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Das „Heilige Jahr“ unter die Lupe genommen

Nach 25 Jahren feiert die römisch-katholische Kirche wieder ein Jubeljahr. Was wird den teilnehmenden Pilgern versprochen? (Foto: Vatican News)

Rom stellt sich auf 32 Millionen Pilger im „Heiligen Jahr“ 2025 ein. Im letzten Jubeljahr 2000 waren es 25 Millionen. Das sind keine „normalen“ Touristen, sondern sie folgen einem vorgegebenen Besuchsprogramm: Dazu gehören diesmal acht Pilgerorte, darunter der Petersdom, die Lateranbasilika, die Basilika Santa Maria Maggiore und die Katakomben. Und die meisten von ihnen tun diese Pilgerreise, um den vollkommenen Ablass ihrer Sünden zu erlangen.

Das erste Heilige Jahr wurde 1300 von Papst Bonifatius VIII. (1294-1303) ausgerufen und sollte alle 100 Jahre stattfinden. Inzwischen wurde der Abstand auf alle 25 Jahre verringert. Als biblisches Vorbild dient das biblische Jubeljahr (siehe Levitikus/3. Mose 25), ein alle 50 Jahre begangenes Erlassjahr. Allerdings hatte das jüdische Erlassjahr nichts mit der Vergebung der Sünden zu tun, sondern es ging um ein Erlassen von Schulden und Notkrediten. Dadurch sollte das soziale Gleichgewicht im Land wiederhergestellt werden.

Teilnehmer einer Wallfahrt nach Rom im Jahr 2016. (Archivfoto: Christof Haverkamp, „Kirche+Leben“)

Wie Papst Franziskus in der „Verkündigungsbulle des Heiligen Jahres 2025 (Spes non confundit)“ erläutert, vergibt Gott den Menschen zwar ihre Sünden, nicht jedoch die Folgen. Und diese bedürfen der Läuterung, sei es hier auf Erden (zum Beispiel durch gute Werke, Wallfahrten usw.), „sei des nach dem Tod im sogenannten Purgatorium“ (S. 29-30 bzw. Katechismus der Katholischen Kirche, Nr. 1472). Durch den Ablass, der anlässlich des Heiligen Jahres gewährt wird, werden also nach katholischer Lehre zeitliche Strafen für Sünden erlassen, die hinsichtlich der Schuld schon getilgt sind.

In einem Interview des Deutschland Funks vom 31.12.2024 vergleicht der evangelische Theologe Volker Lepin diesen Straferlass mit einer vorzeitigen Haftentlassung bei guter Führung. „Wenn ich mich anständig bemühe, dann gibt mir Gott immer noch ein Stück mehr Reduktion“ der Strafe. Diese Verringerung der Strafdauer kann Tausende oder gar Hunderttausende von Jahren ausmachen. „Durch das Fegefeuer hindurch kommen sie [die Gläubigen] in den Himmel und durch den Ablass können sie die Zeit im Fegefeuer auch noch verkürzen … Ich weiß dann, dass ich ins Fegefeuer komme und dann tue ich halt möglichst viel und muss dann irgendwann auch nichts mehr tun, sondern kann irgendwas kaufen, damit ich diese Zeit im Fegefeuer noch verkürze.“

Dieses „Kaufen“ führte am Ende des Mittelalters zu einer regelrechten Inflation des Ablasswesens. Papst Leo X. ließ wegen seiner chronischen Geldnot die Ablassbriefe wie Wertpapiere anbieten. Vom Dominikanermönch Johann Tetzel, der für den Ablasshandel in der Kirchenprovinz Magdeburg verantwortlich war, soll der Satz stammen „Sobald das Geld im Kasten klingt, die Seele aus dem Fegefeuer in den Himmel springt“. In den 95 Thesen, die Martin Luther am 31. Oktober 1517 an die Tür der Wittenberger Schlosskirche schlug, kritisierte er scharf den Ablasshandel.

Dieses Gemälde aus dem 19. Jhdt. zeigt Johann Tetzel beim Verkauf von Ablassbriefen.

Bei allem Respekt gegenüber katholischen Christen, die – weil sie es nicht anders kennen – sich aufrichtig bemühen, diesen Straferlass für sich oder für ihre verstorbenen Angehörigen zu bekommen: Mir bleiben zu viele Fragen unbeantwortet. Davon will ich hier drei nennen.

  1. Wo steht in der Heiligen Schrift, dass die Erlösung durch das stellvertretende Sterben Jesu am Kreuz nur einen Teil abdeckt, sodass der Gläubige für einen Rest durch bestimmte Werke oder durch kirchliche Erlasse zu sorgen hat?
  2. Wo steht in der Heiligen Schrift, dass dem Übergang in den Himmel eine Läuterungszeit im so genannten Purgatorium (Fegefeuer) vorausgeht? Und dass wir den Aufenthalt in diesem Läuterungsfeuer verkürzen oder vermeiden können? (Zum Beispiel durch häufige Beichte, die Kommunion, der Besuch der Messe, die Teilnahme an der Pilgerreise zum Heiligen Jahr.)
  3. Im Kompendium des Katechismus der Katholischen Kirche (Nr. 211) heißt es: „Wie können wir den Seelen im Purgatorium helfen? Kraft der Gemeinschaft der Heiligen können die Gläubigen, die noch auf Erden pilgern, den Seelen im Purgatorium helfen, indem sie Fürbitten und besonders das eucharistische Opfer, aber auch Almosen, Ablässe und Bußwerke für sie darbringen.“ Wie lässt sich dieses Wirken der Lebenden für die Toten mit den Aussagen der Heiligen Schrift vereinbaren, dass es nach dem Tod keine Bekehrungsmöglichkeit mehr gibt, sondern nur noch das Gericht nach der Auferstehung folgt?

