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Schwer ent-täuscht

Am 7. Juli 2016 fieberten viele vor dem Fernseher beim zweiten Halbfinalspiel der Fußball-EM 2016 mit der deutschen Mannschaft mit. „Die Enttäuschung war einfach zu groß, schließlich kannten viele das Gefühl gar nicht mehr, dass Deutschland bei einem großen Turnier verliert“, las ich am Tag danach im Internet. Da war im Netz von zahlreichen niedergeschlagenen Reaktionen die Rede. Unter anderem konnte man die enttäuschten Gesichter des Trainers und der Spieler am Ende des Spiels gegen Frankreich sehen.

Je größer die Erwartungen an eine Mannschaft sind … (Foto: DanielReche, pixabay)

Je größer die Erwartungen an eine Mannschaft oder an einen Menschen sind, desto größer fällt die Enttäuschung aus, wenn es anders kommt als erhofft. So ging es den zwei Männern, die mit gesenktem Kopf und verweinten Augen den Rückweg von Jerusalem nach Emmaus angetreten hatten. Daher sagten sie zu dem unbekannten Begleiter, der so ahnungslos auf sie wirkte (Lukas 24,21):

Wir aber hofften, er sei es, der Israel erlösen werde. Und über das alles ist heute der dritte tag, dass dies geschehen ist. 

Sie hatten gehofft, Jesus aus Nazareth würde das jüdische Volk vom Joch der Römer befreien. Er würde seine Regentschaft in Jerusalem antreten. Sie, seine Mitarbeiter, würden Schlüsselpositionen in seinem Kabinett einnehmen. Und was war stattdessen gesche­hen? Der Messias war hingerichtet worden und mit ihm waren ihre Erwartungen für immer gestorben.

Wann habe ich meine größte Enttäuschung erlebt? Wer oder was hat sie ausgelöst? Welche Rolle hat Gott dabei gespielt? So schwer manche Enttäuschung zu verdauen ist: Sehr häufig werden wir sie im Rückblick als heilsam einstufen können. Denn eine Ent-Täu- schung bedeutet eigentlich die Befreiung aus einer Täuschung. Ob selbst- oder fremdverursacht: Es ist eine schmerzhafte, aber heilsame Erfahrung. Wir wer­den „geerdet“, sollten wir von einem Menschen oder von uns selbst zu viel erwartet haben. Und wir lernen, mehr auf Gott zu vertrauen und besser auf sein Wort zu hören.

Übrigens: Die tiefe Trauer der zwei Männer auf dem Weg nach Emmaus verwandelte sich in unbeschreibliche Freude, als der Unbekannte seine Identität preisgab. Es war der auferstandene Christus selbst! Wer ihn in sein Leben einlässt, ihm aufmerksam zuhört und seine Worte im Herzen bewegt, bekommt eine neue Sicht auf das Leben und auf die Zukunft – eine Sicht, die bis in die Ewigkeit hineinreicht.

Der Blick hinter den Vorhang

Ein Vater sitzt mit seinen zwei Söhnen in der Bahn. Diese schreien, zerren ihn an der Kleidung, rennen hin und her und nerven alle im Abteil. Der Vater starrt apathisch vor sich hin, statt für Ordnung zu sorgen. Schließlich wird es einem Reisenden zu bunt: „Kön­nen Sie Ihre beiden Jungs nicht im Zaum halten? Sie sehen doch, dass sich die anderen gestört fühlen.“

Der protestierende Fahrgast hätte ich sein können. Man vergisst so schnell, wie lebhaft die eigenen Kin­der damals waren. Sehr positiv wäre meine Einschät­zung dieses Mannes und seines Erziehungsstils nicht ausgefallen. Umso mehr hätte mir seine Antwort die Sprache verschlagen: „Entschuldigen Sie. Wir kom­men direkt aus dem Krankenhaus. Die beiden Jungs haben gerade ihre Mutter verloren.“

Schlagartig ändert sich die Atmosphäre. Plötzlich sind alle von Mitgefühl und Verständnis erfüllt. Kein Kopfschütteln mehr, stattdessen Sympathie und Anteilnahme. Die Worte des unter Schock stehenden Vaters schoben den Vorhang ein wenig beiseite, der den Blick in die verletzten Seelen dieser Familie ver­hüllt hatte.

