Tag 11: Im Norden Jordaniens

Unser Gruppenfoto heute: vor dem Hadriansbogen in Jerash.

 

Sonntag, 15. Mai. Heute haben wir im Norden Jordaniens drei Stätten besucht (für Wiederholer waren sie neu): Die ersten zwei, der Fluss Jabbok und Gadara, haben einen biblischen Bezug, die dritte, Jerash, nicht.

Diesmal ohne Kampf: am Fluss Jabbok

Am – auf den ersten Blick unscheinbaren – Fluss Jabbok fand der nächtliche Kampf Jakobs mit Gott (Jesus Christus?) in der Gestalt eines Engels statt (siehe 1. Mose 32,23-33). Heute heißt der Fluss Nahr ez-Zarqa, was blauer Fluss bedeutet. Er entspringt nördlich von Amman, wird später in der König-Talal-Talsperre gestaut, auf die wir auf dem Rückweg am Abend aus der Ferne geblickt haben, und mündet schließlich in den Jordan.

Wir verbrachten einige Minuten am Jabbok – es war das erste Mal, dass ich andere Gruppen dort verweilen sah, sicher Christen wie wir. Man kann sich schwer vorstellen, dass gerade hier die Wende im turbulenten Leben des Jakobs stattgefunden hat: Zuerst bekam der Betrüger (Jakob) einen neuen Namen: Sieger (Israel)! Und dann fand der Bruderkampf zwischen ihm und Esau ein versöhntes, sehr berührendes Ende.

Ganz im Norden: Gadara

Die zweite Station unserer Reise lag ganz im Norden, nämlich Gadara. Diese griechisch-römische Stadt gehörte zum Zehn-Städte-Bund (Dekapolis, siehe Mt 4,25; Mk 5,20 und 7,31). Die Ruinen der Stadt liegen auf einem Hochplateau. Dort konnten wir einen Blick auf den See Genezareth und auf die Golanhöhen werfen. Dahinter liegt der Libanon und weiter im Norden Syrien.

Dies hier könnte der Ort sein, in dem Jesus zwei von Dämonen Besessene befreite (Mt 8,28, vgl. Mk 5,1). Man braucht eine große Vorstellungskraft, um zu verstehen, wie denn die Schweineherde, von den Dämonen getrieben, sich in den See Genezareth stürzen konnten, da dieser heute zehn Kilometer Luftlinie entfernt ist. Traurig war es in jedem Fall, dass den Gadarenern die Schweine wichtiger waren als die Heilung der Besessenen, weswegen sie Jesus baten, fortzugehen und sie unbehelligt zu lassen.

Jahrhundertelang verborgen: Jerash

Dritte und letzte Station war Jerash (biblisch Gerasa), einst eine wohlsituierte römische Provinzstadt, die ebenfalls zur Dekapolis gehörte. Ich fand wieder die archäologischen Stätten sehr beeindruckend: den Hadriansbogen (Gruppenfoto), der Cardo mit den schönen Säulen rechts und links, das Südtheater (mit den Musikanten) und das Oval-Forum.

Es wundert mich nicht, dass Jerash touristisch Petra auf Platz zwei der Sehenswürdigkeiten Jordaniens folgt. Erstaunlich finde ich auch, dass diese großartigen Ruinen jahrhundertelang unter dem Wüstensand verborgen waren, bis sie 1806 vom deutschen Wissenschaftler und Reisenden Ulrich Jasper Seetzen wiederentdeckt wurden.

Lecker, gesund, originell

Neben den schönen Aussichten und der körperlichen Bewegung (bei mir waren es an diesem Tag 10.074 Schritte) haben wir an diesem Tag gut gegessen, das flinke Backen von Fladenbrot am Holzofen bewundert, einen bestens bestückten Obst- und Gemüseladen und eine modern ausgestattete Apotheke besucht und auch etwas gesehen, was in Deutschland undenkbar wäre: Der Verkehr hält an, damit eine Herde von Schafen die Straße gemütlich überquert. Andere Länder, andere Sitten!

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