WhatsApp verlassen? Und dann?

Aufgrund der Aufforderung seit einigen Tagen, den neuen Richtlinien bis zum 8. Februar 2021 zuzustimmen, kündigen viele ihr Konto bei WhatsApp. Da ich mich vor einigen Jahren gegen Facebook entschieden habe, war mein erster Impuls, mich von WhatsApp zu trennen. Hier der momentane Stand meiner Überlegungen. Wobei ich kein IT-Experter bin, sondern ein fleißiger Messenger-Nutzer.

Für Korrekturen und/oder Ergänzungen per E-Mail bin ich sehr dankbar.
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Eine persönliche Einschätzung
Stand: 19.1.2021

1. Wie mehrfach von WhatsApp bestätigt und von verschiedenen Medien kommuniziert, ändert sich für Nutzer aus einem Land der EU nichts.
Update 16.1.:
WhatsApp knickt ein und verschiebt neue AGB nach massiven Protesten – Näheres siehe unten, unter Updates

2. Wer das WhatsApp-Konto kündigt, entscheidet sich in der Regel für eine der folgenden Alternativen:
– Threema
– Telegram
– Signal

3. Ich selbst nutze auch diese drei Dienste – zusätzlich zu WhatsApp. Warum?

  • Threema nutze ich, weil einer meiner Söhne (im IT-Bereich tätig) mich dazu ermutigt hat. Außerdem ist das der Messenger, der von den Pastoren meiner Freikirche in Deutschland genutzt wird, seitdem sie WhatsApp nicht mehr dienstlich benutzen dürfen.
  • Telegram benutze ich, weil das für meinen engsten Familienkreis der einzige gemeinsam genutzte Messenger ist.
  • Signal habe ich erst seit kurzem zum Testen installiert, als ich dachte, ich müsste bzw. ich würde WhatsApp aufgeben.
  • WhatsApp aufzugeben würde für mich bedeuten, den digitalen Kontakt mit einem nahen Angehörigen zu beenden, fünf von mir eingerichtete Gruppenchats aufzulösen, mich vom schnellen Informationsaustausch meiner örtlichen Kirchengemeinde zu verabschieden und mich von vielen Kontakten im Ausland (besonders in Spanien) zu trennen, mit denen ein reger Austausch stattfindet.

(Darüber hinaus kommuniziere ich über Instagram und Twitter, aber das hat andere Gründe und beide Dienste sind strenggenommen nicht als Messenger zu betrachten.)

4. Im Zusammenhang mit der genannten Änderung der Benutzerrichtlinien habe ich – bevor die „Entwarnung“ kam – ausgiebig recherchiert, um zu wissen, welche die beste Alternative zu WhatsApp gewesen wäre. Hier ein paar Vor- und Nachteile (ausführlichere Bewertung unten bei den Quellenangaben).

5. Threema
PLUS:
Anonym nutzbarer Messenger, d. h. keine Registrierung nötig
Großer Funktionsumfang
Server stehen ausschließlich in der Schweiz
MINUS:
Kostenpflichtige App (einmalig 3,99 Euro)
Nutzung der Webvariante (für mich) etwas umständlich
Weniger Nutzer (noch) in Deutschland

6. Telegram
PLUS:
Große Verbreitung
MINUS:
Chatinhalte sind generell nicht mit einer Ende-zu-Ende-Verschlüsselung geschützt. Eine Ende-zu-Ende-Verschlüsselung bieten nur die “Secret-Chats”, die aber extra ausgewählt werden müssen und die nicht für Gruppengespräche zur Verfügung stehen.
Synchronisation der Kontakte, d. h. Übertragung aller Kontakte des Telefonbuchs auf Telegram (bei Apple-Geräten nicht abschaltbar).
In letzter Zeit intensiver Gebrauch in der Querdenker- und Corona-Leugner-Szene.
Keine Nutzerbedingungen auf Deutsch.

