Bloß keine Schwäche zeigen!

Schon bei Kindern gilt: Keine Schwäche zeigen! (Foto: mnanni, pixabay)

 

„Bloß keine Schwäche zeigen!“ Diese „Losung“ scheint immer noch weit verbreitet zu sein, und zwar nicht nur unter Menschen im Rampenlicht oder in Führungspositionen. Gruppendruck und Erwartungshaltung machen es einem schier unmöglich einzugestehen, wie es einem wirklich geht oder was einem fehlt. Erfolgreich ist nur, wer immer funktioniert. Wer Schwäche zeigt, fällt unten durch, weil nicht belastbar.

Wie anders und wie befreiend ist das, was der große Apostel Paulus von sich preisgab! Anscheinend hatte er Probleme damit, eine chronische und zermürbende Beeinträchtigung (Malaria? Epilepsie? Eine Augenkrankheit?) zu akzeptieren. Dreimal bat er Gott darum, ihn davon zu befreien. Und dreimal erhielt er die gleiche Antwort (2. Korinther 12,9 GNB):

„Du brauchst nicht mehr als meine Gnade. Je schwächer du bist, desto stärker erweist sich an dir meine Kraft.“

Nach dem anfänglichen Widerstand bekannte er: „Jetzt trage ich meine Schwäche gern, ja, ich bin stolz darauf, weil dann Christus seine Kraft an mir erweisen kann. Darum freue ich mich über meine Schwächen … Denn gerade wenn ich schwach bin, dann bin ich stark.“ (2. Korinther 12,10 GNB) Es fiel ihm nun leichter, sich nicht nur zu seiner Schwachheit zu bekennen, sondern sogar die Vorteile darin zu erkennen: Er würde sich noch mehr auf Gott statt auf seine eigene Energie, Anstrengung oder Belastbarkeit verlassen. Und: Die Stärke Gottes würde nun umso deutlicher zum Vorschein kommen – zur Ermutigung derer, die sich ebenfalls ihrer Grenzen bewusst waren.

In seiner aufschlussreichen Autobiografie Herbstblond schreibt Thomas Gottschalk über seine Erfahrungen nach dem Verlassen von „Wetten, dass..?“: „Bis zu diesem Zeitpunkt war ich mit einem gesegneten Selbstvertrauen durchs Leben gegangen, und wenn ich damit mal am Ende war, hatte automatisch das Gottvertrauen eingesetzt. Diese Festung habe ich lange verteidigt, und sie schien mir allen Stürmen gewachsen. Und doch muss ich heute mit einiger Betrübnis feststellen, dass sie zwar nicht in Trümmern liegt, wohl aber bedenklich wackelt.“

Ich wünsche Gottschalk, mir und jedem Leser dieses Textes, dass wir die befreiende Erfahrung des Paulus selbst machen.