Wer kennt es nicht – das Andersens Märchen vom Kaiser, der sich von zwei Betrügern neue „Kleider“ schneidern lässt, die angeblich nur für Kluge sichtbar sind? Am Ende marschiert er splitterfasernackt durch die Stadt – und keiner traut sich, es zu sagen. Nur ein Kind ruft aus, was alle sehen: Der Kaiser hat keine Kleider an! Auch in Gottfried Kellers Novelle Kleider machen Leute täuscht die äußere Erscheinung. Ein armer Schneider wird für einen Grafen gehalten – allein wegen seines feinen Anzugs. Beide Geschichten zeigen: Kleidung ist mehr als Stoff. Sie kann täuschen, imponieren – oder entlarven.
Doch was ist, wenn es nicht mehr um den Blick der Mitmenschen geht, sondern um den prüfenden Blick Gottes? Dann stellt sich eine viel tiefere Frage: Bin ich wirklich „angezogen“ – oder in Wahrheit noch nackt?
Ein geschenktes, feines Kleid
Jesus erzählte ein Gleichnis von einem König, der die Hochzeit seines Sohnes feiert. Jeder Gast erhält am Eingang ein Hochzeitsgewand – nicht verkauft, nicht verliehen, sondern geschenkt! Doch ein Mann geht ohne dieses Gewand in den Festsaal – und wird zur Rede gestellt. Warum hat er das Geschenk nicht angenommen? Zu stolz? Zu bequem? Er schweigt. Und wird hinausgeworfen (Matthäus 22). Das Gewand steht sinnbildlich für das, was Christus uns anbietet: seine Gerechtigkeit, seine Reinheit, seine Liebe. Dies und viel mehr sind die Eigenschaften, die Paulus „Frucht des Geistes“ nennt: Liebe, Freude und Frieden, Geduld, Freundlichkeit und Güte, Treue, Bescheidenheit und Selbstbeherrschung (Galater 5,22f.). Nicht unsere eigene Leistung, sondern diese „Frucht des Geistes“ kleidet uns vor Gott.
Die gefährliche Selbsttäuschung
In der Offenbarung kritisiert Jesus die Gemeinde in Laodizea mit scharfen Worten: „Du meinst: Ich bin reich und habe Überfluss und brauche nichts – und merkst nicht, dass du elend und erbarmungswürdig bist, bettelarm, blind und splitternackt.“ (Offenbarung 3,17) Eine erschreckende Diagnose: Die Betroffenen halten sich für bestens ausgestattet – doch aus göttlicher Sicht sind sie bloßgestellt. Wie der Kaiser in Andersens Märchen merken sie nicht, dass sie eigentlich nichts anhaben. Nichts, das sie berechtigt, vor Gott zu bestehen.

(Jesus in Matthäus 6,28f.)
Königlich gekleidet – ohne Sorgen
Und dann gibt es noch die Lilien auf dem Feld. Jesus sagte in der Bergpredigt: „Seht die Lilien, wie sie wachsen: Sie arbeiten nicht und spinnen nicht; ich sage euch, dass auch Salomo in all seiner Herrlichkeit nicht gekleidet gewesen ist wie eine von ihnen.“ (Matthäus 6,28-29). Das ist keine Verachtung von Kleidung – sondern eine Einladung zum Vertrauen: Wer bei Gott geborgen ist, braucht sich nicht krampfhaft zu „bekleiden“, um zu bestehen. Gott selbst sorgt für seine Kinder – äußerlich und innerlich.
Am Ende ist die Frage nicht: Wie wirke ich auf andere? Sondern: Bin ich vor Gott mit dem bekleidet, was wirklich zählt? Paulus schreibt in Galater 3,27: „Ihr alle, die ihr auf Christus getauft seid, habt Christus angezogen.“ Das ist keine Verkleidung, sondern eine neue Identität. Eine, die uns frei macht von Selbsttäuschung, Selbstdarstellung – und Nacktheit.
Schon angezogen – oder noch nackt? Diese Frage stellt sich nicht nur im Märchen, sondern jedem, der die Ewigkeit bei Gott verbringen will. Denn das, womit uns Gott anzieht, macht uns nicht äußerlich hübscher, sondern neu!
Already Dressed or Still Naked?
You probably know the story of The Emperor’s New Clothes—the king ends up walking through town stark naked, and no one dares to tell him. Only a child speaks the truth. Similarly, in Clothes Make the Man by Keller, a poor tailor is mistaken for a nobleman—just because of his fine coat. These stories show: clothing can impress, deceive, or expose.
But what if it’s not about how we look to others—but how we appear before God? That’s the real question: Am I truly dressed—or still spiritually naked?
Jesus told a parable about a king throwing a wedding feast. At the door, guests receive a free wedding garment. But one man enters without it—why? He says nothing and gets thrown out (Matthew 22). The robe stands for what Christ offers: his righteousness, love, and the “fruit of the Spirit” (Galatians 5:22). It’s not about our effort—but about being clothed in grace.
In Revelation 3:17, Jesus tells the church in Laodicea: “You think you’re rich, but you don’t realize you’re poor, blind, and naked.” Just like the emperor, they have no idea they’re exposed.
And yet, Jesus points to the lilies: beautifully dressed, without effort (Matthew 6:28-29). God cares for them—and even more for us. When we trust him, he clothes us with what truly matters.
So here’s the question: Are you already dressed—with Christ? Or still spiritually naked?
¿Ya estás vestido o aún desnudo?
Seguramente conoces la historia de „El traje nuevo del emperador“: el rey termina desfilando completamente desnudo por la ciudad, y nadie se atreve a decírselo. Solo un niño dice la verdad. De forma parecida, en „La vestimenta hace al hombre“ de Keller, un sastre pobre es confundido con un noble, solo por su abrigo elegante. Estas historias muestran que la ropa puede impresionar, engañar o desenmascarar.
Pero ¿y si no se trata de cómo nos ven los demás, sino de cómo nos ve Dios? Esa es la verdadera pregunta: ¿Estoy realmente vestido o aún espiritualmente desnudo?
Jesús contó una parábola sobre un rey que organizó una gran boda. En la entrada, a cada invitado se le da un traje especial, gratis. Pero un hombre entra sin él. ¿Por qué? No dice nada, y es expulsado (Mateo 22). Ese traje representa lo que Cristo nos ofrece: su justicia, su amor y el „fruto del Espíritu“ (Gálatas 5:22). No se trata de nuestro esfuerzo, sino de ser revestidos con su gracia.
En Apocalipsis 3:17, Jesús le dice a la iglesia de Laodicea: “Dices que eres rico… pero no te das cuenta de que eres pobre, ciego y estás desnudo.” Igual que el emperador, no saben que están al descubierto.
Y sin embargo, Jesús señala a los lirios del campo: bellamente vestidos, sin hacer nada (Mateo 6:28-29). Dios cuida de ellos —y aún más de nosotros. Cuando confiamos en Él, nos reviste con lo que realmente importa.
Entonces, la pregunta es: ¿Ya estás vestido —con Cristo? ¿O todavía estás espiritualmente desnudo?