Was diesen Jungen wohl innerlich bewegt? (Foto: talibabdulla, pixabay)

So sehr kann man sich täuschen, wenn man nur die offensichtliche Seite der Medaille kennt. Ich frage mich: Wie häufig habe ich in meinem Leben Menschen gedanklich kritisiert, verurteilt, abgestempelt, in eine Schublade gesteckt, aufgegeben, weil ich mich auf meinen ersten Eindruck verließ? Weil ich aus dem Offensichtlichen falsche – kurzsichtige oder vor­schnelle – Schlüsse gezogen habe?

Einmal sagte Gott zum Propheten Samuel Folgendes, um ihn vor einer falschen Entscheidung aufgrund des ersten, äußeren Eindrucks zu bewahren (1. Samuel 16,7):

Ein Mensch sieht, was vor Augen ist; der HERR aber sieht das Herz an.

Wie froh bin ich, dass Gott sich von dem, was jeder sieht, weder beeindrucken noch abschrecken lässt! In der Geschichte, der das obige Bibelwort entnommen ist, ging es um die Wahl des zukünftigen Königs Israels. Die äußere Erscheinung hätte den Propheten Samuel beinah den Falschen wählen lassen. Gott erkannte aber in dem Hirtenjungen David die verbor­genen Qualitäten des Herzens, nach denen er suchte.

In das Herz eines Menschen sehen zu können, ge­nauso wie seine Ideale und die Sehnsucht nach Gott und dem wahren Leben zu erkennen – das schaffen wir nicht allein mit unseren Augen. Dazu brauchen wir die „Brille Gottes“, die unseren Blick erweitert und vertieft.

Danke, Herr, dass du mir heute diesen Blick schen­ken willst!

Dümmer als Hawking?

Milchstrasse
Das Zentrum der Milchstraße in einer Aufnahme des Spitzer-Weltraumteleskop der NASA. Die Milchstraße – die Galaxie, in der sich das Sonnensystem mit der Erde befindet – besteht aus Milliarden von Sternen. Die Gesamtzahl der Galaxien im beobachtbaren Kosmos dürfte bei mehr als einer Billion liegen. (Foto: NASA/JPL-Caltech/S. Stolovy, SSC/Caltech)

 

Es gab zum Tod des britischen Astrophysikers Stephen Hawking am 14. März 2018 viele lesenswerte Nachrufe. Häufig bewundert wurde die Tatsache, dass solch ein genialer Verstand sich nicht von seinem gravierenden physischen Handicap gefangen nehmen ließ.

Ein Kommentar des stellvertretenden BILD-Chefredakteurs Daniel Böcking fiel mir besonders auf. Am 23. März stellte er auf bild.de zwei interessante Fragen: „Kann es sein, dass der Mann, der fast alles wusste, sich in einem entscheidenden Punkt geirrt hat?“ Und: „Bin ich dümmer als Hawking, weil ich an Gott glaube?“

In einem Punkt geirrt?
Seine Überzeugung, dass es keines Schöpfers bedarf, äußerte Hawking immer wieder deutlich, beispielsweise in seinem Buch The Grand Design (2010): „Spontane Schöpfung ist der Grund, warum es statt des Nichts doch etwas gibt, warum das Universum existiert, warum wir existieren. Es ist nicht nötig, sich auf Gott als den zu berufen, der die Zündschnur entzündete und das Universum erschuf.“ Noch 2014 bekannte er sich in einem Interview mit der spanischen Tageszeitung El Mundo (vom 21.9.) zu seiner atheistischen Überzeugung und zur Inkompatibilität von Wissenschaft und Glaube: „In der Vergangenheit, bevor wir die Wissenschaft verstanden hatten, war es logisch zu glauben, dass Gott das Universum erschaffen hat. Aber jetzt bietet die Wissenschaft eine überzeugendere Erklärung … Es gibt keinen Gott. Ich bin Atheist. Religion glaubt an Wunder, aber diese sind nicht mit der Wissenschaft vereinbar.“

