Jerusalem-Kalender APRIL

Im Monat März wurde die Grabeskirche vorgestellt. Obwohl die allermeisten Archäologen die Grabeskirche als Ort des Begräbnisses Jesu für gesichert halten, glauben viele anglikanische und freikirchliche Christen, dass es sich in diesem Garten, etwas außerhalb der Jerusalemer Altstadt, unweit vom Damaskustor, um das Grab Jesu handelt. Einen stärkeren Kontrast zur Grabeskirche kann man sich kaum vorstellen!

Das Gartengrab wurde im Jahr 1867 entdeckt und 1891 ausgegraben. Zur Annahme, es handle sich bei diesem Grab um das Grab Jesu, trug wesentlich der englische Generalmajor Charles Gordon bei. Hauptargument waren die Lage außerhalb der Stadtmauer und die Form des Felsens auf der einen Seite des Gartens: Mit etwas Fantasie kann man Augen, Nase und Mund eines Schädels erkennen (der „Mund“ wurde beim Bau der palästinensischen Busstation zerstört). Da der Name „Golgotha“ vom aramäischen Wort Gûlgoltâ („Schädel“) abgeleitet werden kann, schloss Gordon, dass dies der Ort der Kreuzigung sein müsse; denn die Evangelien berichten von einem schädelförmigen Felsen, der Golgatha hieß (Mt 27,33; Mk 15,22; Joh 19,17).

Gegenüber der Grabkammer ist eine Olivenbaumgruppe angelegt. Darunter befindet sich eine Regenwasserzisterne mit einem Fassungsvermögen von fast eine Million Liter, vermutlich aus der Zeit der Kreuzritter.

Im Flyer der Gartengrabvereinigung wird betont, dass es den Verwaltern nicht darum geht, dogmatische Debatten über die historische Echtheit dieser Stätte zu führen, sondern darum, „diesen Ort als eine visuelle Erinnerung an den Tod und die Auferstehung des Messias zu erhalten“. Der Garten sei vielen Menschen eine Hilfe, „sich die wunderbaren Ereignisse des Auferstehungsmorgens vor Augen zu führen“.

Ob das Gartengrab der historische richtige Platz der Grablegung ist oder nicht: Die Grabkammer ist jedenfalls leer, denn Jesus ist auferstanden!

Was ist hier zu sehen?

Auf dem Foto ist der Eingang zu einer Grabkammer zu sehen, die aus einer mehrere Meter hohen Felswand geschlagen wurde. Dagegen, dass dieses das Grab gewesen sei, in das Jesus gelegt wurde, spricht die Datierung: Nach Johannes 19,41 handelte es sich um „ein neues Grab, in das noch nie jemand gelegt worden war“. Dieses Grab hier stammt aber aus dem 7. bis 9. Jhdt. vor Christus, d. h. aus der Zeit der Propheten Jeremia und Jesaja.

Rechts vom Eingang, auf diesem Foto nicht mehr zu sehen, ist eine Rinne, in der eine Art Mühlstein vor den Eingang gerollt werden konnte. Das vermittelt einen guten Eindruck vom Aussehen eines Grabes zur Zeit Jesu – was man von den spärlichen Resten in der Grabeskirche nicht sagen kann.

Die schönen Pflanzen deuten an, dass dieser Platz geschmacksvoll angelegt und gepflegt wird. Der weitläufige Garten ist eine Attraktion für sich. Kleine Wege und Treppen schlängeln sich durch eine scheinbar immergrüne Pflanzenpracht, Bänke und kleine Plätze mit Bestuhlung laden Einzelbesucher und Gruppen zur Andacht ein. Obwohl seit einigen Jahren sich hinter dem Garten ein lauter Busbahnhof befindet, ist der Garten immer noch eine Oase der Ruhe.

Eine biblische Besinnung

Karsamstag: Zeitvergeudung?

Wo auch immer Jesus begraben worden ist: Den Sabbat über ruhte er im Grab. War das nicht Zeitvergeudung? Nein, war es nicht. Warum nicht? Weil Jesus zwar tot war, aber der Heilige Geist nicht. D. h. Gott hörte nicht auf zu wirken, und zwar im Herzen einiger Menschen.

