Tag 13: Petra am Tag, Abend und Nacht in Wadi Rum

Das „obligatorische“ Foto vor der Schatzkammer Petras, am Ende der Schlucht.

Dienstag, 17. Mai. Heute hatten wir zwei Höhepunkte in unserer Jordanienreise: die rosarote Stadt Petra am Tag und den Tagesabschluss mit Übernachtung in Wadi Rum.

„Nur“ eine Ruinenstadt

Nach dem frühen Aufstehen, dem Einpacken (heute Nachmittag geht es schon weiter) und einem leichten Obstfrühstück bin ich bereit, die rosarote Stadt Petra zum vierten Mal zu besuchen, von der Thomas Edward Lawrence (Lawrence von Arabien) in seinem Werk Die sieben Säulen der Weisheit schrieb: „Petra ist der herrlichste Ort der Welt.“ Na ja, die antike Stadt Petra (griech. Fels) war einst ein bedeutender Handelsplatz für Luxusgüter, an dem sich verschiedene bedeutende Karawanenstraßen kreuzten. Sie verbanden den Mittelmeerraum mit Ägypten und Syrien bzw. das Mittelmeer und Südarabien. Man handelte Elfenbein, Seide, Gewürze, Perlen, Goldschmiedearbeiten und Weihrauch. Dank der Zölle und Steuern konnten alle am Weg liegende Orte gut leben.

Heute ist Petra eine verlassene Ruinenstadt, die hauptsächlich aus Gräbern besteht: Die wohlhabenden Bewohner ließen prächtige Grabmäler und Tempel in die roten Felsen meißeln, die die Stadt umgaben. Mit dem Anwachsen von Reichtum und Kultur wuchsen in Petra auch die Grausamkeit und der Stolz. Der Prophet Jeremia sagte das Ergebnis voraus: „Dass die andern dich fürchten, hat dich verführt, und dein Herz ist hochmütig, weil du in Felsenklüften wohnst und hohe Gebirge innehast. Wenn du auch dein Nest so hoch machtest wie der Adler, dennoch will ich dich von dort herunterstürzen, spricht der HERR. Also soll Edom wüst werden, dass alle, die vorübergehen, sich entsetzen und spotten über alle seine Plagen.“ (Jeremia 49,16-17) Die Prophezeiung hat sich erfüllt, Petra wurde eine unbewohnte Ruinenstadt. Immerhin ist Petra seit 1985 UNESCO-Welterbe und steht seit 2007 auf der Liste der Neuen Sieben Weltwunder.

An diesem Morgen legten wir die Strecke bei Tag zurück, die einige am Abend zuvor (Petra by night) gegangen waren: 900 m vom Kartenschalter bis zum Eingang der Schlucht und weitere 600 m bis zum Schatzhaus. Ein paar ließen sich mit dem Elektrowagen (viel schonender als die Pferdekutsche!) bis zum Schatzhaus fahren, die meisten genossen den Weg durch die Schlucht, Siq genannt. Während der Siq kaum merklich abfällt, wird er immer enger: Die schmalste Stelle ist kaum einen Meter breit. Rechts und links ragen die schroffen Felswände in den blauen Himmel. Immer wieder bewunderten wir die Überlebenskraft der Bäumchen und Pflanzen, die aus den Ritzen herauswachsen.
Plötzlich, am Ende der Schlucht, taucht die rosa, fein gemeißelte Fassade des Schatzhauses auf. Dieses war möglicherweise ein Tempel, denn im Inneren (das nicht besichtigt werden kann) befindet sich ein Heiligtum mit einem Becken für rituelle Waschungen. Hier warteten Kameltreiber mit ihren Tieren für kleine Fotorundritte und auch die Souvenirverkäufer. Bevor wir zu Fuß weitergingen, machten wir hier das obligatorische Gruppenbild mit dem Schatzhaus im Hintergrund.

Vom Schatzhaus führt der Weg in den äußeren Siq, an dessen Ende sich das nach römischem Vorbild erbaute Amphitheater mit Platz für 4.000 Zuschauer befindet. Dann teilte sich die Gruppe: Eine sportliche Gruppe ging mit Wael einen Seitenweg, der an Felsenwohnungen und herrlichen Steinformationen vorbeiführte (Fotos hiervon auf dem USB-Stick). Die es etwas gemütlicher haben wollten, gingen mit mir über die römische Kolonnadenstraße (Cardo) bis zum Restaurant, wo wir Mittagspause machten. Später, beim Rückweg durch den Siq war der Lichteinfall anders als am Morgen, daher boten sich neue, überraschende Ansichten.

Bei den Beduinen in Wadi Rum

Müde, enttäuscht, genervt, versöhnt: Mit diesen Adjektiven würde ich gern den Nachmittag, den Abend und die Nacht auf dem Beduinencamp in Wadi Rum beschreiben. Der Reihe nach: Müde, weil Petra am Tag doch für die meisten recht anstrengend gewesen war. Aber schön war es dennoch! Enttäuscht darüber, dass aufgrund einer Panne (deren Ursache sich nicht ermitteln ließ) die Marskugel-Zelte anderen Gästen vergeben worden waren. Es tat mir sehr leid, dass sich nichts machen ließ. Klar, es gab später den Zuschlag zurück, aber die Vorfreude war weg! Genervt waren wir alle, weil es wieder so kompliziert war, sich für die Wiedereinreise nach Israel einen Tag später online anzumelden. Schön war dabei aber die große Hilfsbereitschaft jener, die es bereits geschafft hatten. Versöhnt wurden wir schlussendlich dreifach: durch den Kamelritt, das sehr gute Abendessen im Kuppelzelt und den Schlaf in den Luxuszelten, in denen nichts fehlte.

Ja, der Kamelritt ist jedes Mal etwas Besonderes. Diese Tiere muss man einfach liebhaben, so interessant sehen sie aus und so geduldig tragen und ertragen sie uns Touristen. Dass wir dabei den Sonnenuntergang in der Wüste erleben konnten, war der i-Punkt an diesem Abend. Zuvor erfreute uns Wael mit kaligraphischen Kostproben auf dem Sand: So schön kann eine uns fremde Schrift sein!

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