Jerusalem-Kalender SEPTEMBER

Abgesehen vom letzten Foto geht es auf diesem Kalenderblatt um manches, was auf dem bzw. am Zionsberg zu sehen ist. Der Berg Zion, von Juden, Muslimen und Christen gleichermaßen verehrt, befindet sich außerhalb der heutigen Stadtmauer Jerusalems. Die jordanische Madaba-Mosaikenkarte (siehe Monat Juli) zeigt den Berg Zion innerhalb der Mauern.

Auf dem heutigen Zionsberg liegen u. a. die Dormitio-Abtei, der Raum des letzten Abendmahls, das Grab Davids und ein kleines Museum zum Gedenken der jüdischen Opfer der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft. Unweit davon liegt ein christlicher Friedhof, auf dem Oskar Schindler begraben ist.

Was ist hier zu sehen?

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Auf dem Gipfel des Berges steht die Kirche der (deutschsprachigen) Benediktinerabtei Dormitio Sanctae Mariae, der Verehrung der Mutter Jesu Maria gewidmet (dormitio, lat. = Todesschlaf). Hier soll sie entschlafen und später von hier aus in den Himmel aufgenommen worden sein. Die neoromanische Kirche ließ der deutsche Kaiser Wilhelm II. im frühen 20. Jahrhundert nach dem Vorbild des Doms zu Aachen errichten. In der Krypta sieht man eine Figur der schlafenden Maria aus Holz und Elfenbein, um die katholische Pilger zum Gebet knien. Die Wände zeigen Bilder einiger Frauen des Alten Testaments, darunter Eva, Judith, Ruth und Esther.
Auf Bild 1 ist der Glockenturm der Dormitio-Abtei zu sehen, auf Bild 2 die Basilika mit dem Kegeldach und den vier Ecktürmchen.

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Im selben Gebäudekomplex liegt im ersten Stock der Überreste einer Kreuzfahrerkirche der Saal des Letzten Abendmahls, auch Coenaculum genannt (lat., Obergemach, Speisezimmer). Hier soll Jesus das letzte Passamahl und erstes Abendmahl mit seinen Jüngern gefeiert haben.
Der Abendmahlsaal ist mit Gewölben und gotischen Säulen geschmückt, und in einer Ecke sieht man eine kleine Gebetsnische, die von Sultan Suleiman dort gebaut wurde, denn im 15. Jahrhundert wurde dieser Raum zur Moschee umgewandelt.

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Auch für Juden ist der Berg Zion eine heilige Stätte, denn hier verehren viele Pilger das Grab König Davids unterhalb des Abendmahlsaals. Als die Juden während der Kontrolle der Altstadt durch Jordanien (1948-1967) nicht zur Klagemauer konnten, beteten sie hier. Noch heute dient die Eingangshalle als Synagoge.

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Direkt unterhalb des Ziontors befindet sich ein kleines Museum zur Erinnerung an die jüdischen Opfer der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft. Vor dem Eingang steht seit April 2012 die Bronze-Skulptur der kleinen Stella mit ihrem Teddybär Mishu: Zu ihrem 7. Geburtstag bekam die 1931 geborene Stella von ihrem Vater, einem Arzt bei der polnischen Armee, den Teddybär geschenkt. Nach der Deportation der Familie nach Sibirien und vielen Umwegen kam Stella mit ihrer Mutter, einem kleinen Koffer, fünf Dollar und Mishu 1943 in Israel an. Den Teddybär spendete sie dem Holocaust-Museum der Gedenkstätte Yad Vashem, wo er seit 2013 in der „Sammlung der Fragmente“ zu sehen ist.

