Tag 3: Ein Sabbat in der Wüste

Sabbat, 27. Mai 2017. Man hat nicht häufig die Gelegenheit, einen Sabbat in der Wüste zu verbringen. Das haben wir, 33 Reiseteilnehmer plus Guide und Busfahrer, an diesem Tag gemacht. Aber alles der Reihe nach.

Zunächst fuhren wir nach Jericho, die als älteste Stadt der Welt gilt und mit 250 Meter unter dem Meeresspiegel die tiefstgelegene Stadt der Welt ist. Dort parkte der Bus am Fuß des Berges, in dem das Georgskloster aus dem Felsen gehauen wurde. Wir sind aber nicht dorthin gelaufen, sondern haben den bisher besten und günstigsten frisch gepressten Orangensaft genossen. (Einige von uns nutzen jede Gelegenheit, den kostbaren Saft zu trinken.) Übrigens: Auf der Fahrt nach Jericho überfuhr der Bus aus Versehen einen Krallen-Gürtel, der von den Soldaten über die Straße gelegt worden war. Da war die Sorge groß, besonders beim Fahrer, dass nun die Reifen beschädigt sein könnten. In Jericho stellten wir dann mit großer Erleichterung fest, dass die Reifen keinen Schaden davon getragen hatten.

Zweite Station dieses Tages war Qumran, ein Name, den Bibelkenner sofort mit der Überlieferung des biblischen Textes verbinden. Hier wurden nämlich 1947 die berühmten Schriftrollen des Alten Testaments „zufällig“ von einen Beduinenjungen in einer der vielen Höhlen gefunden. Im Laufe der Zeit entdeckte man fast alle Bücher (nur Esther und Ruth fehlen). Eine Abschrift der Jesaja-Rolle würden wir am Sonntag im „Schrein des Buches“ im Israel-Museum in Jerusalem sehen.

Während der Fahrt am Toten Meer entlang erzählte uns Karin von den gefährlichen Schlucklöchern und den Wasserproblemen des Toten Meeres: Der Wasserspiegel ist seit Beginn des 20. Jahrhunderts um 12 Meter gesunken. Besonders der nördliche Teil ist von schleichender Austrocknung bedroht, weil dem Jordan als Hauptzufluss ständig Wasser (zur Versorgung Israels und Jordaniens mit Trinkwasser und zur Bewässerung in der Landwirtschaft) entnommen wird. Projekte zur Lösung dieser Probleme (auch der Plan, Rotes und Totes Meer durch einen Kanal zu verbinden) seien gescheiter, u. a. aus technischen Gründen.

Für die Sabbatpredigt hatte uns Karin einen wunderschönen Platz unter Bäumen in einem Naturreservat am Toten Meer reserviert, der nur mit Schlüssel zugänglich ist. Die Predigt von Elí befasste sich mit fünf Stationen im Leben des Königs Davids, der in dieser Gegend häufig unterwegs war – zum Beispiel unweit, in Ein Gedi, wo David in einer Höhle Saul verschonte und ihm nur einen Zipfel des Gewandes abschnitt (nachzulesen in 1. Samuel 24).

Gleich nach Verlassen des geschlossenen Bereichs befand sich ein Bereich, in dem viele Familien mit ihren Kindern Picknick machten, in einem Bach badeten und spielten. Eine sehr schöne Stelle mehr als 400 Meter unter dem Meeresspiegel, wo wir uns unsere Lunchpakete schmecken ließen.

Die letzte offizielle Station des Tages war die Felsenfestung Masada (UNESCO-Welterbe). Am Ende der zweijährigen Belagerung durch die Römer (72-74 n. Chr.) begingen die Widerstand leistenden Juden Massenselbstmord. „Masada darf nie wieder fallen“ lautet der Eidspruch der modernen israelischen Armee. Wir fuhren mit der Seilbahn hoch (der Aufstieg zu Fuß wäre bei der Hitze zu anstrengend gewesen und hätte eine Stunde Zeit gekostet), genossen die Sicht aus 440 Meter Höhe und fütterten sehr zutrauliche Vögel, die uns das Brot aus der Hand fraßen.

Auf dem Weg von Jericho nach Jerusalem, der parallel zur damaligen Strecke läuft, ergänzte Karin die bekannte Auslegung des Gleichnisses vom barmherzigen Samariter um eine weitere Deutung.

Zum Abschluss des Tages nahm der größte Teil der Gruppe das  Angebot wahr, Jerusalem by night zu besuchen – einschließlich der Klagemauer, wo nach 22 Uhr immer noch sehr viele Juden aller Altersstufen beteten. Nicht weit von dort herrschte im islamischen Teil Feststimmung, als nach Sonnenuntergang die im Ramadan Fastenden „zurück ins Leben“ fanden.

 

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