Verwirrend!?

Auf dem Friedhof von Ceares, Gijón, Nordwestspanien. (Foto: edp)

Vor wenigen Tagen war ich mit meiner Mutter auf dem Altfriedhof unserer spanischen Heimatstadt, um mit ihr das Grab meines Vaters zu besuchen (er starb bei einem Arbeitsunfall im Alter von 35 Jahren). Die Worte über dem Eingangsportal sind für jeden, der den Friedhof verlässt, nicht zu übersehen: „Señor, dadles el descanso eterno“ (Gib ihnen, Herr, die ewige Ruhe). Die meisten Grabinschriften enthielten außerdem die drei bekannten Buchstaben R.I.P. (für „Ruhe in Frieden“ auf Lateinisch) beziehungsweise D. E. P. (für „Descanse en paz“, das spanische Äquivalent).

Diese Aussagen haben den Gedanken des Ruhens gemeinsam, der Portalschriftzug allerdings um die Eigenschaft „ewig“ ergänzt. Sollen die dort Begrabenen nur eine Zeitlang in Frieden ruhen, um dann irgendwie aufzuwachen (d. h. auferstehen), oder sollen sie für immer und ewig ruhen, ohne jemals wieder aufzuwachen?

Sofort musste ich an eine Beisetzungsfeier denken, die ich wenige Wochen zuvor besucht hatte: Der Pfarrer sprach mal von der ewigen Ruhe, dann davon, dass der Verstorbene bereits am Ziel, d. h. bei Gott, wäre, dann aber betete er das Vaterunser, in dem es heißt „Dein Reich komme“ und in einem Nachruf wurde aus dem Glaubensbekenntnis zitiert: „„Er [Jesus Christus] sitzt zur Rechten Gottes, des allmächtigen Vaters; von dort wird er kommen, zu richten die Lebenden und die Toten.“

Nun ist die Verwirrung noch größer: Wieso ewige Ruhe oder Ruhe überhaupt, wenn der Verstorbene bereits am Ziel sein sollte? Und wenn er schon im Reich Gottes angekommen ist, wieso wird die Bitte ausgesprochen „Dein Reich komme“? Und wenn die Verstorbenen schon bei Gott sind, wozu soll Jesus Christus wiederkommen, um die Lebenden und die Toten zu richten?

Opferstock in der Kathedrale von Lugo, Galizien, Norwestspanien. (Foto: edp)

Den Höhepunkt der Verwirrung erlebte ich aber letzte Woche in der Kathedrale von Lugo in Galizien. Dort stand über einen Opferstock die Schrift „Limosna para las benditas ánimas del purgatorio“ (Almosen für die seligen Seelen im Fegefeuer). Woher weiß der Pfarrer, dass der Verstorbene nicht im Fegefeuer (zwecks Erhalt der fehlenden Läuterung) verweilt, sondern schon bei Gott ist? Und wieso wird gleich nach dem Tod bereits „gerichtet“, d. h. entschieden, dass diese Läuterung im Fegefeuer zu erfolgen hat, wenn doch Jesus Christus die Toten und Lebenden erst richten wird, wenn er wiederkommt? Und wie soll durch Almosen die Verweildauer im Fegefeuer verkürzt werden können?

Es gibt so viele Widersprüche im Zusammenhang mit dem Leben nach dem Tod, dass ich mich viel lieber auf das verlasse, was die Bibel, die Heilige Schrift, darüber sagt – und das ist nicht wenig. Und nicht schwer zu verstehen! Sie vergleicht den Zustand im Tod mit einem Schlaf – da finden wir den Gedanken des Ruhens wieder. Dieses Ruhen ist aber nicht ewig, denn es gibt – wie beim Schlaf – ein Aufwachen, das als Auferstehung bezeichnet wird. Und diese Auferstehung (des ganzen Menschen, da die Teilung in Körper und Seele griechischen Ursprungs ist) findet erst dann statt, wenn Jesus wiederkommen und richten wird. Richten heißt trennen: jene, die gerettet und ewig bei Gott leben dürfen, von denen, die zum ewigen Tod verurteilt werden, weil sie das Rettungsangebot Gottes abgelehnt haben.

Hier nur eine der vielen unmissverständlichen Aussagen von Jesus (nach dem Johannesevangelium, 14,2-3 – GNB): Im Haus meines Vaters gibt es viele Wohnungen, und ich gehe jetzt hin, um dort einen Platz für euch bereitzumachen … Und wenn ich gegangen bin und euch den Platz bereitet habe, dann werde ich zurückkommen und euch zu mir nehmen, damit auch ihr seid, wo ich bin.

Übrigens, auf die Grabplatte meines Vaters haben wir damals die Worte eingravieren lassen: „Deine Frau, Kinder und Familie vertrauen darauf, dich am herrlichen Tag der Auferstehung wiederzusehen.“