7. Signal
PLUS:
Durchgehende Ende-zu-Ende-Verschlüsselung.
Open-Source (d. h. transparente Programmierung = vertrauenserweckendes Zeichen).
Keine automatische Synchronisierung der Kontakte.
Seit Februar 2020 wird Mitarbeitern der EU-Kommission die Verwendung des Signal-Messengers empfohlen.
So sicher, dass der Messenger von Edward Snowden und Elon Musk empfohlen wird.
MINUS:
Noch nicht so viele Nutzer wie Telegram oder Threema.
Sitz des Unternehmens in den USA

8. WhatsApp
PLUS:
Die große Verbreitung (1,2 Milliarden Nutzer weltweit).
Sehr komfortabler Messenger.
MINUS:
Fragwürdige Sicherheit.

9. Mein Fazit, meine Entscheidung
Ich benutze weiterhin WhatsApp, werde die Entwicklung in Sachen Sicherheit – so gut ich kann – kritisch beobachten und dabei hoffen, dass die Anzahl der Signal- und Threema-Nutzer schnell wächst.

Für meine Entscheidung sind – neben der Sicherheit – drei Kriterien wichtig gewesen:

  • Dass die App für beide Systeme iOS und Android verfügbar ist.
  • Dass es einen unkomplizierten Web-Client gibt (mir ist das Schreiben auf dem Smartphone oder dem Tablet zu umständlich, daher schreibe ich meistens auf dem Notebook).
  • Dass der Account leicht einzurichten ist (um die App im Familien- oder Bekanntenkreis empfehlen zu können).

Updates, Korrekturen, Ergänzungen

Für Korrekturen und/oder Ergänzungen per E-Mail bin ich sehr dankbar.

14.01.2021, 19:37 Uhr – Rückmeldung einer Leserin
Sie nutzt Telegram, Signal und Threema, hat auch schon Gruppen eingerichtet und findet das recht einfach. Man muss ja nur die Trägheit überwinden. YouTube-Video-Empfehlung von +apfeltalk: https://youtu.be/RtS8EJjGZCI (19:30 Min.; sehr verständlich)

14.01.2021, 19:42 Uhr – Rückmeldung eines Threema-Nutzers
Seines Wissens nach sei Threema “der einzige halbwegs verbreitete Messenger, der tatsächlich DSGVO konform ist” (DSGVO = Datenschutz-Grundverordnung der EU).
Der Web-Klient (also das Nutzen von Threema auf dem PC, Notebook etc. über den Browser) sei unkompliziert: “Du solltest ein Sitzungspasswort vergeben, und das in deinem Browser speichern, dann bist du mit 2 Klicks verbunden.”
Habe ich ausprobiert, denn bisher dachte ich, man müsse immer den QR-Code mit dem Smartphone ablesen, um am PC zu starten. “Nur”: Das Passwort muss man wiederholen, wenn man Threema am PC verlassen hat und wieder starten will. Klar, im Browser das verliehene Passwort zu speichern, ist eine Möglichkeit, die ich aber nicht so sehr mag. Also lasse ich meinen digitalen Tresor das Passwort speichern und muss über diesen das Passwort einfügen. Auch ein schöner Umweg. Vielleicht geht es doch schneller mit dem Ablesen des QR-Codes. Na ja, wer nur mit dem Smartphone bzw. iPhone Threema benutzt, hat ja dieses “Problem” nicht. Und wer den ganzen Tag den Computer an hat und die Fenster nicht schließt, auch nicht.

