Tag 3: Ein Sabbat der besonderen Art

Sabbat, 1. Juni 2019. Diesen Sabbat werden wir nicht so schnell vergessen: Wir waren gedanklich unterwegs mit Jesus um den See, auf dem und um den sich so vieles von dem ereignet hat, was wir in den Evangelien lesen.

Über Tiberias sind wir direkt zum Berg der Seligpreisungen gefahren, wo wir für 9:00 Uhr einen überdachten Gottesdienstplatz („Altar 2: St. Lukas“) reserviert hatten. Nachdem wir den Text der Seligpreisungen hörten, hielt Elí eine Predigt mit dem Titel „Gott rechnet anders“ über das Wunder der Brotvermehrung. Er sprach über die Reaktionen des Philippus und seines Bruders Andreas auf die „Fangfrage“ von Jesus „Wo können wir so viel Brot kaufen, dass all diese Menschen zu essen bekommen?“ (Joh 6,5 NLB). Was beide nichts wussten, verrät uns Johannes: [Jesus] „stellte Philippus jedoch nur auf die Probe, denn er wusste schon, was er tun würde“. (V. 6) Die Zusammenfassung der Predigt kommt im einprägsamen Zitat von Johann Gottfried Lessing sehr gut zum Ausdruck: „Mein Jesus kann addieren und kann multiplizieren, auch da, wo lauter Nullen sind.“

Was uns alle sehr bewegt hat, sodass viele die Tränen der Rührung nicht zurückhalten konnten, war die Segnung der Ehepaare – sowohl die von Gudrun und Reiner Nitsche, die sich das gewünscht hatten, als auch der anwesenden Paare, die einen Kreis Hand in Hand um Gudrun, Reiner und Elí bildeten. Die restlichen Teilnehmer bildeten wiederum einen Kreis um den kleinen Kreis herum, sodass wir alle vereint waren in der Bitte um den Segen Gottes für uns und unsere Familien. Zum Schluss sangen wir – alle Hand in Hand in einem Kreis das Vaterunser. Und dann flossen Tränen der Freude und Dankbarkeit.

Die restliche Zeit auf dem Berg verbrachten wir mit Spaziergängen durch den herrlichen Park mit der schönen Sicht auf den See Genezareth und auch damit, die Kirche zu besichtigen, in der u. a. eine englischsprachige Pilgergruppe konzertreif bekannte „Lieder der Väter“ mit großer Begeisterung sang.

Vom Berg der Seligpreisungen fuhren wir herunter zu Tabgha am See, um die Brotvermehrungskirche zu besuchen, die auf dem von der Deutschen Katholischen Palästinamission erworbenen Gelände 1980 bis 1982 im byzantinischen Stil errichtet wurde und von den Benediktinern mit weiteren Einrichtungen geführt wird. Dort konnten wir die Mosaikböden aus dem 4. und 5. Jahrhundert bewundern. Auch waren u. a. eine Brotmühle und ein Taufbecken zu sehen (provisorisch etwas lieblos außerhalb des Geländes wegen einer größeren Baustelle abgestellt).

Ein weiterer Höhepunkt dieser Besichtigungen um den See ist Kapernaum: Aus diesem Fischerdorf stammten sowohl die Brüderpaare Simon Petrus und Andreas sowie Jakobus und Johannes, als auch der Zöllner Levi, genannt Matthäus. Hier besichtigten wir die Reste einer Synagoge aus dem 2./3. Jhdt., die an jene erinnert, in der Jesus sein öffentliches Wirken begann. Silke, unsere Reiseleiterin, erklärte uns einiges über die Ausgrabungen dort, auch über den häufig mühsamen Alltag der Menschen damals (z. B. beim Brotbacken). Auch zu den dort ausgegrabenen Wohnräumen, wie das angebliche Haus der Schwiegermutter des Petrus, in dem Jesus

zeitweise wohnte, heute durch einen Glasboden in der ab 1980 gebauten katholischen Kirche zu sehen. In seiner Andacht direkt am See unter schattigen Bäumen ging Elí auf den Bericht über den römischen Hauptmann ein, die hier Jesus um die (Fern-)Heilung seines Knechtes erbat. Und er stellte uns die Frage zum Nachdenken: Ist es möglich zusammen mit Jesus unterzugehen, wenn er an Bord unseres Lebensschiffes ist? Nein, es ist ausgeschlossen, denn – wie ein unbekannter Matrose seiner Mutter schrieb – „das Meer, in das dein Leib versinken mag, ist auch nur eine Pfütze in der hohlen Hand deines Heilands, aus der dich nichts reißen kann“. Mit einem Gruppenbild am Petrusdenkmal und ein paar theologischen Erklärungen zu den dort eingravierten Worten beendeten wir den Besuch dieser geschichtsträchtigen Stätte.

Nach einem leckeren Mittagessen bei Ali (viele probierten den „Petrusfisch“) ging es weiter nach Magdala (hebr. Migdal), den Heimatort der Maria Magdalena, wo eine sehenswerte Ausgrabungsstätte zu besichtigen ist, die uns Silke sehr fein erklärte. Auch sehenswert ist die kath. Kirche „duc in altum“ (wörtlich: ziehe in die Höhe; gemeint ist das Wort Jesu an seine Jünger nach einer erfolglosen Arbeitsnacht: „fahr hinaus auf den See“), die besonders den Frauen der Bibel gewidmet ist, aber auch schöne Gemälde über das Wirken Jesu hier enthält. Das Magdala Center ist ein Projekt einer mexikanischen Gruppe von Christen und wird durch Spenden aus aller Welt finanziert.

Unsere Tour endete am Kibbuz Ginosar, wo wir das 2000 Jahre alte Fischerboot (d. h. den Rumpf eines solchen) sehen konnten, das während der Trockenperiode von 1986 im Schlamm entdeckt und liebevoll-professionell geborgen und restauriert wurde. Danach hatte, wer wollte, die Möglichkeit, hier im See zu baden, was bei Hitze von knapp 40 Grad sehr wohltuend (leider zu kurz!) war.

Zum Abschluss des Tages hörten wir – nach einem äußerst positiven Rückblick auf die ersten zwei Tage unserer Reise – die (wahre) Geschichte vom „Wunder“ der 57 Cents in der Andacht von Elí.

So ging ein sehr heißer, aber unvergesslicher Sabbat der besonderen Art, um 21 Uhr zu Ende.


Aus der Predigt vom 1.6.2019 auf dem Berg der Seligpreisungen: Gott rechnet anders (Das Wunder der Brotvermehrung)

Mein Jesus kann addieren und kann multiplizieren, auch da, wo lauter Nullen sind. (Johann Gottfried Lessing)

Aus der Andacht am 1.6.2019 in Kapernaum am See: Ist es möglich, mit Jesus an Bord unterzugehen?

Das Meer, in das dein Leib versinken mag, ist auch nur eine Pfütze in der hohlen Hand deines Heilands, aus der dich nichts reißen kann. (Ein Matrose an seine Mutter)

Aus der Abendandacht vom 1.6.2019 im Kibbuz: Was nützen schon 57 Cent?

Es kommt nicht darauf an, was du alles besitzt oder was du alles kannst. Es kommt vielmehr darauf an, wie groß dein Vertrauen in einen Gott ist, der Wunder tut.


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