wohl manche Sachen,
die wir getrost belachen,
weil unsre Augen sie nicht sehn.

Was bilden wir uns häufig ein, über etwas oder jemanden genau Bescheid zu wissen! Dabei kennen wir nur die halbe Wahrheit, die Vorderseite der Medaille, das, was für jeden offensichtlich ist. Wie sehr können wir uns dabei täuschen, Situationen fehleinschätzen oder gar Menschen belächeln!

Schon der Apostel Paulus sagte sinngemäß vor 2000 Jahren: Unser Wissen ist bruchstückhaft. Erst in der Ewigkeit werden wir das Ganze erkennen und verstehen (nach 1. Korinther 13,9-10). Etwas mehr Bescheidenheit und Empathie für unsere Mitmenschen täte uns gut.

Übrigens: Auf Wunsch des ehemaligen Bundeskanzlers Helmut Schmidt wurde dieses Lied beim Trauergottesdienst anlässlich seiner Beerdigung am 23. November 2015 gesungen.


* Als „Supermond“ wird der Vollmond bezeichnet, wenn er sich in seiner erdnächsten Position (mindestens 367.600 Kilometer) befindet und von der Sonne angestrahlt wird. Das ist kein astronomisch anerkannter Begriff und wurde so im Jahr 1979 vom Astrologen (sic) Richard Nolle benannt.

(Foto: beate bachmann, pixabay.com)

Der tatsächliche sichtbare Größenunterschied ist recht gering, wirkt aber beim Mondaufgang, wenn er sich nahe dem Horizont befindet, größer – ähnlich wie die Sonne, wenn sie auf- oder untergeht.


A little more humility
This week we could again look at a beautiful „supermoon“. This made me think of the words of the third verse of the evening song „Der Mond ist aufgegangen“ (The moon has risen) by Matthias Claudius (1740-1815) (his poem is one of the most famous works of German literature).

How often we imagine that we know exactly about something or someone! But we only know half the truth, the front side of the coin, what is obvious to everyone. How much we can deceive ourselves, misjudge situations or even smile at people! Already the apostle Paul said 2000 years ago: Our knowledge is fragmentary. Only in eternity will we recognize and understand the whole (according to 1 Corinthians 13:9-10). A little more humility and empathy for our fellow human beings would be good for us.

By the way: At the request of former German Chancellor Helmut Schmidt, this song was sung at the funeral service on the occasion of his burial on November 23, 2015.


Un poco más de humildad
Esta semana pudimos contemplar de nuevo una hermosa „superluna“. Esto me hizo pensar en las palabras de la tercera estrofa de la canción „Der Mond ist aufgegangen“ (La luna ha salido) de Matthias Claudius (1740-1815) (su poema es una de las obras más famosas de la literatura alemana).

¡Cuántas veces pensamos que conocemos perfectamente algo o a alguien, mientras que sólo conocemos la mitad de la verdad, una cara de la moneda, lo que es evidente para todo el mundo. ¡Cuánto podemos engañarnos a nosotros mismos, juzgar mal las situaciones o incluso reírnos de algunas personas! Ya lo dijo el apóstol Pablo hace 2000 años: Nuestros conocimientos son fragmentarios. Sólo en la eternidad reconoceremos y comprenderemos la totalidad (según 1 Corintios 13:9-10). Un poco más de humildad y empatía con nuestros semejantes nos vendría muy bien.

Por cierto: a petición del excanciller Helmut Schmidt, este poema se cantó en su servicio fúnebre el 23 de noviembre de 2015.