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Die „German Angst“

Die „German Angst“ macht immer noch die Runde. Eine Studie über die Sorgen der Deutschen, die seit 1992 von einer Versicherung als repräsentative Um­frage durchgeführt wird, bringt es ans Licht: Der Angstindex, der Durchschnitt aller abgefragten Themen, lag 2017 bei 46 Prozent. Am meisten fürchten sich die Deutschen vor terroristischen Anschlägen (71 Prozent), gefolgt von politischem Extremismus (62 Prozent) und Spannungen durch den Zuzug von Flüchtlingen (61 Prozent).

Jetzt könnte jemand sagen: Wieso fürchtet ihr euch als Christen? Was bringt euch euer Glaube?

Nun leben Christen in keiner hermetisch verriegelten Enklave oder unter einer Käseglocke, die sie frisch und unzerstörbar hält. Auch ist ihr Glaube keine tod­sichere Lebensversicherung.

Jesus selbst sagte seinen Nachfolgern (Johannes 16,33):

„Das habe ich mit euch geredet, damit ihr in mir Frieden habt. In der Welt habt ihr Angst; aber seid getrost, ich habe die Welt überwunden.“

Er versprach uns kein angstfreies Leben, sondern Frieden und Trost mitten in der Angst – durch die Gewissheit: Christus hat die Welt (die Trennung von Gott) überwunden.

Jesus empfand nur in Gethsemane und am Kreuz Angst – Angst davor, durch die Sünde für immer von seinem Vater getrennt zu werden, Angst also vor dem zweiten, ewigen Tod (vgl. Hebräer 2,9). Somit bleibt Kin­dern Gottes die schlimmste Angst, die es gibt, erspart – und damit auch die Angst vor dem Gericht.

Solange Jesus am Regiepult des Universums sitzt und an Bord unseres Lebensschiffes ist, dürfen wir fest darauf vertrauen: Was seinen Kindern passiert, hat er zugelassen. Weil es ihm bei allem, was ge­schieht, immer um seinen großen Plan geht – die Ret­tung von Menschen für die Ewigkeit und die Wieder­herstellung des verloren gegangenen Paradieses.

Danke, Herr, dass du heute mein Herz mit deinem Frieden und mit deinem Trost erfüllst!

Auch die Schüler von Jesus hatten Angst, als ein Sturm ausbrach – obwohl Jesus am Bord war … und schlief! (Foto: falco, pixabay)

 

Dümmer als Hawking?

Milchstrasse
Das Zentrum der Milchstraße in einer Aufnahme des Spitzer-Weltraumteleskop der NASA. Die Milchstraße – die Galaxie, in der sich das Sonnensystem mit der Erde befindet – besteht aus Milliarden von Sternen. Die Gesamtzahl der Galaxien im beobachtbaren Kosmos dürfte bei mehr als einer Billion liegen. (Foto: NASA/JPL-Caltech/S. Stolovy, SSC/Caltech)

 

Es gab zum Tod des britischen Astrophysikers Stephen Hawking am 14. März 2018 viele lesenswerte Nachrufe. Häufig bewundert wurde die Tatsache, dass solch ein genialer Verstand sich nicht von seinem gravierenden physischen Handicap gefangen nehmen ließ.

Ein Kommentar des stellvertretenden BILD-Chefredakteurs Daniel Böcking fiel mir besonders auf. Am 23. März stellte er auf bild.de zwei interessante Fragen: „Kann es sein, dass der Mann, der fast alles wusste, sich in einem entscheidenden Punkt geirrt hat?“ Und: „Bin ich dümmer als Hawking, weil ich an Gott glaube?“

In einem Punkt geirrt?
Seine Überzeugung, dass es keines Schöpfers bedarf, äußerte Hawking immer wieder deutlich, beispielsweise in seinem Buch The Grand Design (2010): „Spontane Schöpfung ist der Grund, warum es statt des Nichts doch etwas gibt, warum das Universum existiert, warum wir existieren. Es ist nicht nötig, sich auf Gott als den zu berufen, der die Zündschnur entzündete und das Universum erschuf.” Noch 2014 bekannte er sich in einem Interview mit der spanischen Tageszeitung El Mundo (vom 21.9.) zu seiner atheistischen Überzeugung und zur Inkompatibilität von Wissenschaft und Glaube: „In der Vergangenheit, bevor wir die Wissenschaft verstanden hatten, war es logisch zu glauben, dass Gott das Universum erschaffen hat. Aber jetzt bietet die Wissenschaft eine überzeugendere Erklärung … Es gibt keinen Gott. Ich bin Atheist. Religion glaubt an Wunder, aber diese sind nicht mit der Wissenschaft vereinbar.“