14.01.2021, 22:49 Uhr – Rückmeldung eines Verwandten
Er weist auf den FAZ-Beitrag vom 14.1.2021 mit dem Titel “Aufwind für die Whatsapp-Alternativen” hin. Dort heißt es, dass seit Tagen zwei Whatsapp-Konkurrenten vorn im Rennen liegen: “Auf Platz 1 führt Signal, dahinter folgt Telegram.” Die Rangliste der kostenpflichtigen Apps werde von Threema angeführt.
Signal sei in der Woche nach Ankündigung der neuen Whatsapp-Regeln 8,8 Millionen Mal heruntergeladen worden. Die Zahl der Whatsapp-Downloads sei um 14 Prozent zurückgegangen. Weiter heißt es in dieser Meldung, es gebe “für die Europäische Union und Großbritannien Ausnahmen bei der Weitergabe von Nutzerdaten, so dass für private Nutzer hierzulande im Kern alles beim Alten bleibe”.
Wer sich von Whatsapp trennen will, “muss zwei Dinge tun: zuerst den Account löschen, anschließend die App deinstallieren. Die Reihenfolge ist wichtig, denn andernfalls bleibt der Account aktiv und wird bei den Kontakten weiterhin als verfügbar angezeigt”.
Anschließend werden die Alternativen kurz beschrieben, darunter Threema (gilt als sicher und leicht zu bedienen), Signal (erfordert die Angabe der eigenen Telefonnummer) und Telegram. Zu Telegram ist zu lesen, dass dieser Messenger von zwei russischen Brüdern 2013 gegründet worden sei und seinen Sitz zzt. in Dubai habe.  “Beobachter sind in ihrem Urteil über Telegram deshalb häufig zwiegespalten: Einerseits gilt der Dienst gerade in autoritären Staaten als Zuflucht von Dissidenten, anderseits aber auch als Hort von Verschwörungstheoretikern und Fake News. Beispielsweise gilt Telegram als Treffpunkt der Bewegung QAnon. Zu seinem Aufstieg hat deshalb auch der Trend beigetragen, dass etablierte Online-Plattformen schärfer gegen Extremisten vorgehen. Sicherheitsfachleute weisen darauf hin, dass Telegram zudem anders als Whatsapp, Signal oder Threema keine standardmäßige Ende-zu-Ende-Verschlüsselung anbietet.”
Hier der Link zum FAZ-Beitrag, der allerdings nur für Abonnenten frei ist.

15.01.2021, 00:16 Uhr – Rückmeldungen meines älteren Sohnes
Interessanter Link von golem.de (IT-News für Profis): https://ogy.de/golemSignal verfünffacht Nutzerzahl in kürzester Zeit” vom 14.1.2021. Mittlerweile gebe es 50 Millionen Accounts (zzgl. iOS- und APK-Installationen). Auch Threema wachse in die Höhe (keine Zahlen), ebenso Telegram (500 Millionen-Nutzer-Marke geknackt). Allerdings biete Telegram standardmäßig keine Ende-zu-Ende-Verschlüsselung, sondern nur optional und auf zwei Smartphones ohne Desktop-Clients beschränkt.
Fazit: “Für hiesige Nutzer dürfte ein Wechsel von Whatsapp hin zu Signal oder Threema mit einem deutlichen Datenschutzgewinn einhergehen. Ein Wechsel zu Telegram dürfte allerdings nicht den gewünschten Effekt bringen.”
Wichtiger Link von iTOPNEWS vom 15.01.2021, 21:47 Uhr:
WhatsApp knickt ein und verschiebt neue AGB nach massiven Protesten
WhatsApp begründet den Schritt mit „vielen Fehlinformationen“ über die gemeinsame Nutzung von Daten mit Facebook. Eigentlich plante WhatsApp, dass alle User bis 8. Februar zustimmen müssen. Wer die neuen AGB nicht akzeptiere, könne WhatsApp nicht mehr nutzen. So der Plan. Nun die Rolle rückwärts. Ganz offensichtlich aus der Not heraus: Telegram und Signal haben beide enormen Zulauf durch neue Anmeldungen. … Am 15. Mai werde man „neue Optionen bereitstellen.“ …
Abzuwarten bleibt, welche neuen Optionen WhatsApp wirklich bereitgestellt und in den AGB implementiert. Fazit: ein PR-Desaster für WhatsApp und sicher für viele Abtrünnige der Beweis, dass sie sich mit Recht nach einer Alternative wie Signal oder Threema umgeschaut haben…
Ein interessanter Link von HEISE zur (Un-)Sicherheit von Telegram vom 20.11.2020 10:50 Uhr: Telegram-Chat: der sichere Datenschutz-Albtraum – eine Analyse und ein Kommentar
Trotz des hippen Images ist der angeblich sichere Messenger Telegram in Bezug auf Privatsphäre eine Katastrophe …

