Im März 2021 steckte die „Ever Given“, eines der größten Containerschiffe der Welt, im Suezkanal fest. Am 29. März gelang es schließlich, den 400 Meter langen und 224.000 Tonnen schweren Frachter teilweise freizulegen und in “schwimmenden Zustand” zu bringen. Zu diesem Zeitpunkt warteten rund 370 Schiffe auf beiden Seiten des Kanals auf Durchfahrt. Durch die tagelange Blockade seien dem Kanal täglich Einnahmen von rund 13 bis 14 Mio. US-Dollar verloren gegangen.
Die „Ever Given“ ist im buchstäblichen Sinne ein „Quertreiber“: Laut Wikipedia stammt dieses Wort aus dem Niederdeutschen (17. Jhdt.): dwarsdryver bezeichnet einen Schiffer, der sein Fahrzeug schlecht steuert in der Fahrrinne, quer (dwars) stellt und damit andere in ihrer Weiterfahrt behindert.
Beim Nachdenken über diesen Zwischenfall kam mir die härteste Rede in den Sinn, die Jesus jemals hielt. Darin bezeichnete er die frommen Lehrer, die Vorbilder, Wegweiser und Wegbegleiter für Suchende hätten sein sollen, als scheinheilige Quertreiber (Matthäus 23,13 GNB):
Weh euch Gesetzeslehrern und Pharisäern! Ihr Scheinheiligen! Ihr versperrt den Zugang zur neuen Welt Gottes vor den Menschen. Ihr selbst geht nicht hinein und ihr hindert alle, die hineinwollen.
Ich frage mich: Wo bin ich ein (un)geistlicher Quertreiber? Wo stehe ich in der Gefahr, suchenden Menschen den Zugang zu Gott zu erschweren? Machen meine Worte und meine Lebensweise es anderen leichter, Gott so kennen und lieben zu lernen, wie Jesus uns den Vater vorgestellt hat?
Beim Lesen dieser Rede in Matthäus 23 habe ich einige Bitten an Gott formuliert:
- Hilf mir, das Evangelium als eine befreiende Botschaft weiterzugeben – in Wort und Tat.
- Hilf mir, mein Christsein ganz natürlich zu leben und mach mich frei von Nebengedanken wie die Erwartung, dafür Bewunderung zu ernten.
- Hilf mir, die Prioritäten richtig zu setzen und Traditionen nicht überzubewerten oder gar als für alle bindend zu verteidigen.
- Hilf mir, mehr Wert darauf zu legen, dass du mein Denken und Fühlen reinigst, als darauf, meine äußere Erscheinung zu polieren.
Wie wunderbar ist es, sich von Gott als Brückenbauer gebrauchen zu lassen, als Werkzeug seines Friedens, als Botschafter der Versöhnung!
- Diese Andacht hören im Podcast von HOPE-Channel
- Veröffentlicht am 13.10.2022 im Andachtsbuch des Advent-Verlags