Da war bspw. der Hauptmann: Was rief er aus, als Jesus am Kreuz starb? „Wahrlich, dieser ist Gottes Sohn gewesen!“ (Mt 27,54) Was mag diesem Menschen während des Sabbats durch den Kopf gegangen sein? Mit wem mag er sich unterhalten haben? Als er diesen Satz rief, haben andere sicher die Worte gehört. Er war der Befehlshaber der römischen Wache. Ob der eine oder andere seiner Soldaten vielleicht nachgefragt hat? Vielleicht haben sie gemeinsam alles zusammengetragen, was für diese neue Erkenntnis sprach: Der Mann aus Nazareth ist wirklich Gottes Sohn gewesen!

Dann waren die vielen Beobachter da: Der Hauptmann war mit Sicherheit nicht der Einzige, der zum Glauben kam. Vielen Mitläufern und Mitschreiern („Kreuziget ihn!“) sind sicher in diesen Stunden am Karfreitag die Augen aufgegangen. Nur so ist es zu erklären, dass 50 Tage später, bei der Pfingstpredigt des Petrus, sich 3.000 Menschen taufen ließen, entschlossen, Jesus Christus nachzufolgen. Petrus erntete sozusagen das, was Jesus gesät hatte – auch durch seinen Tod am Kreuz. Und diese Saat begann aufzugehen, während Jesus Pause machte im Grab.

Und dann ist noch dieser Mann, Simon von Kyrene: Dieser Mann, übrigens ein Schwarzer, war auf dem Weg vom Feld nach Hause, freute sich auf den Feierabend, auf einen schönen Sabbatanfang mit seiner Familie. Daraus wurde nichts: Ohne ihn zu fragen, legten die Soldaten ihm einfach das Kreuz auf, weil Jesus es nicht mehr tragen konnte (Mk 15,21).
Seine Familie wartete und wartete und Simon kam nicht! Als er schließlich zu Hause ankam, sah er schmutzig aus, mit Blut verschmiert. Was wird er seiner Frau und seinen zwei Jungen, Alexander und Rufus, wohl erzählt haben? Jedenfalls ist dieser Sabbat für Simon von Kyrene ein ganz anderer Tag als jeder andere Sabbat seines Lebens gewesen! Und sicher bewegten ihn der Blick, die Worte und das Verhalten Jesu während seiner letzten Stunden sehr.

Das heißt: Während Jesus ruhte, wirkte der Heilige Geist und brachte die Saat im Herzen dieser Menschen in Bewegung. Indem Jesus sich wie ein Weizenkorn in die Erde senken und begraben ließ, nahm er freiwillig die letzte Ohnmacht an, die das Schicksal jedem Menschen bereitet. Nun konnte er nichts mehr tun, nichts mehr sagen – es war alles in seines Vaters Hand gelegt. Woraus ich ableite: Von Gott verordnete Ruhe ist immer heilsame Ruhe, die Gutes bewirkt.

Das dürfen bzw. müssen wir auch manchmal erleben: Übergangsphasen, in denen wir nicht die Macher sind, sondern die Ruhenden, die Vertrauenden, die Beter. Weil uns die Kräfte einfach verlassen (z. B. als Rentner). Oder weil wir den Einfluss nicht mehr haben (z. B. auf unsere erwachsenen Kinder). Oder weil uns Gott in der einen oder anderen Form „aus dem Verkehr zieht“ und wir nur mit Jesus beten können: „In deine Hände lege ich mein Lebenswerk, meine Träume, meine Ziele. In deine Hände lege ich meine Mühe, meine Erfolge, mein Versagen, meine unerledigten To-Do-Listen. Mach du etwas Brauchbares daraus!“

Weitere Fotos

Weitere Informationen und Links

Das Zitat von Axel Kühner wurde (gekürzt) seinem Buch entnommen „Eine gute Minute: 365 Impulse zum Leben“ (Aussaat-Verlag, S. 86 in der Auflage 1994; 10. Aufl. 2012).  Hier der ungekürzte Text:

Das ändert die Lage
Er lebt.
Der Stein ist abgewälzt vom Grab Jesu.
Nichts ist unabänderlich seitdem.
Keine Situation ausweglos.
Nicht der Tod und nicht das Leben.
Wo wir nicht weiterwissen, ist nicht Ende.
Von Gott kann alles erwarten, wer ihm alles zutraut.
Wenn wir sagen: „Es ist genug“,
sagt er: „Es beginnt.“
Seine Morgensonne geht auf
über jeder Hoffnungslosigkeit.
Wo ich keine Kraft habe, sagt er:
„Ich brauche dich.“
Aus dem gebrechlichsten Halm weiß er
Brot zu machen für andere.
Der Stein ist abgewälzt vom Grab Jesu.
Er lebt. Jetzt.