Ob es einen (Schöpfer-)Gott gibt oder nicht, das ist wirklich ein entscheidender Punkt. Natürlich kann man die Existenz Gottes nicht beweisen, genau so wenig allerdings seine Nicht-Existenz. Die Existenz Gottes ist denkbar, denn sie widerspricht weder unserer Intelligenz noch der Logik. „Wir müssen nicht unseren Verstand abschalten, um an die Existenz Gottes glauben zu können.“ (Ekkehard Müller, Die Lehre von Gott, S. 78) [1] Da die Realität nicht notwendigerweise an unsere drei Dimensionen gebunden ist, ist verständlich, dass wir das Eingreifen eines Wesens, das über viel mehr und ganz andere Dimensionen verfügt, nicht direkt wahrnehmen können.

Keine Beweise, aber viele Hinweise
Es gibt keine Beweise dafür, aber zahlreiche Hinweise darauf, dass es einen persönlichen, gerechten und zugleich liebevollen Gott gibt, einen Gott, der allmächtig, aber auch menschennah ist. Einige dieser Hinweise will ich hier kurz aufzählen, und zwar in Anlehnung an die Ausführungen von Ekkehard Müller im genannten Buch [2]:

  • Die Religiosität des Menschen, seine Suche nach Gott, als schiene jeder Mensch seine Existenz zu ahnen. Oder wie der Kirchenvater Augustinus es formulierte: „Unruhig ist unser Herz, bis es Ruhe findet, o Gott, in dir.“
  • Das Gewissen des Menschen, das unabhängig von Erziehung oder Kultur auf eine übergeordnete Instanz hinweist.
  • Persönliche Erfahrungen wie unerklärbare Gebetserhörungen bestärken gläubige Menschen in der Gewissheit, dass Gott sich für uns interessiert.
  • Das veränderte Leben von Menschen, die sich entschieden haben, an Christus zu glauben und in einer Beziehung zu ihm zu leben. Häufig genug können sich jene, die sie früher kannten, diese Veränderung nur als Wunder erklären. [3]
  • Die Schöpfung selbst: „Das Design, die Vielfalt, Schönheit und Zielgerichtetheit der Schöpfung hat Menschen immer wieder auf den Schöpfergott aufmerksam gemacht.“ [4]
  • Die prophetischen Vorhersagen der Bibel, deren exakte Erfüllung sich nicht mit Wahrscheinlichkeitsberechnungen erklären lässt. [5]
  • Jesus Christus selbst: Wer sich anhand der Evangelienberichte intensiv mit seiner Person und seiner Lehre befasst, wird erleben, dass hier mehr als ein Mensch von Gott erzählt und seine Worte mit seinen außergewöhnlichen Taten bekräftigt. [6]

Persönlich glaube ich an Gott, weil ich ihn in seinem Wort, der Heiligen Schrift, gefunden habe. Gerade die biblischen Vorhersagen, die sich bereits erfüllt haben, bilden ein solides Fundament meines Glaubens. Ich glaube aber auch an Gott, weil ich ihn in meinem Leben – auf Höhen und in Tiefen – erlebt habe und noch erlebe. In einem katholisch-freievangelischen Milieu aufgewachsen, habe ich seine Existenz jahrelang hauptsächlich aus theologischen-verstandesmäßigen Gründen bejaht. Später habe ich aber durch die intensivere Beschäftigung mit Jesus Christus begonnen, eine persönliche, innigere Beziehung zu ihm als meinem Schöpfer, meinem Erlöser, meinem Freund zu entwickeln. Ich kann mir mein Leben ohne Gott, ohne die Beziehung zu Jesus Christus, nicht mehr vorstellen!