Die Bibel gibt Erklärungen über die Erlösung, den Tod und die Auferstehung, die den genannten Theorien völlig widersprechen:

  • Paulus wiederholt immer wieder, dass der Mensch nicht durch Werke vor Gott bestehen kann, sondern allein durch den Glauben an Jesus Christus (Römer, 3,21ff.; Galater 2,16; Epheser 2,8-9;). Schon Jesaja hatte vorhergesagt, dass der Messias unsere gesamte Schuld auf sich nehmen würde (Jesaja 53,5-6). Von einer irgendwie zu begleichenden Restschuld ist nirgendwo in der Heiligen Schrift die Rede!
  • Jesus vergleicht den Zustand im Tod mit dem Schlaf: Johannes 11,11ff. Als er seinen verstorbenen Freund Lazarus auferweckte, holte er ihn weder vom Himmel herunter noch aus irgendeinem anderen Ort (Purgatorium) heraus, sondern einfach aus dem Grab (Johannes 11,43).
  • Die verstorbenen Gläubigen ruhen im Grab und werden erst dann – zusammen mit den lebenden Gläubigen – ins Reich Gottes aufgenommen, wenn Jesus Christus wiederkommt und er die gläubigen Toten auferweckt (1. Thessalonicher 4,16-17).
  • In Daniel 12,13 stehen die Worte, die Gott an seinen Propheten Daniel sprach, bevor dieser starb: „Du aber, Daniel, geh dem Ende entgegen, und ruhe, bis du aufstehst zu deinem Erbteil am Ende der Tage!“ Kurz und knapp sind hier drei Aussagen enthalten: 1) Im Tod wird geruht. 2) Dieses Ruhen dauert bis zur Auferstehung. 3) Die Auferstehung findet am Ende der Zeit statt. Friedhelm Klingeberg kommentiert diesen Text so: „Kaum ein Bibelwort hat mich an den Gräbern lieber Menschen mehr getröstet als dieses. Sie müssen nicht leiden, um sich an irgendeinem Reinigungsort die ewige Seligkeit zu erarbeiten, und sie brauchen für niemanden Fürbitte einzulegen. Sie dürfen ganz still ruhen. Alles Weitere können wir der Barmherzigkeit und Weisheit unseres Schöpfers überlassen. Und am großen Tag der Auferstehung, wenn Jesus wiederkommt, werden wir unsere Lieben wiedersehen. Welche eine Perspektive!“ (Andachtsbuch des Advent-Verlags Lüneburg, 8. Januar 2025)

Ich bin so dankbar für die klaren Aussagen der Bibel, die deutlich machen: Die Erlösung durch das dankbar anzunehmen, was Jesus am Kreuz getan hat, ist alles, was ein Mensch tun kann, um ganz (und nicht nur zum Teil) gerettet zu werden.

 
Taking a Closer Look at the „Holy Year“

[Shortened Version] Rome expects around 32 million pilgrims in 2025—significantly more than the 25 million in the year 2000. These pilgrims visit eight designated sites, including St. Peter’s Basilica and the Lateran Basilica, usually with the goal of obtaining a plenary indulgence for their sins. The first Holy Year was proclaimed in 1300 by Pope Boniface VIII. Today, it takes place every 25 years and is modeled after the biblical Jubilee Year, which, however, concerned debts and emergency loans, not the forgiveness of sins.

In the papal bull Spes non confundit, Pope Francis explains that God forgives sins but not their consequences. These consequences are alleviated through good deeds or pilgrimages. According to Catholic doctrine, an indulgence remits temporal punishments for sins that have already been forgiven. Protestant theologian Volker Lepin compares this indulgence to early release from prison for good behavior. Criticism of indulgence trading led to the Reformation in the Middle Ages, sparked by Martin Luther’s 95 Theses against the commercialization of indulgences.

Three questions remain unanswered:
1. Where in the Bible does it say that Jesus‘ death only partially redeems and that works are necessary?
2. Where is a purgatory mentioned that can be shortened through works?
3. How does intercession for the dead align with the statement that only judgment follows after death?

The Bible emphasizes salvation through faith alone (Romans 3:21ff.; Ephesians 2:8-9). Jesus describes death as sleep (John 11:11ff.), and the resurrection occurs only at His return (1 Thessalonians 4:16-17). Daniel 12:13 assures that the dead will rest until the resurrection. The Bible clearly shows: salvation is complete through Jesus’ sacrifice on the cross.

Un análisis detallado del „Año Santo“

[Versión abreviada] Roma espera alrededor de 32 millones de peregrinos en 2025, significativamente más que los 25 millones en el año 2000. Estos peregrinos visitan ocho lugares designados, incluyendo la Basílica de San Pedro y la Basílica de San Juan de Letrán, generalmente con el objetivo de obtener una indulgencia plenaria por sus pecados. El primer Año Santo fue proclamado en 1300 por el Papa Bonifacio VIII. Hoy en día, se celebra cada 25 años y se inspira en el Año del Jubileo bíblico, que, sin embargo, trataba sobre deudas y préstamos de emergencia, no sobre el perdón de los pecados.

