Leben nach Gottes Rhythmus: der Sabbat (2)

Gedanken, Kommentare und Material zur diesjährigen Gebetswoche der Evangelischen Allianz, die vom 9. bis 16. Januar 2022 in Deutschland und weltweit stattfindet.

Diese 176. Gebetswoche steht unter dem Generalthema Der Sabbat: Leben nach Gottes Rhythmus.

Materialien und Kommentare zu den einleitenden Seiten 4-11 des Begleitheftes hier.

asdf

Kommentare – Fortsetzung

Im Beitrag für den Sonntag, 9. Januar (S. 12-13) haben mich diese Worte von Gisela Kessler-Berther besonders angesprochen:

  • Gerade weil es so wichtig ist, dass wir unsere Identität nicht über unsere Arbeit definieren, verordnet uns Gott einmal pro Woche einen „arbeits-losen“ Tag: den Sabbat.
  • Wir sind mehr als das, was wir machen und leisten. Unsere Identität und Würde liegt zuletzt darin, dass wir – ganz unverdient – Gottes geliebte Kinder sind. Die Arbeit hilft uns, unsere Persönlichkeit auszubilden. Unser „Person-Sein“ ist hingegen unabhängig von unserem Tun.

In Lüneburg fand der Eröffnungsgottesdienst in der St. Nikolaikirche statt (Screenshot-Fotos oben). Die Predigt zum Thema „Sabbat und Identität“ hielt Pastor Eckhard Oldenburg von St. Nikolai. Zwei Kernsätze habe ich mir gemerkt: „Mensch, gedenke: Dein erster Lebenstag war ein Ruhetag!“ (Genesis 2,2-3) Und: „Der Sabbat ist ein Tag der Befreiung!“ (Exodus 6,6)

Fein fand ich seine Empfehlung, im Austausch mit den (Siebenten-Tags-)Adventisten von diesen zu hören, was ihnen der Sabbat bedeutet, um auch von ihnen (wie vom Volk der Juden) etwas für die eigene Ruhetaggestaltung zu lernen. Seinen Schlusssatz habe ich mir auch gemerkt: „Gott segne unser Tun und Lassen!“

1. Ca. 100 Personen folgten der YouTube-Übertragung des Gottesdienstes. 2. Lieder und Lobpreisteil wurden von dieser kleinen aber feinen Singgruppe begleitet. 3. Vater und Sohn (Jonathan und Timo Grebe von der Adventgemeinde) in Action. 4. „Gastredner“ war der Pastor der Nikolai-Gemeinde, Eckhard Oldenburg, der in diesem Jahr in Rente geht. 5. Nach zehn Jahren in der Leitung der Evang. Allianz Lüneburg wird Pastor Joschi Stahlberg (FEG, rechts) herzlich von Pastor Christoph Petersen verabschiedet. 6. Larissa Zagel (CVJM Lüneburg) stellt die Pastoren Christoph Petersen (rechts, Baptisten) und Timo Grebe (Adventisten) als neue Vorsitzende der Evang. Allianz Lüneburg vor.

Am ersten Abend (Montag) stand die Erfahrung des Volkes Israel während der Wüstenwanderung im Mittelpunkt, denn es ging darum, wie Gott uns Menschen versorgt – während der Arbeitswoche und auch am Sabbat. Die Versorgung mit „Manna“ war ja ein doppeltes Wunder: Es fiel täglich vom Himmel, und zwar so viel, wie jeder für diesen Tag brauchte. Was zu viel gesammelt wurde, war am Tag danach unbrauchbar. Am Freitag aber fiel die doppelte Ration, womit die Versorgung für den Sabbat gesichert war.

In seiner Ansprache an diesem Abend in der Lüneburger Matthäus-Gemeinde (siehe Fotos) konfrontierte Pastor Joachim Grünig (von der Adventgemeinde) die Anwesenden mit der Frage, wie viel wir wirklich brauchen. „Brauchen wir wirklich die T-Shirts aus Bangladesh? Oder die Wurst aus der Massentierhaltung?“

Im Bezug auf den Sabbat als Ruhetag berichtete er vom Zusammenhalt der Christen zu DDR-Zeiten über die Konfessionsgrenzen hinweg. Zum Beispiel bei der Sabbatfeier der adventistischen Bausoldaten.