19.01.2021 – Weitere Rückmeldungen meines Sohnes:
Interessanter Link von golem.de vom 18.1.2021, 14:36 Uhr:
WHATSAPP: Überfällige Datenschutzabstimmung mit den Füßen
… Warum sollte Mark Zuckerberg fast 22 Milliarden US-Dollar für den Kauf eines Unternehmens ausgeben, wenn er dessen Nutzerdaten nicht kommerzialisieren kann?
… Wer bisher in der EU die Datenschutzbestimmungen von Whatsapp akzeptiert hat, kann es im Grunde auch weiterhin tun. Beziehungsweise sollte es eben nicht tun, wenn er nicht zulassen will, dass ein einzelnes Unternehmen wie Facebook einen zu großen Überblick über die eigene Kommunikation oder andere Internetaktivitäten bekommt.
… leider ist völlig undurchsichtig, auf welch vielfältige Weise Facebook an die Daten von Nutzern kommt und diese miteinander verknüpft. Daher ist ein zunehmender Wechsel zu anderen Diensten wie Signal oder Threema auf jeden Fall besser, als eine Monopolstellung von Whatsapp zu zementieren.
… Wenn die Behörden trotz erdrückender Argumente nicht in der Lage sind, Facebook zu zerschlagen, sollten es die Nutzer mit ihren Füßen tun.
Bericht eines Nutzers über seine Trennung von WhatsApp in appgefahren.de vom 18.1.2021, 15:21 Uhr:
… Wie sehr halten uns die großen Tech-Konzerne wie Facebook in der Hand, in welchem Ausmaß manipulieren sie uns schon jetzt, und wohin können diese Manipulationen führen?
Ich vertraue daher lieber auf eine gemeinnützige Organisation, die von Spenden finanziert wird (Signal) oder einem unabhängigen Schweizer Unternehmen, das europäischen Datenschutzgesetzen unterliegt (Threema), als weiterhin der großen Datenkrake Facebook. …

Quellen / Weiterführende Links

Zu 1 (Änderung der WhatsApp-Nutzerrichtlinien):
JÖRGSCHIEB: https://ogy.de/SCHIEB  Meldung vom 12.1.2021
In Europa gelten strengere Datenschutzbestimmungen als in den USA. Deshalb gibt es auch zwei neue Datenschutzrichtlinien. Die eine für Bürger in der EU, die andere für Bürger außerhalb der EU. Außerhalb der EU fließen in der Tat deutlich mehr Daten an Facebook als bei uns – und künftig noch mehr.
Innerhalb der EU ist das aber nicht erlaubt. Deshalb soll sich laut Facebook in der EU prinzipiell gar nichts ändern. Daten, die von WhatsApp an Facebook fließen, würden demnach nicht für Werbezwecke eingesetzt.

SPIEGEL-Netzwelt: https://ogy.de/SPIEGEL  Meldung vom 13.1.2021, 12:39 Uhr
Grundsätzliche Änderungen gelten allerdings nur für Nutzer außerhalb der »Europäischen Region«, also auch außerhalb Deutschlands.
Dem SPIEGEL erklärte ein WhatsApp-Unternehmenssprecher, es gebe »keine Änderungen an den Praktiken der Datenweitergabe von WhatsApp in der europäischen Region (einschließlich Großbritannien), die sich aus den aktualisierten Nutzungsbedingungen und der Datenschutzrichtlinie ergeben«.