El Papa Francisco explica en la bula Spes non confundit que Dios perdona los pecados, pero no sus consecuencias. Estas se alivian mediante buenas obras o peregrinaciones. Según la doctrina católica, la indulgencia remite las penas temporales por pecados ya perdonados. El teólogo protestante Volker Lepin compara esta indulgencia con la liberación anticipada de prisión por buen comportamiento. La crítica al comercio de indulgencias condujo en la Edad Media a la Reforma, desencadenada por las 95 tesis de Martín Lutero contra la indulgencia comercializada.

Quedan tres preguntas por responder:
1. ¿Dónde dice la Biblia que la muerte de Jesús solo redime parcialmente y que son necesarias las obras?
2. ¿Dónde se menciona un purgatorio que pueda acortarse mediante obras?
3. ¿Cómo concuerda la intercesión por los difuntos con la afirmación de que después de la muerte solo sigue el juicio?

La Biblia enfatiza la salvación solo por la fe (Romanos 3:21ss.; Efesios 2:8-9). Jesús describe la muerte como un sueño (Juan 11:11ss.), y la resurrección ocurre cuando Él regrese (1 Tesalonicenses 4:16-17). Daniel 12:13 asegura que los muertos descansarán hasta la resurrección. La Biblia muestra claramente: la salvación es completa gracias al sacrificio de Cristo en la cruz.

„Stille Nacht“: War das denn alles?

Die Weihnachtslieder verstummen, die Weihnachtsmärkte schließen nach und nach, die Geschenke-Umtauscher sind unterwegs, die Ersten bauen die bunten Lichterketten ab … Das war´s wohl. Bis zum kommenden Dezember, denn „alle Jahre wieder kommt …“ Was oder wer kommt? Soll die „stille Nacht“ vor 2000 Jahren alles gewesen sein?

Nein, denn der erste Advent – so wichtig diese Zäsur für die Menschheitsgeschichte war (Gott wird klein, ein Mensch wie wir, damit wir erkennen können, wie groß er wirklich ist) – ist erst der Anfang der Wende: Abgeschlossen wird sie mit dem zweiten Advent, mit der Rückkehr von Jesus („Wiederkunft“) auf diese Erde, um zu vollenden, was er in Bethlehem begonnen hat. Was der 2. vom 1. Advent unterscheidet bzw. wie sich beide ergänzen, habe ich in folgender Tabelle dargestellt:

 

The Christmas carols fall silent, the Christmas markets gradually close, the gift exchangers are on their way, the first take down the colourful fairy lights … Well that’s it. Was the ‘silent night’ 2000 years ago supposed to be all that happened?
No, because the first Advent – as important as this turning point was for human history (God becomes small, a man like us, so that we can recognise how big he really is) – is only the beginning of the turning point: It will be completed with the Second Advent, with the return of Jesus (‘Second Coming’) to this earth to complete what he began in Bethlehem.
.

 

Los villancicos enmudecen, los mercadillos navideños cierran poco a poco, los primeros empiezan a descolgar las lindas lucecitas… ¿Se acabó todo? ¿Es la «noche de paz» de hace 2000 años principio y fin al mismo tiempo?
No, porque el primer Adviento -por muy importante que fuera este punto de inflexión para la historia de la humanidad (Dios se hace pequeño, un hombre como nosotros, para que podamos reconocer lo grande que es en realidad)- es sólo el principio de un giro crucial que se completará con el segundo Adviento, con el regreso de Jesús («Segunda Venida») a esta tierra para completar lo que comenzó en Belén.

Erstes Kommen von Jesus vor 2000 Jahren

1.

Er wurde als hilfloses Baby in einer Krippe geboren.

Zweites Kommen von Jesus – hoffentlich bald!

1.

Als majestätischer König wird er in den Wolken des Himmels erscheinen. (Daniel 7,13; Matthäus 24,30; 26,64)

2.

300 bis 400 Prophezeiungen und Hinweise auf sein Kommen und Wirken sind im Alten Testament (der hebräischen Bibel) enthalten.

2.

Es gibt etwa 300 Verse im Neuen Testament, die sich auf das zweite Kommen Jesu (seine Wiederkunft) beziehen.

3.

Nur ein paar Menschen (die Hirten, die Weisen aus dem Orient) nahmen davon Notiz.

3.

Alle Menschen weltweit werden ihn kommen sehen, weil die ganze Erde wie von einem Blitz erhellt wird. (Matthäus 24,27; Lukas 17,24)

4.

König Herodes machte sich nicht einmal die Mühe, ihn zu besuchen.

4.

Die Herrscher dieser Welt werden sich wünschen, die Berge würden über sie herfallen. (Offenbarung 6,15-16)

5.

Obwohl sein Kommen prophetisch angekündigt war, verpassten auch die Frommen (mit ganz wenigen Ausnahmen) seine Ankunft.

5.

Es bleibt offen, wie viele Christen auf sein zweites Kommen vorbereitet sein werden, obwohl sie es im Glaubensbekenntnis häufig wiederholen. (Lukas 18,8)

6.

Er kam, um durch seinen stellvertretenden Tod am Kreuz die Kluft zwischen den Menschen und Gott zu schließen, Vergebung zu ermöglichen, den Weg zurück zu Gott zu ebnen.

6.

Er kommt, um zu richten, d. h. um zu scheiden: Wer sein Angebot der Befreiung angenommen hat, den nimmt er in sein Reich. Alle, die sich dagegen entschieden haben, hören auf zu existieren. (Matthäus 25,32-33)

7.

