Nach der Mitwirkung am Gottesdienst der Adventgemeinde Hamburg-Harburg (am 26.11.2022) ging es am Samstagabend in Celle weiter: Carlos Martínez feiert in diesem Jahr sein 40-jähriges Bühnenjubiläum. Aus diesem Anlass hatte ihn die Evangelisch Freikirchliche Gemeinschaft (EFG) eingeladen, sein neues Programm VITAMIMO aufzuführen, was er frisch und entspannt tat, als wäre er an diesem Tag noch nirgends aufgetreten.
Im ersten Teil des Abends begleiteten wir Carlos Martínez auf einer Reise in die Welt der Bücher und der Fantasie. Das war eine recht anspruchsvolle Reise, denn nicht alle Bezüge dürften den Zuschauern erkennbar gewesen sein. Klar, die Szene aus dem Ritterroman „Don Quijote de la Mancha“ war für mich sehr leicht zu identifizieren, auch die mit Wilhelm Tell, aber bei Dracula beispielsweise war ich völlig ahnungslos. Leichter zu folgen waren dann die Szenen aus dem Leben eines alten Glöckners.
Etwas Besonderes hat Carlos in das VITAMIMO-Programm integriert, und zwar eine Interaktion mittels App: Die ganze Zeit über und besonders in der Pause konnten die Besucher mit ihren Mobiltelefonen die Stücke wählen, die sie im zweiten Teil des Abends sehen wollten. Viele kannten Carlos und sein beachtliches Repertoire aus früheren Auftritten hier in Celle. Ein paar Gäste konnte ich bei der Auswahl ein wenig „beraten“, sodass drei meiner Lieblingsstücke sich einen Platz sicherten: die Schöpfung, die Arche Noah und die Bushaltestelle.
Der zweite Teil war höchst unterhaltsam und sicher für alle Besucher leicht verständlich. Die von mir „empfohlenen“ Stücke waren großartig, aber auch das Stück „In der Dusche“, das ich nicht auf meiner Liste hatte, brachte uns alle zum Lachen und zum Weinen (aus lauter Lachen) zugleich. Noch etwas Besonderes sprach das Publikum in der nahezu voll besetzten Kirche besonders an: Ungeschminkt erzählte Carlos zu fast jedem Stück Vorgeschichten oder Anekdoten davon, was er weltweit auf seinen Reisen während der letzten 40 Jahre erlebt hat. Das war spannend und bewegend zugleich.
Jemand fasste seine Eindrücke nach diesem Abend so zusammen: „Eine für mich sehr abwechslungsreiche erste Hälfte mit Tiefgang, die mich aber auch in meiner Aufmerksamkeit und Konzentration herausgefordert hat. Die zweite Hälfte des Programms war für mich nochmal der kurze Blick in eine ganz andere persönliche Welt der Pantomime und in Carlos Lebenswerk.“
Dank dem Beruf als Pantomime ging Carlos‘ kindlicher Wunsch in Erfüllung, alle Sprachen dieser Welt zu sprechen (damals dachte er, es wären nur sechs!), denn die Sprache der Pantomime ist universell, kennt keine Grenzen, spricht ohne Worte Herz und Verstand an – in Japan wie auch in Celle!