CHIP: https://ogy.de/CHIP  Meldung vom 13.1.2021, 15:27 Uhr
Immerhin hat sich WhatsApp nun mit einem Tweet an die Nutzer gewandt und deutlich erklärt: Weder Kontakte noch geteilter Standort werden mit Facebook geteilt und auch die Ende-zu-Ende-Verschlüsselung ist von der Änderung nicht beeinträchtigt. Die Chats bleiben also weiterhin verschlüsselt und für WhatsApp und Facebook unzugänglich.

PC-WELT: https://ogy.de/PC-WELT Update vom 9.1.2021, 09:00 Uhr
Erst gestern hatten wir darüber berichtet, dass WhatsApp zum 8. Februar 2021 die Nutzungsbedingungen ändert und Nutzer zustimmen müssen, dass künftig alle ihre Daten mit Facebook geteilt werden. Ansonsten dürfen sie WhatsApp nicht mehr weiternutzen. Für Nutzer, die in der EU leben, gilt dies aber nicht.
Niamh Sweeney, Director of Policy bei WhatsApp, erklärt in mehreren aufeinanderfolgenden Tweets , dass sich für die WhatsApp-Nutzer in der Europäischen Union nach dem 8.2.2021 nichts im Vergleich zu vorher ändern werde. WhatsApp werde auch weiterhin keine Daten von EU-Nutzern mit Facebook teilen. “Es bleibt dabei, dass WhatsApp keine Nutzerdaten aus der europäischen Region an Facebook weitergibt, damit Facebook diese Daten zur Verbesserung seiner Produkte oder für Werbung nutzen kann”, so Sweeney.

BLICK.DE: https://ogy.de/BLICK
… nach Aussage von Facebook sollen diese Regeln jedoch bis jetzt nicht für europäische Nutzer gelten. Das verbietet nicht nur die Datenschutzgrundverordnung. Der Austausch zwischen den Diensten sei bereits beim Kauf von WhatsApp durch die EU-Kommission unterbunden worden. Daran wolle man sich halten, schreibt Niamh Sweeney, Direktorin für Policy bei WhatsApp in Europa, auf Twitter. Somit solle sich für europäische WhatsApp-Nutzer nichts ändern.

Zu 4 (Bewertungen und Vergleiche der hier genannten Messenger):
CHIP: https://ogy.de/CHIP-2  Meldung vom 15.11.2020, 06:33 Uhr
Guter und knapper Vergleich, bei dem die Reihenfolge der sichersten Messenger so aussieht:
Platz 1: Element (ist kein Messenger, sondern ein „Matrix-Client“)
Platz 2: Signal
Platz 3: Threema
Platz 4: Telegram

RTL.DE: https://ogy.de/RTL Meldung vom 11.1.2021, 10:51 Uhr
SWR3: https://ogy.de/SWR  Meldung vom 13.1.2021

Zu 5 (Threema):
SWR3: https://ogy.de/SWR  Meldung vom 13.1.2021
Threema ist jeden Cent wert, ein sicherer, guter Messenger, der alle Sicherheitsstandards erfüllt, aber Threema ist vor allem aufgrund der Einmal-Kosten kaum verbreitet – und was willst du bei einem Messenger, bei dem deine Freunde nicht sind? 10-mal weniger Downloads als Signal kann Threema vorweisen. Trotzdem gehört er in die Riege der besten Messenger, wenn es um Privatsphäre geht.