Er heilte sehr viele Menschen, beseitigte aber nicht die Krankheiten und den Tod.

7.

Er beseitigt für immer alle Folgen der Sünde, wozu Krankheit, Leid und Tod gehören. Am Ende vernichtet auch den Verursacher allen Bösens. (Offenbarung 21,4)

In seiner Abschiedsrede versprach Jesus seinen Schülern („Jüngern“): Habt keine Angst. Ihr vertraut auf Gott, nun vertraut auch auf mich! Es gibt viele Wohnungen im Haus meines Vaters, und ich gehe voraus, um euch einen Platz vorzubereiten … Wenn dann alles bereit ist, werde ich kommen und euch holen, damit ihr immer bei mir seid, dort, wo ich bin. (Johannes 14,1-3) Das erste Kommen von Jesus auf die Erde, sein Wirken, seine Predigten, seine Wunder – das alles war ein „Vorgeschmack“ sozusagen auf die Vollendung bei seiner Wiederkunft. Auf Erden weckte er ein paar Menschen vom Tod auf, wenn er wiederkommt, werden alle Menschen auferstehen: die einen zum Gericht, die anderen, um ewig bei ihm zu leben. Das sind wahrlich fantastische Aussichten!

Wie die von allem Bösen gereinigte Erde aussehen wird, das weiß kein Mensch. Vielleicht wie am Anfang das Paradies? Gott verspricht: „Siehe, ich mache alles neu!“ (Offenbarung 21,5) Foto: Jonas, pixabay.com (Irland)

Mogelpackungen zu Weihnachten?

Ist überhaupt etwas drin (außer Füllmaterial)?

Der Lieferdienst bringt ein riesiges Paket. Was habe ich nun bestellt, dass die Verpackung so groß ist? Neugierig packe ich aus: Gut gepuffert steckt im großen Karton ein sehr kleine mit der bestellten Ware. „Mogelpackung!“ kommt mir in den Sinn.

Schon etwas Ähnliches erlebt? Etwa beim Einkauf? Große Tüte, viel Luft darin! Oder bei der Bescherung? Wunderschönes Packpapier, aber ein völlig unbrauchbarer Inhalt! Mogelpackungen lösen Enttäuschung aus. Im schlimmsten Fall sogar das Gefühl, über den Tisch gezogen worden zu sein.

Mir kommt eine viel gravierende Variante von Mogelpackung in den Sinn: In der Adventszeit schmücken wir unsere Wohnzimmer, den Vorgarten, den Arbeitsplatz in der Firma, die Räume in der Kirche. Die Fassade, die Verpackung stimmt. Und innen? Ist unser Leben eine Mogelpackung?
Die Adventszeit kann sehr anstrengend werden, wenn wir der Verwandtschaft oder den Freunden eine harmonische, friedliche, glückliche Familienwelt vorzugaukeln versuchen, die so intakt nicht ist.

Die Adventszeit kann eine besonders erfüllte Zeit sein, wenn wir uns trauen, mit leeren Händen vor Gott zu erscheinen. Im lauten Geschenkerummel der Weihnachtszeit dürfen wir uns nicht so mitreißen lassen zu glauben, dass wir auch noch Gott beschenken müssen. Er hat unsere Geschenke nicht nötig, denn alles, was wir sind und haben, kommt ja von ihm. Das größte Geschenk an die Menschheit ist sein eigener Sohn, Jesus Christus, gewesen. Seine Geburt als Mensch in Bethlehem ist der Grund, warum wir überhaupt Weihnachten feiern!

Paulus schreibt: „Gott hat nicht einmal seinen eigenen Sohn verschont, sondern hat ihn für uns alle gegeben. Und wenn Gott uns Christus gab, wird er uns mit ihm dann nicht auch alles andere schenken?“ (Römerbrief 8,32 NLB) Wie sollte Gott geizen, wenn er uns das Kostbarste bereits geschenkt hat? Alles andere, das wir zu einem sinnerfüllten hier und heute brauchen, ist „Zugabe“. Ohne Mogelpackung.

Womit können wir nun Gott die größte Freude bereiten? Damit, dass wir ihm unser volles Vertrauen schenken. So stark vertrauen, dass wir ihm auch unsere hässlichen Seiten zeigen und das, was in unserem Leben nicht gelingt. Er weiß es sowieso. Wenn wir an Weihnachten vor Gott dazu stehen, wie unser Leben wirklich ist, werden wir entlastet. Und beschenkt: mit der Motivation und Kraft für einen neuen Anfang – persönlich, familiär und auch in der Beziehung zu Gott.

In diesem Sinne wünsche ich allen Lesern sinnvolle Bescherungen – nicht nur bzw. erst zu Weihnachten!

 
Cheat packs for Christmas?

[Shortened] The delivery service brings a huge parcel, but there’s only a small one inside. ‘Cheat pack!’ I think. Something similar happens when I go shopping: big packaging, little content. That makes for disappointment.

During Advent, we often decorate our surroundings perfectly, but what does it look like inside? Is our life perhaps also a deceptive package? Instead of genuine harmony, we often try to simulate a perfect world that doesn’t exist.

However, the Advent season can be fulfilling if we dare to come before God empty-handed. In the hustle and bustle of Christmas, we can remind ourselves that God doesn’t need presents. He has already given us the greatest gift of all – his Son, Jesus Christ. His birth is the reason to celebrate Christmas!