Ob es einen (Schöpfer-)Gott gibt oder nicht, das ist wirklich ein entscheidender Punkt. Natürlich kann man die Existenz Gottes nicht beweisen, genau so wenig allerdings seine Nicht-Existenz. Die Existenz Gottes ist denkbar, denn sie widerspricht weder unserer Intelligenz noch der Logik. „Wir müssen nicht unseren Verstand abschalten, um an die Existenz Gottes glauben zu können.“ (Ekkehard Müller, Die Lehre von Gott, S. 78) [1] Da die Realität nicht notwendigerweise an unsere drei Dimensionen gebunden ist, ist verständlich, dass wir das Eingreifen eines Wesens, das über viel mehr und ganz andere Dimensionen verfügt, nicht direkt wahrnehmen können.

Keine Beweise, aber viele Hinweise
Es gibt keine Beweise dafür, aber zahlreiche Hinweise darauf, dass es einen persönlichen, gerechten und zugleich liebevollen Gott gibt, einen Gott, der allmächtig, aber auch menschennah ist. Einige dieser Hinweise will ich hier kurz aufzählen, und zwar in Anlehnung an die Ausführungen von Ekkehard Müller im genannten Buch [2]:

  • Die Religiosität des Menschen, seine Suche nach Gott, als schiene jeder Mensch seine Existenz zu ahnen. Oder wie der Kirchenvater Augustinus es formulierte: „Unruhig ist unser Herz, bis es Ruhe findet, o Gott, in dir.“
  • Das Gewissen des Menschen, das unabhängig von Erziehung oder Kultur auf eine übergeordnete Instanz hinweist.
  • Persönliche Erfahrungen wie unerklärbare Gebetserhörungen bestärken gläubige Menschen in der Gewissheit, dass Gott sich für uns interessiert.
  • Das veränderte Leben von Menschen, die sich entschieden haben, an Christus zu glauben und in einer Beziehung zu ihm zu leben. Häufig genug können sich jene, die sie früher kannten, diese Veränderung nur als Wunder erklären. [3]
  • Die Schöpfung selbst: „Das Design, die Vielfalt, Schönheit und Zielgerichtetheit der Schöpfung hat Menschen immer wieder auf den Schöpfergott aufmerksam gemacht.“ [4]
  • Die prophetischen Vorhersagen der Bibel, deren exakte Erfüllung sich nicht mit Wahrscheinlichkeitsberechnungen erklären lässt. [5]
  • Jesus Christus selbst: Wer sich anhand der Evangelienberichte intensiv mit seiner Person und seiner Lehre befasst, wird erleben, dass hier mehr als ein Mensch von Gott erzählt und seine Worte mit seinen außergewöhnlichen Taten bekräftigt. [6]

Persönlich glaube ich an Gott, weil ich ihn in seinem Wort, der Heiligen Schrift, gefunden habe. Gerade die biblischen Vorhersagen, die sich bereits erfüllt haben, bilden ein solides Fundament meines Glaubens. Ich glaube aber auch an Gott, weil ich ihn in meinem Leben – auf Höhen und in Tiefen – erlebt habe und noch erlebe. In einem katholisch-freievangelischen Milieu aufgewachsen, habe ich seine Existenz jahrelang hauptsächlich aus theologischen-verstandesmäßigen Gründen bejaht. Später habe ich aber durch die intensivere Beschäftigung mit Jesus Christus begonnen, eine persönliche, innigere Beziehung zu ihm als meinem Schöpfer, meinem Erlöser, meinem Freund zu entwickeln. Ich kann mir mein Leben ohne Gott, ohne die Beziehung zu Jesus Christus, nicht mehr vorstellen!