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Auf der anderen Straßenseite etwa gegenüber des kleinen Museums liegt ein Franziskaner-Friedhof, in dem sich der Industrielle Oskar Schindler (1908-1974) auf eigenen Wunsch nach seinem Tod in Hildesheim begraben ließ. Gemeinsam mit seiner Frau Emilie bewahrte er etwa 1200 bei ihm angestellte jüdische Zwangsarbeiter vor der Ermordung in den Konzentrationslagern der Nationalsozialisten.
„Wer auch nur ein einziges Leben rettet, rettet die ganze Welt“ – dieser Talmudspruch ist in den Ring eingraviert, den die Juden Oskar Schindler als Geschenk übergaben. Aus echtem Zahngold gemacht, war der Ring am 8. Mai 1945 das Einzige, was sie besaßen, um Schindler für ihre Rettung zu danken.
Auf der Grabplatte, meistens – nach jüdischem Brauch – von Steinen der Besucher zugedeckt, steht „Der unvergessliche Lebensretter 1200 verfolgter Juden“. 1962 durfte Schindler einen Johannisbrotbaum mit seinem Namen und dem seiner Frau in der „Allee der Gerechten unter den Völkern“ von Yad Vashem pflanzen (Bild 9). Eine vollwertige Anerkennung als Gerechter unter den Völkern erfolgte 1993, etwa ein halbes Jahr, bevor der Film „Schindlers Liste“ von Steven Spielberg (ausgezeichnet mit sieben Oscars) ins Kino kam.

Der biblische Bezug

Figur der schlafenden Maria in der Krypta.

Mariä Himmelfahrt
Von einer Aufnahme Mariens in den Himmel ist in der Bibel (im Neue Testament) nichts zu finden. Die Bibel berichtet nur von sehr wenigen Menschen, dass sie in den Himmel aufgenommen wurden, und zwar direkt, ohne zu sterben (Henoch, Elia), oder nachdem Gott sie auferweckte (Mose). Von anderen wird ausdrücklich erwähnt, dass sie im Grab ruhen (David, Apostelgeschichte 2,29; Daniel 12,13). Über Maria ist nichts derartiges zu finden. Johannes, der Jünger, dem Jesus am Kreuz die Sorge für Maria übertrug, berichtet nichts darüber, weder in seinem Evangelium, das er zwischen 90 und 100 n. Chr. schrieb, noch im ebenfalls in dieser Zeit verfassten Buch Die Offenbarung.
Der jährliche Feiertag Mariä Himmelfahrt am 15. August geht auf ein Marienfest, das der Kirchenvater Cyrill von Alexandrien im 5. Jahrhundert einführte. Zum offiziellen Lehrsatz (Dogma) wurde Mariä Himmelfahrt von der römisch-katholischen Kirche 1950 von Papst Pius XII erklärt.

Jesus wäschst seinem Jünger Petrus die Füße. (Skulptur vor dem Potomac Adventist Book Store in Silver Spring, MD, USA)

Das letzte Passahmahl
Über das letzte Passahmal, das Jesus mit seinen Jüngern feierte, und zur ersten „Abendmahlsfeier“ wurde, berichten die vier Evangelisten: Matthäus beschreibt die Vorbereitungen dazu und die Ankündigung des Verrats durch Judas (Kap. 26,17-19). Markus und Lukas beschreiben ebenfalls die Vorbereitungen sehr detailliert (Markus 14,12-16; Lukas 22,7-13). Johannes ergänzt den Bericht damit, wie Jesus seinen Jüngern bei dieser Gelegenheit die Füße wusch, da kein Sklave im Hause war und keiner der Zwölf Anstalten machte, diesen niederen Dienst zu übernehmen (Kap. 13).
Noch vor den Evangelisten schrieb Paulus (um 55/56 n. Chr.) über das Abendmahl den Christen zu Korinth in seinem ersten Brief an sie, zusammen mit einigen Korrekturen falscher Praktiken, die es bereits gab (Kap. 11,17-34).

Bilder der Seite und weitere Fotos

Die Kirche, der Abendmahlsaal, Davids Grab, Stella mit dem Teddybär:

Schindlers Grab am Zionsberg und Schindlers Baum in Yad Vashem:

Links zu weiteren Informationen und Videoclips