The apostle Paul writes: ‘God did not spare his own Son, but gave him for us all. Will he not then with him also give us everything else?’ (Rom 8:32). God gives us everything we really need as an encore – without any cheating.

We please God most when we trust him, show our weaknesses and are honest with ourselves. This is how we find relief and new strength for our lives.

abc

¿Paquetes trampa para Navidad?

[Abreviado] El repartidor trae un paquete enorme, pero dentro sólo hay uno pequeño. «¡Paquete trampa!», pienso. Algo parecido me pasa cuando voy de compras: gran embalaje, poco contenido. Eso produce decepción.

Durante el Adviento, a menudo decoramos nuestro entorno a la perfección, pero ¿cómo es por dentro? ¿Es acaso nuestra vida también un envoltorio engañoso? En lugar de una armonía auténtica, a menudo intentamos aparentar un mundo perfecto que no existe.

Sin embargo, el tiempo de Adviento puede ser gratificante si nos atrevemos a presentarnos ante Dios con las manos vacías. En el ajetreo de la Navidad, podemos recordarnos a nosotros mismos que Dios no necesita regalos. Ya nos ha dado el mayor regalo de todos: su Hijo, Jesucristo. Su nacimiento es la razón por la que celebramos la Navidad.

El apóstol Pablo escribe: «Dios no escatimó ni a su propio Hijo, sino que lo entregó por todos nosotros. ¿No nos dará también con él todo lo demás? (Rom 8:32). Dios nos da todo lo que realmente necesitamos, sin trampas.

Complacemos más a Dios cuando confiamos en él, mostramos nuestras debilidades y somos sinceros con nosotros mismos. Así encontramos alivio y nuevas fuerzas para nuestras vidas.

Warum ist Trump so beliebt bei den Evangelikalen?

Warum ist er so beliebt bei den Evangelikalen? (Foto: Pete Linforth, pixabay.com)

In meinem Wochenrückblick 2024-40 (online am 6.10.) stellte ich eine Frage: „Kann mir jemand erklären, warum Donald Trump in vielen konservativen Kreisen trotz der aufgeführten Faktoren, die ihn rechtlich, moralisch und politisch disqualifizieren, diesen großen Rückhalt genießt?“ Leider habe ich keine Antwort von den Besuchern meiner Homepage bekommen. Aus diesem Grund habe ich ChatGPT gefragt.

Nachfolgend die vollständige Antwort auf meine Frage:

Woran liegt es, dass Trump so beliebt bei den Evangelikalen ist?
Antwort vom 24.10.2024 via ChatGPT

Die Beliebtheit von Donald Trump bei Evangelikalen in den USA mag auf den ersten Blick paradox erscheinen, da sein persönliches Verhalten und sein Lebensstil in vielerlei Hinsicht den moralischen Werten der Evangelikalen widersprechen. Es gibt jedoch mehrere Gründe, die erklären, warum so viele Evangelikale Trump unterstützen:

1. Politische und gesellschaftliche Prioritäten
Für viele Evangelikale sind politische Themen wie der Schutz des ungeborenen Lebens (Abtreibung), Religionsfreiheit und die Verteidigung traditioneller Familienwerte von zentraler Bedeutung. Trump hat sich während seiner Präsidentschaft entschieden gegen Abtreibungen ausgesprochen, insbesondere durch die Ernennung konservativer Richter zum Obersten Gerichtshof, die maßgeblich dazu beigetragen haben, das wegweisende Urteil Roe v. Wade, das das Recht auf Abtreibung garantierte, zu kippen. Dies gilt als einer der größten Erfolge der konservativen Bewegung.

2. Gerichtsernennungen
Eine der Hauptleistungen Trumps aus evangelikaler Sicht war seine Ernennung von drei konservativen Richtern zum Obersten Gerichtshof. Diese Ernennungen haben das Gericht auf Jahrzehnte hin nach rechts verschoben und schaffen die Möglichkeit, Entscheidungen zu treffen, die im Einklang mit den Werten der Evangelikalen stehen, insbesondere in Bezug auf Abtreibung, Religionsfreiheit und LGBTQ+-Rechte.

3. Schutz der Religionsfreiheit
Trump hat sich stark dafür eingesetzt, die Religionsfreiheit zu betonen. Dies ist für Evangelikale von besonderer Bedeutung, da sie oft befürchten, dass ihre religiösen Überzeugungen in einer zunehmend säkularen Gesellschaft unterdrückt werden könnten. Er versprach, Maßnahmen zu ergreifen, die es Gläubigen erlauben, ihren Glauben offen auszuleben, ohne staatliche Repressalien befürchten zu müssen.

4. Die Wahrnehmung als „Verteidiger“
Viele Evangelikale sehen Trump als jemanden, der „ihre Werte“ gegen den als feindselig empfundenen Liberalismus verteidigt. Sie sehen in ihm einen Mann, der nicht unbedingt ihren Lebensstil teilt, aber bereit ist, aggressiv für ihre Anliegen zu kämpfen. Für viele Anhänger ist Trump ein „unvollkommener Führer“, aber jemand, der den „rechten“ Kampf gegen eine Kultur führt, die sie als bedrohlich empfinden. Das berühmte Zitat von Trump: „Ich könnte mitten auf der Fifth Avenue jemanden erschießen und würde keinen Wähler verlieren“, verdeutlicht, wie sehr seine Basis ihn als Verteidiger ihrer Anliegen wahrnimmt – unabhängig von seinen persönlichen Fehlern.

