Am 7. Juli 2016 fieberten viele vor dem Fernseher beim zweiten Halbfinalspiel der Fußball-EM 2016 mit der deutschen Mannschaft mit. „Die Enttäuschung war einfach zu groß, schließlich kannten viele das Gefühl gar nicht mehr, dass Deutschland bei einem großen Turnier verliert“, las ich am Tag danach im Internet. Da war im Netz von zahlreichen niedergeschlagenen Reaktionen die Rede. Unter anderem konnte man die enttäuschten Gesichter des Trainers und der Spieler am Ende des Spiels gegen Frankreich sehen.
Je größer die Erwartungen an eine Mannschaft oder an einen Menschen sind, desto größer fällt die Enttäuschung aus, wenn es anders kommt als erhofft. So ging es den zwei Männern, die mit gesenktem Kopf und verweinten Augen den Rückweg von Jerusalem nach Emmaus angetreten hatten. Daher sagten sie zu dem unbekannten Begleiter, der so ahnungslos auf sie wirkte (Lukas 24,21):
Wir aber hofften, er sei es, der Israel erlösen werde. Und über das alles ist heute der dritte tag, dass dies geschehen ist.
Sie hatten gehofft, Jesus aus Nazareth würde das jüdische Volk vom Joch der Römer befreien. Er würde seine Regentschaft in Jerusalem antreten. Sie, seine Mitarbeiter, würden Schlüsselpositionen in seinem Kabinett einnehmen. Und was war stattdessen geschehen? Der Messias war hingerichtet worden und mit ihm waren ihre Erwartungen für immer gestorben.
Wann habe ich meine größte Enttäuschung erlebt? Wer oder was hat sie ausgelöst? Welche Rolle hat Gott dabei gespielt? So schwer manche Enttäuschung zu verdauen ist: Sehr häufig werden wir sie im Rückblick als heilsam einstufen können. Denn eine Ent-Täu- schung bedeutet eigentlich die Befreiung aus einer Täuschung. Ob selbst- oder fremdverursacht: Es ist eine schmerzhafte, aber heilsame Erfahrung. Wir werden „geerdet“, sollten wir von einem Menschen oder von uns selbst zu viel erwartet haben. Und wir lernen, mehr auf Gott zu vertrauen und besser auf sein Wort zu hören.
Übrigens: Die tiefe Trauer der zwei Männer auf dem Weg nach Emmaus verwandelte sich in unbeschreibliche Freude, als der Unbekannte seine Identität preisgab. Es war der auferstandene Christus selbst! Wer ihn in sein Leben einlässt, ihm aufmerksam zuhört und seine Worte im Herzen bewegt, bekommt eine neue Sicht auf das Leben und auf die Zukunft – eine Sicht, die bis in die Ewigkeit hineinreicht.