Zu 6 (Telegram):
CHIP: https://ogy.de/CHIP Meldung vom 13.1.2021, 15:27 Uhr
Der Messenger [Telegram] gilt als sicher und ist äußerst beliebt – erst kürzlich knackte er die Marke von 500 Millionen aktiven Nutzern. Doch eigentlich ist der Messenger, der aus Russland kommt, ganz und gar nicht sicher. CHIP erklärt die Hintergründe …
Telegram ist eine der meistgenannten Alternativen zu WhatsApp und gilt als sicher – das entspricht allerdings nicht unbedingt der Wahrheit. Zum einen werden bei Telegram die Chats standardmäßig überhaupt nicht Ende-zu-Ende-verschlüsselt, sondern nur, wenn der Nutzer das explizit einstellt und die sogenannten geheimen Chats benutzt. Reguläre Chats sind zwar dennoch verschlüsselt, werden aber durch die Cloud-Funktion auf Telegram-Servern zwischengespeichert und könnten dort vom Anbieter theoretisch entschlüsselt werden.
Doch auch die Ende-zu-Ende-Verschlüsselung basiert bei Telegram auf einem proprietären Protokoll – das heißt, außer Telegram selbst kann niemand die Verschlüsselung bewerten und erforschen, wie sicher der Algorithmus tatsächlich ist. WhatsApp hingegen nutzt seit einiger Zeit den sicheren Algorithmus von Signal zur Ende-zu-Ende-Verschlüsselung von Chats und Medien.
Obendrein wird Telegram stets als quelloffene App angepriesen – das spräche eigentlich für den Messenger, denn Open-Source-Apps können von externen Experten begutachtet und analysiert werden und Bugs oder Sicherheitslücken werden schneller gefunden. Allerdings gilt das nur für die Clients. Der Servercode von Telegram ist nicht öffentlich zugänglich, man weiß also nicht, was auf den Servern des Anbieters passiert. Obendrein ist auch der Standort der Telegram-Server nicht bekannt und damit auch nicht die dort geltenden Datenschutzgesetze.
Telegram ist eines der besten Beispiele dafür, dass vieles, was man sich so erzählt, oft nicht ganz wahr ist. Der russische Messenger wird fast überall als sichere WhatsApp-Alternative angepriesen – doch bei genauerem Hinsehen trifft das nur dann zu, wenn man als Nutzer selbst Maßnahmen ergreift. Eine Alternative wie das kostenlose Signal oder der Schweizer Messenger Threema ist hier deutlich nutzerfreundlicher. Dennoch ist es nicht verwunderlich, dass viele Nutzer Telegram bevorzugen, denn die App strotzt nur so vor nützlichen Features. Wer aber nur aus Gründen der Privatsphäre von WhatsApp wegwechselt, ist mit Telegram als Alternative nicht gut beraten.

SWR3: https://ogy.de/SWR  Meldung vom 13.1.2021
Ursprünglich wurde Telegram vom russischen Facebook-Konkurrenten entwickelt, später ausgelagert, um das Image loszuwerden, der russische Staat hätte Zugriff. Aber bis heute ist unklar, wer die Telegram-Server wo betreibt. Sicher ist, dass alle Chats und selbst Tastatureingaben auf Telegram-Servern landen und ausgewertet werden können, wie ein Test von Heise-Security belegt.
Auch die Ende-zu-Ende-Verschlüsselung des „geheimen Chats“ gilt in der Fachwelt nicht als sicher, da völlig unklar bleibt, was auf den Servern bei Telegram passiert. An dieser Stelle darf jeder selbst entscheiden, ob er Telegram vertraut.

Zu 7 (Signal):
CHIP: https://ogy.de/CHIP  Meldung vom 13.1.2021, 15:27 Uhr
Vor allem die Ende-zu-Ende-Verschlüsselung spricht für sich: Signals Protokoll ist Open Source und kommt dank seiner hohen Sicherheit auch unter anderem bei WhatsApp zum Einsatz. Zudem werden hier nicht nur Chats und Medien, sondern auch die Metadaten verschlüsselt.
Signal wurde mit dem Gedanken entwickelt, einen komplett sicheren Messenger anzubieten, und stammt aus der Feder einer gemeinnützigen Organisation. Sowohl App- und Servercode sind quelloffen und die App erhält laufend neue Features. Wer von WhatsApp zu Signal wechselt, dürfte kaum eine Funktion vermissen – sogar verschlüsselte Videoanrufe sind mit an Bord.