5. Das Gefühl der Verfolgung
Viele Evangelikale in den USA haben das Gefühl, dass ihre religiösen Ansichten in den Mainstream-Medien und in der Politik zunehmend marginalisiert und lächerlich gemacht werden. Trump hat diese Gefühle der Verfolgung verstärkt, indem er betont hat, dass traditionelle Werte angegriffen werden und dass er derjenige sei, der die Gläubigen und ihre Kultur gegen den „Kulturkrieg“ der Linken verteidigt.

6. Prophetische Unterstützung
Einige evangelikale Führer haben Trump sogar als eine von Gott gesandte Figur dargestellt, die, trotz ihrer offensichtlichen Fehler, Gottes Plan umsetzt. Es gibt Parallelen zu biblischen Figuren wie König David oder dem persischen König Kyrus, die trotz moralischer Fehltritte oder Heidentums von Gott benutzt wurden, um seine Zwecke zu erfüllen. Diese Vorstellung gibt Trump in den Augen vieler Gläubigen eine „spirituelle Legitimation“, unabhängig von seinen persönlichen Verfehlungen.

7. Nationalismus und Christentum
Viele Evangelikale unterstützen eine Vorstellung von „christlichem Nationalismus“, bei der sie die USA als eine christliche Nation betrachten, die durch liberale Einflüsse bedroht ist. Trump hat durch seine „America First“-Rhetorik und seinen nationalistischen Ansatz einen Rahmen geschaffen, in dem sich diese Sichtweise bestätigt fühlt. Seine Versprechen, die „amerikanischen Werte“ zu schützen, sind für viele evangelikale Wähler eng mit ihrer religiösen Identität verbunden.

8. Die Rolle der Medien
Konservative Medien, insbesondere Fox News und evangelikale Medienkanäle, haben eine Schlüsselrolle gespielt, um Trump als einen starken Verteidiger der konservativen Werte zu positionieren. Diese Kanäle bieten eine positive Darstellung seiner Politik und minimieren oder ignorieren oft seine moralischen und persönlichen Skandale. Dies verstärkt das Bild von Trump als jemandem, der „auf ihrer Seite steht“.

Fazit
Die Unterstützung der Evangelikalen für Trump lässt sich also weniger durch seine persönliche Moral erklären, sondern vielmehr durch die politische und kulturelle Rolle, die er spielt. Für viele Evangelikale ist Trump ein „Werkzeug“ für ihre langfristigen Ziele in Bezug auf Abtreibung, Religionsfreiheit und den Schutz der traditionellen Familie, selbst wenn er persönlich nicht die moralischen Werte repräsentiert, die sie privat vertreten. Seine Bereitschaft, ihre Agenda durchzusetzen, hat ihm eine treue Anhängerschaft innerhalb dieser Gruppe gesichert.

Wir sehen nur die Vorderseite

3. Strophe seines berühmten Liedes „Der Mond ist aufgegangen“, das zu den bekanntesten Werken der deutschen Literatur gehört und zum ersten Mal 1779 veröffentlicht wurde.

Welch tiefe Gedanken und welch aktuelle Bezüge enthält das so schlichte wie berühmte Abendlied von Matthias Claudius „Der Mond ist aufgegangen“!

Wenn es in der 2. Strophe heißt „Wie ist die Welt so stille / und in der Dämmrung Hülle / so traulich und so hold! / Als eine stille Kammer, / wo ihr des Tages Jammer / verschlafen und vergessen sollt“, denke ich daran, dass kurz zuvor der blutige bayrische Thronfolgekrieg ausgebrochen war. Ob es uns heute gelingen kann, beim Betrachten der Sterne am Himmelszelt vor der Größe und Schönheit der Schöpfung Gottes das Tosen der aufgewühlten Welt (des Tages Jammer) für eine Weile zu vergessen und der Macht Gottes mehr zu vertrauen?

Die 3. und die 4. Strophen sprechen mich besonders an: „Seht ihr den Mond dort stehen? / Er ist nur halb zu sehen / und ist doch rund und schön: / so sind wohl manche Sachen, / die wir getrost belachen, /weil unsre Augen sie nicht sehn. // Wir stolzen Menschenkinder / sind eitel arme Sünder / und wissen gar nicht viel. / Wir spinnen Luftgespinste / und suchen viele Künste / und kommen weiter von dem Ziel.“

Als Matthias Claudius sein Lied schrieb, stand die „Vernunft“ ganz oben auf der Werteskala. Auch in der Kirche und der Theologie sollte es „rational“ zugehen, vernünftig. Der Kopf war der wichtigste Körperteil und alle Gefühle, alle Spiritualität galt als eher suspekt. Es war die Hochzeit der „Aufklärung“ – aber auch schon die Zeit, in der manch wacher Geist, wie Claudius, warnte. Nur Vernunft und Verstand – da drohten dem Menschen ganze Dimensionen seines Lebens verloren zu gehen. Vernunft und Verstand sind wichtig, aber der Mensch ist mehr als sein Intellekt und sein Kopf. Darum erinnerte Claudius alle, die den Verstand vergöttern: Wie könnt ihr das lächerlich machen, was ihr nicht seht?

