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Fuhr Jesus Ente oder Porsche? (Teil 1)

Vom Citroën 2CV (hier das Modell 1956) gab es in Deutschland 2013 ca. 12.600 angemeldete Fahrzeuge. (Foto: Rundvald)

 

Die „Ente“ feiert heute ihren 70. Geburtstag: Am 7. Oktober 1948 wurde der Citroën 2CV der Öffentlichkeit vorgestellt. Konzipiert als ein Auto für Bauern, fiel vor allem die besondere Federung, die für ein Fahrgefühl wie auf hoher See sorgte, auf. Eine der Vorgaben war gewesen, dass man damit einen gepflügten Acker überqueren konnte, ohne dass der Eierkorb vom Beifahrersitz fiel. Der Citroën 2CV, das „ganz kleine Auto“ für einfache Leute, wurde im deutschsprachigen Raum umgangssprachlich „Ente“ genannt, nachdem ein Journalist in den Niederlanden den Wagen beim ersten Anblick als „hässliches Entlein“ bezeichnet hatte.

Hätte ich die Wahl, von Lüneburg (wo ich wohne) bis Gijón in Nordspanien (wo ich geboren wurde) mit einer Ente oder mit einem Porsche zu fahren, müsste ich es mir keine zwei Sekunden überlegen: Warum sollte ich es mir antun, mit neun PS (die hatte das erste Ente-Modell) 2.000 km schwankend dahin zu schleichen, wenn ich mit 700 PS mühelos gleitend mein Ziel erreichen kann?

Dieser Vergleich kam mir in den Sinn, als ich einmal darüber nachdachte: Was mag es für Jesus Christus bedeutet haben, vom Himmel herabzukommen und Mensch zu werden? Der Apostel Paulus schrieb diesbezüglich (Philipperbrief 2,6-11 nach der Neuen Genfer Übersetzung):

Er [Jesus Christus], der Gott in allem gleich war und auf einer Stufe mit ihm stand, nutzte seine Macht nicht zu seinem eigenen Vorteil aus. Im Gegenteil: Er verzichtete auf alle seine Vorrechte und stellte sich auf dieselbe Stufe wie ein Diener. Er wurde einer von uns – ein Mensch wie andere Menschen. Aber er erniedrigte sich noch mehr: Im Gehorsam gegenüber Gott nahm er sogar den Tod auf sich; er starb am Kreuz wie ein Verbrecher.

Mit den Worten meines obigen Vergleichs formuliert, bedeutet das: Obwohl er hätte Porsche fahren können, entschied er sich für die Ente! Warum tat er das? Musste Jesus einer von uns werden, um zu wissen, wie wir Menschen „ticken“? Wenn Gott allmächtig und allwissend ist, dann braucht er dieses Experiment doch nicht, oder? Wenn er das für sich selbst nicht nötig hatte, warum wurde er einer von uns? Wegen uns etwa?

Wir kritisieren gern Entscheidungen von Politikern oder Vorgesetzten, wenn wir den Eindruck haben, diese seien „am grünen Tisch“ entstanden. „Wenn die wüssten, wie es im wirklichen Leben zugeht! Sie haben keine Ahnung!“ Jesus wurde ein Mensch wie wir, damit dieser Eindruck niemals entsteht, wenn wir beispielsweise die Predigten lesen, die er hielt. Er wusste, wovon er redete. Nicht aus den Erzählungen der Engel, die immer wieder die Menschen besuchten, sondern aus eigenem Erleben.

Es steckt noch viel mehr dahinter, daher setze ich das Thema in einer Woche fort. Heute halte ich einfach fest: Jesus verzichtete freiwillig darauf, als mächtiger (genauer: allmächtiger) Gott auf die Erde zu kommen, damit wir nie daran zweifeln: Er versteht uns, er wurde einer von uns! Welch große Liebe!

Von Kindern lernen

Kinder sind sehr spontan, auch was das Schenken und sich Beschenkenlassen betrifft. (Foto: skeeze, pixabay)

 

Das Video* ging um die Welt und wurde von den Me­dien als die wohl schönste Szene der Fußball-EM 2016 bezeichnet: Nach der bitteren Finalniederlage gegen Portugal sah man einen Frankreichfan hemmungslos weinen. Da näherte sich ihm ein Junge im Trikot der Portugiesen, reichte ihm erst die Hand und streichelte dann aufmunternd seinen Arm. Zum Dank nahm ihn der von der unerwarteten Geste bewegte Frankreich­fan in den Arm.

So bewies der Knirps wahre Größe! Eine Größe, die Jesus während seines Einsatzes für die Menschen auf Erden häufig bewunderte. So sehr, dass er den Erwachsenen Kinder als Vorbilder des Glaubens vor Augen stellte. Und das in einer Zeit, in der Kinder kaum als eigene Persönlichkeiten anerkannt wurden (Markus 10,15 Hfa):

Wer sich die neue Welt Gottes nicht wie ein Kind schenken lässt, dem bleibt sie verschlossen.

Kinder sind uns Erwachsenen ein Vorbild der Demut, der Spontaneität (wie beim jungen Portugie­sen), der Unbeschwertheit, der Kreativität, des Ver­trauens. Sie schenken gern und lassen sich ebenso gern beschenken.

Schenken und sich beschenken lassen, ohne an eine Gegenleistung zu denken – wie schwer fällt uns Älteren das! Noch schwerer, wenn es um ein so großes Geschenk wie das ewige Leben geht. Wirklich ge­schenkt? Das passt nicht in unseren Kopf, ist aber die Voraussetzung, um in Gottes neue Welt zu gelangen. Alle Versuche, dafür etwas zu leisten oder zumindest einen Teil „auszugleichen“, sind eine Beleidigung Got­tes!

Die Reaktion auf das größte Geschenk, das der Himmel uns Menschen geben kann, muss der Dank­barkeit und Liebe entspringen. Sie darf weder aus Berechnung geschehen noch in dem Versuch, den hohen Preis der Erlösung ein wenig „abzufedern“.

Ich denke nicht, dass der junge Fußballfan lange überlegte, ob, warum und wie er das tun sollte, was er tat. Er folgte einer Regung seines Herzens, und das war genau das Richtige! Und woher kam dieses Bedürfnis, den weinenden Franzosen zu trösten? Man kann es Mitgefühl nennen. Ich denke, der Geist Got­tes drang ihn dazu. Gottes Liebe ist die größte Macht des Universums, und der Heilige Geist wird in jedem, der sich Gott anvertraut, diese Spontaneität fördern, die uns befähigt, diese Liebe weiterzugeben. Dies­bezüglich will ich weiterhin viel von Kindern lernen!

* Link zum Video