Pastor Joachim Grünig (Bild rechts) nahm in seiner Ansprache Bezug auf das Motto des Evangelischen Kirchentags 2013 in Hamburg. Zuvor wurde er von Pastor Friedemann Pache (oben Mitte) zu seinem Werdegang interviewt.

An den Heft-Ausführungen für den 11. Januar hat mir dieser Vergleich von Sr. Lydia Schranz gut gefallen:
In die Stille zu finden, braucht Zeit. Wenn ich ein Glas mit dreckigem Wasser fülle, setzt sich der Schmutz nach einiger Zeit am Boden ab. Das Wasser wird klar. Es ist „zur Ruhe gekommen“.

Zwei Fragen habe ich zu den vorausgehenden Aussagen:

1. FRAGE: Ist es wirklich so, dass seit der Auferstehung von Jesus der „erste Tag nach dem Sabbat“ [also der Sonntag] den Lebensrhythmus der jungen Christengemeinde bestimmte? Bei fragen.evangelisch.de habe ich gelesen: „Im Neuen Testament gibt es auch tatsächlich keine Hinweise, den Sonntag anstelle des Sabbats zu heiligen. Die Verschiebung des wöchentlichen Feiertags bei den ChristInnen vom siebten auf den ersten Tag der Woche, ist erst im Laufe der ersten Jahrhunderte n.Chr. geschehen.“

2. FRAGE: Sr. Schranz schreibt, der Ruhetag sei an keinen Wochentag gebunden. Wenn jeder den Wochentag als Ruhetag auswählen kann, der ihm am besten passt, wann sollten Christen zusammenkommen, um gemeinsam Gottesdienst zu feiern? Und wie soll man dann die vor dem Beitrag zitierte Bibelstelle (1. Mose 2,2-3) verstehen, wenn es dort heißt, dass Gott den siebten Tag aussonderte (das ist mit „heiligen“ gemeint) und ihn segnete? Gott sondert einen Tag aus, bevor es überhaupt Juden gab, und wir entscheiden uns für einen uns „passenderen“ Tag? Das verstehe ich nicht.


Sehr anschaulich malte Pastor Joschi Stahlberg (FEG) den Besuchern des dritten Abends in der Friedenskirche (Baptisten) vor Augen, wie der rastlose Arbeitstag der Israeliten als Sklaven in Ägypten ausgesehen haben mochte. Da müssen sie die Ruhepause am Sabbat als eine richtige Wohltat empfunden haben. Ein echtes befreiendes Erlebnis! „Ihr seid keine Sklaven mehr!“ Dann fragte er die Zuhörer: „Wer oder was ist dein Sklavenhalter?“

Den Sabbat abzulehnen käme einer Verachtung des Geschenks der Freiheit gleich. Wer den Sabbat heiligt, bekenne: „Ich weigere mich, zurück nach Ägypten zu gehen!“ Der Sabbat – er war ja der erste Lebenstag der Menschen im Paradies – sei keine Belohnung für etwas, das wir geleistet hätten (nach dem Motto: Erst die Arbeit, dann das Vergnügen), sondern das Angebot des Schöpfers, in eine erfüllende Beziehung einzugehen. Zugleich erinnere uns der Sabbat (so die Begründung bei der Wiederholung der Gebote) daran: Du bist kein Sklave mehr, du bist frei, der Sklavenhalter ist gebrochen! Erst wenn wir diese Befreiung erleben und feiern, seien wir fähig, barmherzig zu sein – anderen und uns selbst gegenüber!

Links: Pastor Christoph Petersen (Friedenskirche) erzählt in der Einführung die bewegende Geschichte eines afrikanischen Mädchens, das nach einer langen Dürreperiode als einziges zu einem Bittgottesdienst mit einem Regenschirm erscheint.
Mitte: Pastor Joschi Stahlberg (FEG) illustriert auf einprägsamer Weise, wie es den Israeliten in Ägypten unter ihren Antreibern ergangen sein muss: keine Ruhepause, nur Peitschenhiebe!
Rechts: In drei Gebetsabschnitten beten die Anwesenden für die Gefängnisarbeit in Lüneburg und Celle, und auch für verschiedene Einrichtungen in der Salzstadt.

Ein „Sabbat-Feeling“ zu vermitteln, das hatte sich die Adventgemeinde Lüneburg für den Abschlussabend zum Ziel gesetzt. Weiterlesen