Dumm, wer an Gott glaubt?
Bin ich nun dumm, weil ich an Gott glaube? Beziehungsweise „dümmer als Hawking“, wie Daniel Böcking in seinem Kommentar fragt? Der Gedanke wäre mir nie in den Sinn gekommen; besser gesagt: die Begründung („weil ich an Gott glaube“). Dass ich an Gott glauben darf, rechne ich mir allerdings nicht als Verdienst an. Auch nicht als geistige Leistung. Eher als ein Geschenk, ein Vorrecht. Und ich wünschte, Hawking hätte sich auch beschenken lassen.

Nicht ausschlaggebend aber um der Vollständigkeit des Bildes willen möchte ich hier erwähnen, dass ich mich in guter Gesellschaft befinde. Es gab und gibt renommierte Wissenschaftler, die trotz bzw. wegen ihres enormen Wissens an Gott geglaubt haben bzw. glauben. Ich denke beispielsweise an den neuseeländischen Physiker und Chemie-Nobelpreisträger Ernest Rutherford (1871-1937), der bekannte: „Unsere Arbeit bringt uns Gott näher. Sie erhöht unsere Ehrfurcht vor seiner gigantischen Macht, vor der unsere armseligen Werkzeuge – so titanenhaft sie uns auf Erden auch erscheinen mögen – jämmerlich versagen.“ [7]

Auch nach den Aussagen des größten christlichen Theologen, des Apostel Paulus, befinde ich mich in bester Gesellschaft: „Was Gott getan hat, übersteigt alle menschliche Weisheit, auch wenn es unsinnig erscheint; und was bei ihm wie Schwäche aussieht, übertrifft alle menschliche Stärke. Schaut euch doch selbst an, liebe Brüder und Schwestern! Sind unter euch, die Gott berufen hat, wirklich viele, die man als gebildet und einflussreich bezeichnen könnte oder die aus einer vornehmen Familie stammen? Nein, denn Gott hat sich die aus menschlicher Sicht Törichten ausgesucht, um so die Klugen zu beschämen. Gott nahm sich der Schwachen dieser Welt an, um die Starken zu demütigen. Wer von Menschen geringschätzig behandelt, ja verachtet wird, wer bei ihnen nichts zählt, den will Gott für sich haben. Dadurch erklärt er für null und nichtig, worauf Menschen so großen Wert legen. Vor Gott soll sich niemand etwas einbilden können.“ (1. Korintherbrief 1,25-29 Hfa) Natürlich zeigt sich Gott den Gebildeten und Intelligenten, aber nur solange sich diese nichts auf ihre Begabung einbilden. Genauso offenbart er sich aber den Einfachen und Schlichten. Dadurch beweist er seine Größe und unterstreicht die Werte, auf die er größten Wert legt. [8]

Mehr Demut
Bescheidenheit tut uns not, denn je mehr wir wissen und entdecken, desto größer scheint das uns noch Unbekannte zu sein – im Universum wie im Mikrokosmos. [9] „Wir sind – im Bild gesprochen – gerade auf die Schwelle unserer Haustür getreten und haben relativ wenig Ahnung von dem, was uns außerhalb unseres Hauses erwartet“, schreibt Ekkehard Müller. [10] Wie wahr!

Ich schließe mich der Einschätzung von König David an: „Ich blicke zum Himmel und sehe, was deine Hände geschaffen haben: den Mond und die Sterne – allen hast du ihren Platz zugewiesen. Was ist da schon der Mensch, dass du an ihn denkst? Wie klein und unbedeutend ist er, und doch kümmerst du dich um ihn … HERR, unser Herrscher! Die ganze Welt spiegelt deine Herrlichkeit wider.“ (Psalm 8,4.5.10 Hfa)

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[1] Ekkehard Müller, Die Lehre von Gott: Biblischer Befund und Theologische Herausforderung, St. Peter am Hart, 2010, Näheres

[2] Müller, Kap. 4, S. 78-80

[3] Ein Beispiel dafür ist der eingangs genannte stellvertretende BILD-Chefredakteur Daniel Böcking. In seinem Buch Ein bisschen Glauben gibt es nicht: Wie Gott mein Leben umkrempelt beschreibt er, wie er eine Vollbremsung in seinem hektischen Alltag hinlegte und ein neues Leben mit Gott begann. Diese Umkehr zu Gott bezeichnet er als „einen Sechser im Lotto“.