KUKETZ, IT-Security: https://ogy.de/kuketz  Beitrag vom 8.12.2020
Ausführlicher Beitrag über die Sicherheit, eher für Fachleute. Gute Liste (am Ende) der Vor- und Nachteile.
Genannt werden folgende Vorteile:

  • Der Client und Server sind quelloffen und der Quellcode damit einsehbar
  • Signal ist ebenfalls auf dem Desktop nutzbar
  • Standardmäßig ist die Ende-zu-Ende-Verschlüsselung für Chats und auch Gruppen-Chats aktiv
  • Speichert bzw. verarbeitet nur wenig Metadaten
  • Auch auf googlefreien Smartphones nutzbar
  • Nutzt WebSockets als Alternative zur Google-Infrastruktur für Push-Benachrichtigung
  • Keine (User-)Tracker integriert
  • Verschlüsselte Sprach- und Videoanrufe möglich (Anrufe können über einen Signal-Proxy geleitet werden, um die IP-Adresse vor dem Kommunikationspartner zu verschleiern)
  • Nachrichten werden verschlüsselt auf dem Gerät gespeichert
  • Zerstörungsfunktion für Nachrichten
  • Ermöglicht ein verschlüsseltes, lokales Backup
  • Äußerst fähige Entwickler, die immer neue Technologien bzw. Standards setzen

Und folgende Nachteile:

  • Datenschutzerklärung lediglich in englischer Sprache verfügbar
  • Wenig Transparenz bei der Finanzierung der Signal Foundation
  • Telefonnummer für die Registrierung und Nutzung notwendig
  • Zentralisierter Dienst
  • Entscheidungen für Außenstehende teils schwierig nachvollziehbar (bspw. keine F-Droid-Version)

Fazit:
Das Ziel der Signal Foundation ist verschlüsselte Kommunikation der Allgemeinheit zugänglich zu machen und gleichzeitig eine hohe Benutzerfreundlichkeit und Datensparsamkeit zu bieten. Ein Drahtseilakt, der bisher ausgezeichnet gelingt.
Insgesamt halte ich Signal, trotz der aufgezeigten Nachteile, für einen der besten Messenger, die aktuell verfügbar sind.

SWR3: https://ogy.de/SWR  Meldung vom 13.1.2021
Ein top Messenger, sicher, ohne Stolperfallen, für 0 Euro.
Da Signal als Open-Source programmiert wird, können Experten bewerten, wie sicher Signal wirklich ist. Und in diesem Punkt ist Signal über jeden Zweifel erhaben … Die Finanzierung wird von einer Stiftung und Spenden sichergestellt – die Verbreitung bei Deutschen ist gut, besser als bei dem ebenfalls sehr guten Threema.

Zu 8 (WhatsApp):
Verbraucherzentrale.de: https://ogy.de/verbraucher  Stand 8.1.2021
WhatsApp ist Platzhirsch unter den Messengern. Aber in Sachen Datenschutz gibt es zu dem Messenger aus dem Hause Facebook Kritik.

Hier sind auch Hinweise darüber, wie man den WhatsApp-Account löscht.

SWR3: https://ogy.de/SWR  Meldung vom 13.1.2021
Whatsapp nutzt die sehr sichere Verschlüsselung, die auch unser App-Tipp Signal verwendet. Alle Tests zeigen, dass Chats nur auf dem jeweiligen Handy liegen. Da der amerikanische Staat aber per Gesetz Hintertürchen einfordern kann, muss klar sein, dass Whatsapp nicht auf Dauer sicher sein kann.

Zu 9 (Mein Fazit):
SWR3: https://ogy.de/SWR  Meldung vom 13.1.2021
Unser Tipp: Erstmal Whatsapp UND Signal nutzen. Ja, alle deine Freunde nutzen Whatsapp. Das bedeutet ganz praktisch, du wirst so ohne weiteres nicht darauf verzichten können. Und viele deiner Freunde werden nicht akzeptieren, dass sie Whatsapp aufgeben sollen wegen „dem bisschen Datenschutz“. Aber hey, wir brauchen mehr als nur WhatsApp. Signal als Messenger boomt bei Deutschen. Die zusätzliche App kostet praktisch nicht mehr Akku, und du wirst überrascht sein, wie viele deiner Freunde schon da sind.