Matthias Claudius wusste, dass hinter dem halben Mond sich ein ganzer Mond verbarg, rund und schön. Der halbe Mond war ihm ein Zeichen: Vieles bleibt unseren Augen und unserem Wissen verborgen und ist doch wahr. Meinte das nicht auch Paulus, als er schrieb: „Unser Wissen ist Stückwerk“ (1. Korintherbrief 13,9ff.? Wir sehen und erkennen immer nur in Stücken; beschreiben den Rüssel oder das Ohr und halten das fürs Ganze, ohne eine Ahnung von dem Elefanten zu haben, dem sie gehören. Wir kennen nie das Ganze. Wir kennen nie die ganze Wahrheit. Keiner von uns. Das sollte uns „stolze Menschenkinder“ demütig machen. Und verständnisvoller unseren Mitmenschen gegenüber.

Es hat alles mindestens zwei Seiten, wir kennen häufig die Rückseite nicht:
• Wir belachen die schwache Leistung eines Mitarbeiters oder eines Freundes und wissen nicht, wie viel Überwindung oder Anstrengung es ihm gekostet hat, das zu tun.
• Wir bedauern einen Menschen in seinem Leid und wissen nicht, wie glücklich und zufrieden er in seinem Innersten ist.
• Wir beneiden den Nachbarn um seine Gesundheit, seine angeblich intakte Familie, seinen Wohlstand, kennen aber nicht seine schlaflosen Nächte, seine Angst vor der Zukunft.
• Wir beklagen, dass uns unsere Kinder nicht besuchen oder sich so selten melden, wissen aber nicht, dass sie vielleicht in einer Ehe- oder sonstigen Krise stecken, oder dass sie beinah im Stress des Berufs untergehen.
• Wir beschweren uns über das unfreundliche Benehmen der Krankenschwester oder der Pflegekraft und ahnen nicht, was in deren Ehe oder Familie gerade los ist, dass sie vielleicht eine schlaflose Nacht gehabt haben oder gerade um das Leben eines lieben Menschen ringen.

Weil wir die verborgene Seite eines Menschen nicht kennen (oft genug kennen wir nicht einmal uns selbst), sollten wir barmherziger und liebevoller miteinander umgehen. Wie anders würde es in unserer nächsten Umgebung (Familie, Arbeitsplatz, Kirchengemeinde, Nachbarschaft) aussehen, wenn wir unsere Mitmenschen so annehmen würden, wie Christus uns angenommen hat (Römer 15,7) – obwohl er uns wirklich kennt, auch unsere verborgenen Seiten!

„Im Keller brennt Licht!“: Hans Gerhardt

Hans Gerhardt, November 2010, in Collonges-sous-Salève (Foto: edp), rechts sein mehrmals nachgedrucktes Buch „Angstfrei glauben“.

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Vor sieben Jahren, am 2. Oktober 2017, starb plötzlich und unerwartet mein Mentor und Freund Johann (Hans) Gerhardt im Alter von 74 Jahren. Bei ihm machte ich meine ersten Schritte als junger Pastor in Pforzheim, von ihm wurde ich 40 Jahre später in den Ruhestand verabschiedet. Mehr über seinen Lebenslauf kann man unter dem Link unten (APD-Meldung) erfahren. Meine persönliche Wertschätzung kommt am besten durch die Worte, die ich während der Trauerfeier am 16. Oktober 2017 in Friedensau an seine Familie und an die Trauergemeinde gerichtet habe:

Liebe Trauergemeinde! Liebe Christa, liebe Familie Gerhardt!
Es war im August 1975, also 42 Jahre her, als ein angehender Prediger vom theologischen Seminar Marienhöhe (Darmstadt) zu euch ins Schwaben­land kam. Er lebte erst vier Jahre in Deutschland, sein Deutsch war daher noch nicht so gut. In den Gemeinden des Bezirkes Pforzheim fand er sehr liebe Menschen, die ihn mit offenen Armen empfingen. Und in Birkenfeld, bei Pforzheim, fand er eine Pastorenfamilie, die ihm ihr Herz und ihr Haus ganz weit öffnete – das wart ihr: Du, liebe Christa, mit Hans und euren Kindern, die damals noch recht klein, also noch keine Pfadfinder, waren.

Ich weiß nicht mehr, wie viele Male ich Gott dafür gedankt habe, dass ich dieses erste Jahr meines Dienstes (das so genannte „Praktikum“) bei euch und mit Hans erleben durfte. Es war ein Geschenk des Himmels und so habe ich es auch Hans hin und wieder gesagt. Und wenn ich es meinen Kollegen erzählt habe, meinte ich immer einen Ausdruck in ihren Gesichtern erkennen zu können: „Beneidenswert!“

Hans war nur ein Jahr lang mein Mentor, weil ihr dann in die USA zum Weiterstudium gezogen seid. Aber es war ein Jahr, das mich und meine Pastorenlaufbahn wesentlich geprägt hat. Dabei will ich mich aus zeitlichen Gründen auf nur eine Eigenschaft von Hans beschränken, die äußerst wohltuend war: Er hat Vertrauen in Menschen investiert. In junge Menschen wie mich. Nur so ist es zu erklären, dass er mich in diesem meinen ersten Jahr in seiner Vortragsreihe (in Mühlacker) voll mitwirken ließ: Nicht bei der Bedienung des Overheadprojektors, damit ich brav zuhöre und lerne, wie man es richtig macht, sondern ganz aktiv: Er teilte jeden Abendvortrag in zwei Hälften, überließ mir den biblischen Teil und er selbst übernahm den gesund­heitlichen Bereich. Ich muss gestehen: Ich hätte nicht den Mut gehabt, einem Frischling, dessen Deutsch auch noch sehr ausbau­fähig war, so viel Vertrauen entgegenzubringen. Das hat mir sehr gut getan und ich bin sicher, dass Dutzende von Kollegen und Studenten auch heute berichten könnten, wie sehr sie Hans geprägt hat – durch seine menschenzugewandte Art, seine ansteckende, von Zuversicht erfüllte Freude, und seine lebensnahe Verkündigung.