Dumm, wer an Gott glaubt?
Bin ich nun dumm, weil ich an Gott glaube? Beziehungsweise „dümmer als Hawking“, wie Daniel Böcking in seinem Kommentar fragt? Der Gedanke wäre mir nie in den Sinn gekommen; besser gesagt: die Begründung („weil ich an Gott glaube“). Dass ich an Gott glauben darf, rechne ich mir allerdings nicht als Verdienst an. Auch nicht als geistige Leistung. Eher als ein Geschenk, ein Vorrecht. Und ich wünschte, Hawking hätte sich auch beschenken lassen.

Nicht ausschlaggebend aber um der Vollständigkeit des Bildes willen möchte ich hier erwähnen, dass ich mich in guter Gesellschaft befinde. Es gab und gibt renommierte Wissenschaftler, die trotz bzw. wegen ihres enormen Wissens an Gott geglaubt haben bzw. glauben. Ich denke beispielsweise an den neuseeländischen Physiker und Chemie-Nobelpreisträger Ernest Rutherford (1871-1937), der bekannte: „Unsere Arbeit bringt uns Gott näher. Sie erhöht unsere Ehrfurcht vor seiner gigantischen Macht, vor der unsere armseligen Werkzeuge – so titanenhaft sie uns auf Erden auch erscheinen mögen – jämmerlich versagen.“ [7]

Auch nach den Aussagen des größten christlichen Theologen, des Apostel Paulus, befinde ich mich in bester Gesellschaft: „Was Gott getan hat, übersteigt alle menschliche Weisheit, auch wenn es unsinnig erscheint; und was bei ihm wie Schwäche aussieht, übertrifft alle menschliche Stärke. Schaut euch doch selbst an, liebe Brüder und Schwestern! Sind unter euch, die Gott berufen hat, wirklich viele, die man als gebildet und einflussreich bezeichnen könnte oder die aus einer vornehmen Familie stammen? Nein, denn Gott hat sich die aus menschlicher Sicht Törichten ausgesucht, um so die Klugen zu beschämen. Gott nahm sich der Schwachen dieser Welt an, um die Starken zu demütigen. Wer von Menschen geringschätzig behandelt, ja verachtet wird, wer bei ihnen nichts zählt, den will Gott für sich haben. Dadurch erklärt er für null und nichtig, worauf Menschen so großen Wert legen. Vor Gott soll sich niemand etwas einbilden können.“ (1. Korintherbrief 1,25-29 Hfa) Natürlich zeigt sich Gott den Gebildeten und Intelligenten, aber nur solange sich diese nichts auf ihre Begabung einbilden. Genauso offenbart er sich aber den Einfachen und Schlichten. Dadurch beweist er seine Größe und unterstreicht die Werte, auf die er größten Wert legt. [8]

Mehr Demut
Bescheidenheit tut uns not, denn je mehr wir wissen und entdecken, desto größer scheint das uns noch Unbekannte zu sein – im Universum wie im Mikrokosmos. [9] „Wir sind – im Bild gesprochen – gerade auf die Schwelle unserer Haustür getreten und haben relativ wenig Ahnung von dem, was uns außerhalb unseres Hauses erwartet“, schreibt Ekkehard Müller. [10] Wie wahr!

Ich schließe mich der Einschätzung von König David an: „Ich blicke zum Himmel und sehe, was deine Hände geschaffen haben: den Mond und die Sterne – allen hast du ihren Platz zugewiesen. Was ist da schon der Mensch, dass du an ihn denkst? Wie klein und unbedeutend ist er, und doch kümmerst du dich um ihn … HERR, unser Herrscher! Die ganze Welt spiegelt deine Herrlichkeit wider.“ (Psalm 8,4.5.10 Hfa)

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[1] Ekkehard Müller, Die Lehre von Gott: Biblischer Befund und Theologische Herausforderung, St. Peter am Hart, 2010, Näheres

[2] Müller, Kap. 4, S. 78-80

[3] Ein Beispiel dafür ist der eingangs genannte stellvertretende BILD-Chefredakteur Daniel Böcking. In seinem Buch Ein bisschen Glauben gibt es nicht: Wie Gott mein Leben umkrempelt beschreibt er, wie er eine Vollbremsung in seinem hektischen Alltag hinlegte und ein neues Leben mit Gott begann. Diese Umkehr zu Gott bezeichnet er als „einen Sechser im Lotto“.

