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Mit Niederlagen leben

Zurzeit dreht sich fast alles um die Fußball-Weltmeisterschaft. Für mich ist Fußball wirklich eine Nebensache; für andere ist es die schönste Nebensache der Welt; andere wiederum halten Fußball für einen Kampf auf Leben und Tod. Ganz drastisch ist die Einschätzung von Umberto Eco: „Der Fußball ist einer der am weitesten verbreiteten religiösen Aberglauben unserer Zeit. Er ist heute das wirkliche Opium des Volkes.“

Obwohl ich kein besonderer Fußballfan bin, fand ich manche Szene nach dem Ausscheiden von Mannschaften wie Deutschland, Argentinien, Portugal oder Spanien aus der WM sehr rührend. Es ist interessant zu beobachten, wie sich Verlierer äußern und wie sie sich benehmen. Der britische Politiker David Lloyd George hatte etwas anderes im Sinn, aber seine Worte gelten auch im Sport: „Der Beweis von Heldentum liegt nicht im Gewinnen einer Schlacht, sondern im Ertragen einer Niederlage.“

Auch für Profispieler nicht leicht: Niederlagen verarbeiten. (Foto: taniadimas, pixabay)

Ja, Verlieren will gelernt sein. Als Kind fiel mir diese Lektion besonders schwer. Bei Spielen und Wettkämpfen fing ich sofort zu weinen an, wenn ich verlor. Es war so schlimm, dass mich mein Vater einmal ohrfeigte, weil ich so unausstehlich wurde. Ich habe es ihm nicht einmal übel nehmen können, denn mein Benehmen war wirklich sehr peinlich. (Für diese Schwäche fand ich später als Teenager eine – wie ich meine – clevere Lösung: Ich profilierte mich zu einem beliebten Gruppenspiele-Organisator und Schiedsrichter.)

Später habe ich entdeckt, dass Verlieren-Lernen das Selbstvertrauen stärkt und das Selbstwertgefühl schützt. Auch als Christ müssen wir lernen, mit Misserfolgen, Fehlern und Rückschlägen zu leben. Bei Kindern ist es wichtig, dass Eltern, Lehrer und Freunde ihnen vermitteln: Wir lieben und mögen dich unabhängig von deiner Leistung, wir stehen zu dir, wenn du Misserfolge erlebst, wir fangen dich auf, wenn du fällst.

Diese Gewissheit, unabhängig von unserer Leistung angenommen zu sein, brauchen wir auch als Erwachsene. Diese Bestätigung hole ich mir immer wieder bei Gott, der uns mit noch mehr Liebe und Empathie begegnet, als es die besten Eltern jemals könnten. Ich erlebe, wie er zu mir steht und mich auffängt, wenn ich falle. Tag für Tag! Gott hält mir meine Niederlagen niemals vor, sondern richtet meinen Blick immer wieder auf das Ziel: ewig bei ihm in einer vollkommenen, fehlerfreien Welt zu leben!

In diesem Sinne verstehe ich die Worte eines außergewöhnlichen Christen, der vom großen Verlierer (er war Christenverfolger!) zu einem fröhlichen Botschafter des befreienden Glaubens an Jesus Christus wurde: Paulus! In Philipper-Brief (3,12-14, Neues Leben Bibel) ist zu lesen:

Ich will nicht behaupten, ich hätte dies alles schon erreicht oder wäre schon vollkommen! Aber ich arbeite auf den Tag hin, an dem ich endlich alles sein werde, wozu Christus Jesus mich errettet und wofür er mich bestimmt hat. Nein, liebe Freunde, ich bin noch nicht alles, was ich sein sollte, aber ich setze meine ganze Kraft für dieses Ziel ein. Indem ich die Vergangenheit vergesse und auf das schaue, was vor mir liegt, versuche ich, das Rennen bis zum Ende durchzuhalten und den Preis zu gewinnen, für den Gott uns durch Christus Jesus bestimmt hat.