Ich mache zeitlich einen großen Sprung: Der Kontakt blieb über die Jahre herzlich und vertrauensvoll; wir beide haben uns immer gefreut, wenn wir miteinander kommuniziert oder uns getroffen haben – die Wiedersehens­freude galt aber auch dir, liebe Christa. Vor 13 Jahren, etwa in der Mitte meiner Dienstzeit als Verlags­leiter, hatte ich das Vorrecht, ein Manuskript von Hans heraus­zugeben, wobei meine Arbeit sich im Wesentlichen auf das terminliche Drängen beschränkte, denn Hans sprach nicht nur druckreif, sondern er schrieb auch so gut wie druckreif. „Angstfrei glauben“ wurde ein sehr gefragtes, mehrmals nachgedrucktes Buch. Ich will nur die erste Leserzuschrift vorlesen, die uns wenige Tage nach Erscheinen erreichte: „Ich bin begeistert, wie dieses Thema in so einer klaren Sprache für Jung und Alt geschrieben ist. Das Buch sollte jeder lesen, denn jeder Mensch hat mit Angst und Ängsten zu kämpfen. Ich bin schon 67 Jahre, es hat mir sehr gut getan.“ – Wie viele Menschen durch dieses Buch (und überhaupt durch seine veröffentlichten Beiträge, seine Predigten und Radioandachten) zu einem befreiten und befreienden Glauben gefunden haben, das wird Hans und das werden wir erst in der Ewigkeit erfahren.

Mein letztes, besonderes Erlebnis mit Hans fand im Dezember 2015 statt: Ein gutes halbes Jahr vor meinem Renteneintritt fuhr er extra zur Sitzung unserer Freikirche nach Mühlenrahmede, um mich mit weisen und warmen Worten in den bevorstehenden Ruhestand zu verabschieden. Vielen Dank, liebe Christa, dass Du mir zuliebe auf einen Sabbat­nachmittag mit ihm verzichtet hast!

Es mag sich ein wenig sonderbar anhören, aber eines haben wir damals in Pforzheim bei Hans besonders gemocht: seine Trauer­ansprachen! Wie traurig die Stimmung bei einer Beerdigung verständlicherweise sein mochte: nach seiner Verkündigung ging es uns allen besser. Er hatte die Gabe, mitten in der Trauer ein Licht der Hoffnung und der Freude anzuzünden. Er brachte uns als Hörer sogar zum Schmunzeln und bezeugte auch dadurch, wie tief sein Gottvertrauen und seine Hoffnung auf die Wiederkunft Christi und das ewige Leben waren. Ich denke, er würde sich freuen, wenn diese Zuversicht eure Herzen, liebe Christa, die eurer Kinder und Enkelkinder und unser aller Herzen heute erfüllen würde.

Ich zitiere zum Schluss Hans selbst aus einem Beitrag, der vor vier Jahren im Buch „Glauben heute“ [2013, S. 5-10] erschienen ist. Der Titel lautet: Lux lucet in tenebris (auf Deutsch: Das Licht leuchtet in der Finsternis), und der Untertitel (typisch Hans!): „Im Keller brennt Licht!“:
• „Die Wiederkunft als Zeichen der Ankunft in der Welt des Friedens und der wahren Menschlichkeit – welch ein Licht für den Menschen in Zukunftsangst!
• Die lebendige Gegenwart des Geistes Gottes heute – welch ein Licht für den, der glaubt, er sei alleingelassen und habe niemanden mehr an seiner Seite!
Wir mögen uns manchmal wie im Keller fühlen – als Welt, als Gemeinde oder persönlich –, aber eines ist sicher: Im Keller brennt Licht! Gott selbst hat es angezündet und es brennt. Lux lucet in tenebris. [Das Licht leuchtet in der Finsternis] Gott sei Dank!“

Grab von Hans Gerhardt im Waldfriedhof Friedensau. (Foto: edp, Oktober 2021)


 

Fearless believing: Hans Gerhardt

Seven years ago, on 2 October 2017, my mentor and friend Johann (Hans) Gerhardt died suddenly and unexpectedly at the age of 74. I took my first steps with him as a young pastor, and he retired me 40 years later. He was not only a gifted speaker, but also an empathetic pastor. One of his special themes, about which he also wrote a highly regarded book, was the privilege of believing in God without fear. I expressed my personal appreciation during the funeral service on 16 October 2017 in Friedensau.


 

Creer sin miedo: Hans Gerhardt

Hace siete años, el 2 de octubre de 2017, mi mentor y amigo Johann (Hans) Gerhardt murió repentina e inesperadamente a los 74 años. Di mis primeros pasos con él como joven pastor, y me despidió 40 años después cuando me jubilé. No sólo era un orador dotado, sino también un pastor empático. Uno de sus temas especiales, sobre el que también escribió un libro muy apreciado, era el privilegio de creer en Dios sin miedo. Expresé mi agradecimiento personal durante el servicio fúnebre del 16 de octubre de 2017 en Friedensau.