[4] Müller, S. 80

[5] Diesbezüglich sind die Berechnungen sehr aufschlussreich, die der deutsche Informatiker Prof. Werner Gitt (Braunschweig) vorgenommen hat. Hier mehr dazu.

[6] Auch hierzu gibt es den interessanten Fall eines amerikanischen Journalisten: Lee Strobel, erfahrener Gerichtsreporter und erfolgreicher Journalist der Chicago Tribune, startete intensive Recherchen, um den christlichen Glauben zu widerlegen, besonders die Auferstehung von Jesus Christus. Zum Buch / zur 2017 erschienenen Verfilmung Gerade ist ein weiteres Buch von ihm erschienen: Do Miracles Exist? (Gibt es Wunder?).

[7] Ein interessanter Beitrag darüber, wie Astrophysiker sich in jüngster Zeit als religiös bekennen, ist hier zu lesen.

[8] Zum Beispiel in der Bergpredigt (die so genannten Seligpreisungen, Matthäus 5,3-11).

[9] Eine beeindruckende graphische Animation über die Dimensionen des Universums ist hier zu sehen.

[10] Müller, S. 76

Glauben aus der Konserve?

Es ist über 40 Jahre her, dennoch haben wir, meine Frau und ich, diese Erfahrung nicht vergessen: Nachdem sie eines der Lieblingsgetränke meiner Heimat, “horchata de chufa” (Erdmandelmilch), kennengelernt und mit Begeisterung getrunken hatte, beschlossen wir, am Ende unserer Hochzeitsreise einen Kanister davon auf Vorrat mit nach Deutschland zu nehmen.

Wie groß war unsere Enttäuschung, als wir – nach zwei Tagen im nicht klimatisierten Wagen – zu Hause ankamen und den Kanister öffneten: Die flüssige Erdmandelmilch hatte sich in eine steinharte Masse verwandelt. Der Kanister landete samt Inhalt in der Mülltonne.

Kann man den Glauben konservieren? (Foto: chefkeem, pisabay)

Es gibt Dinge, die kann man nicht oder nicht lange konservieren – auch nicht gekühlt oder tiefgefroren: eine Beziehung, die man nicht mehr pflegt; eine Sportart, die man jahrzehntelang nicht praktiziert; oder eine Fremdsprache, die man in der Schule gelernt, danach aber weder aufgefrischt noch eingesetzt hat. Am allerwenigsten lässt sich der Glau­be an Gott konservieren, wenn dieser mehr sein soll als eine verstandesmäßige Zustimmung zu biblischen Lehren, nämlich ein Vertrauensverhältnis; denn glau­ben heißt vertrauen.

Man kann nicht aus der Konserve glauben. Auch kann man Glauben nicht delegieren: „In geistlichen Dingen kann niemand das Defizit eines anderen wett­machen. … Es gibt keinen stellvertretenden Glauben.“ (E. G. White, Bilder vom Reiche Gottes, S. 335f.) Wir können davon zehren, was wir mit Gott in der Vergan­genheit erlebt haben, ja wir sollten seine Führung nie­mals vergessen und so oft wie möglich dafür danken. Aber wenn wir das Heute nicht bewusst mit Gott ge­stalten und die Augen offen halten für seine Führung, wird uns das Vorgestrige kaum helfen, sollten wir in eine Glaubenskrise geraten.

Im Buch des Propheten Jesaja steht (Kap. 50, Vers 4):

Alle Morgen weckt er [Gott] mir das Ohr, dass ich höre, wie Jünger hören.

Jesaja stellt uns hier das Ideal vor: den Tag bewusst mit dem Hören auf Gott zu be­ginnen. Bevor wir die Radionachrichten einschalten oder die E-Mails abrufen, dürfen wir die „Antenne“ des Gebets ausfahren, zu Gott „Guten Morgen!“ sagen und „auf Empfang“ für den Tag schalten. Wäre das nicht ein guter Vorsatz am Beginn eines neuen Jahres?

Ich wünsche jedem Leser dieser Besinnung, dass er das erlebt: „Jeden Morgen lässt er mich aufwachen mit dem Verlangen, ihn zu hören.“ (Jesaja 50,4 im Wortlaut der Guten Nachricht Bibel)