Der ultimative Videobeweis

Nach einer vierjährigen Testphase führte erstmalig der niederländische Fußballverband 2016 den Videobeweis ein. (Foto: StockSnap, pixabay)

Der Einsatz ist umstritten, ich persönlich finde diese Technik sehr hilfreich: der Videobeweis im Fußball. Der Videoschiedsrichter und seine Assistenten (bei der WM in Russland sind es drei) halten bei strittigen Spielsituationen per Funk Rücksprache mit dem Hauptschiedsrichter auf dem Spielfeld. Dieser kann sich dann bei Bedarf die Videoaufzeichnung an einem Monitor am Spielfeldrand ansehen, bevor er eine endgültige Entscheidung fällt.

Das Sprichwort „Vier Augen sehen mehr als zwei“ ist allgemein bekannt. Hier könnte man sagen „acht Augen, digital unterstützt, sehen mehr als sechs Augen auf bzw. neben dem Spielfeld“. Aber da weder der Mensch noch die Technik perfekt sind, kommt es natürlich immer noch zu falschen Einschätzungen bzw. Deutungen und demnach auch zu Fehlentscheidungen.

Was kein Videobeweis der Welt jemals zeigen wird, ist das, was sich in den Beteiligten abspielt: die Gedanken und Gefühle der Spieler während des Spiels, davor und danach. Auch nicht ihre Beweggründe. Sicher ist es besser so!

Es gibt aber einen „ultimativen Videobeweis“ der anderen Art, der das ans Licht bringt bzw. bringen wird, was sich hinter der Fassade eines jeden Menschen abspielt. Dazu noch unfehlbar! Weil der unfehlbare Gott der „Kameramann“ ist. Davon ist häufig in der Bibel die Rede: Gott „sieht uns ins Herz und kennt unsere geheimsten Gedanken“ (1. Chronik 28,9 GNB). „Ich, der Herr, sehe bis auf seinen [des Herzens] Grund, ich kenne die geheimsten Wünsche der Menschen.“ (Jeremia 17,10 GNB) „Ein Mensch sieht, was in die Augen fällt; ich aber sehe ins Herz.“ (1. Samuel 16,7 GNB) Weil es so ist, wird sein Urteil beim Endgericht, wenn er für endgültige und ewige Gerechtigkeit sorgt, unfehlbar sein.

Für manche ist das vielleicht kein angenehmer Gedanke. Für Menschen aber, die ihr Leben Gott anvertraut und Freundschaft mit Jesus Christus geschlossen haben, ist das eine befreiende Vorstellung: Endlich jemand, vor dem ich nichts verbergen muss, weil er alles über mich weiß! Endlich jemand, bei dem ich so sein darf, wie ich bin! Endlich jemand, der mich durchschaut und dennoch (bzw. deswegen) liebt!

So ein „Freund“ Gottes war der israelische König David, der nach einigen Irrwegen und tiefen Niederlagen ausdrücklich Gott darum bat, ihn zu durchleuchten und zu korrigieren (Psalm 139,1-4.23-24 GNB):

Herr, du durchschaust mich, du kennst mich bis auf den Grund. Ob ich sitze oder stehe, du weißt es, du kennst meine Pläne von ferne. Ob ich tätig bin oder ausruhe, du siehst mich; jeder Schritt, den ich mache, ist dir bekannt. Noch ehe ein Wort auf meine Zunge kommt, hast du, Herr, es schon gehört. Durchforsche mich, Gott, sieh mir ins Herz, prüfe meine Wünsche und Gedanken! Und wenn ich in Gefahr bin, mich von dir zu entfernen, dann bring mich zurück auf den Weg zu dir!

Ich bin so froh, dass auch ich Gott kennenlernen durfte wie David: als einen unparteiischen, gerechten Gott, der mich unendlich liebt und für unendlich wertvoll erachtet!