[4] Müller, S. 80

[5] Diesbezüglich sind die Berechnungen sehr aufschlussreich, die der deutsche Informatiker Prof. Werner Gitt (Braunschweig) vorgenommen hat. Hier mehr dazu.

[6] Auch hierzu gibt es den interessanten Fall eines amerikanischen Journalisten: Lee Strobel, erfahrener Gerichtsreporter und erfolgreicher Journalist der Chicago Tribune, startete intensive Recherchen, um den christlichen Glauben zu widerlegen, besonders die Auferstehung von Jesus Christus. Zum Buch / zur 2017 erschienenen Verfilmung Gerade ist ein weiteres Buch von ihm erschienen: Do Miracles Exist? (Gibt es Wunder?).

[7] Ein interessanter Beitrag darüber, wie Astrophysiker sich in jüngster Zeit als religiös bekennen, ist hier zu lesen.

[8] Zum Beispiel in der Bergpredigt (die so genannten Seligpreisungen, Matthäus 5,3-11).

[9] Eine beeindruckende graphische Animation über die Dimensionen des Universums ist hier zu sehen.

[10] Müller, S. 76

Ein teurer Retter!

Im November 2017 wurde der „Retter der Welt“ für etwa 450 Millionen Dollar (381 Millionen Euro) ersteigert und kommt nun zum arabischen Ableger des Louvre-Museums in Abu Dhabi.

Das Ölgemälde „Salvator Mundi“ (Retter der Welt) von Leonardo da Vinci.

Dieser „Retter der Welt“ ist das Gemälde „Salvator Mundi“ von Leonardo da Vinci (1452-1519), das um 1500 entstanden sein soll und Jesus Christus in Öl auf Walnussholz porträtiert. Es ist das mit Abstand teuerste Gemälde der Welt.

Vor 2000 Jahren wurde der Retter der Welt bereits „verkauft“, und zwar für 30 Silberlinge. Genauer gesagt, wurde Jesus von einem seiner Anhänger verraten (Matthäusevangelium 26,12):

Was wollt ihr mir geben? Ich will ihn euch verraten. Und sie boten ihm dreißig Silberlinge.

Dieser hieß Judas und verfolgte dabei vermutlich den Zweck, dass Jesus bei seiner Festnahme seine göttliche Macht einsetzte, um sich selbst und dann auch das jüdische Volk von der Herrschaft der Römer zu befreien. Als Jesus bei seinem vorgesehenen Weg blieb, der ihn schließlich zum Tod am Kreuz führte, „bereute“ Judas seine Tat, gab das Geld (den „Judaslohn“) den Priestern zurück und nahm sich anschließend das Leben.

Da die obersten Priester sich die Hände nicht schmutzig machen wollten, kauften sie damit einen Acker und machten daraus einen Friedhof (Mt 27,7). Auch wenn man die Details über diesen Acker nicht kennt, bildet er die Grundlage zur Schätzung der Höhe des Verrats.

Wie viel Geld waren diese 30 Silbermünzen wert? Experten meinen, dass man damit damals wohl einen Esel hätte kaufen können. Heute könnte der Wert etwa 10.000 Euro entsprechen.

10.000 Euro, 381 Millionen Euro – wie viel ist Jesus Christus wirklich wert? Wie soll man diese Frage beantworten können? Wenn durch seinen stellvertretenden Tod am Kreuz alle Menschen aller Zeiten gerettet werden können (sofern sie sich retten lassen), dann ist der Retter selbst sicher viel mehr wert als 381 Millionen Euro! Berücksichtigen wir aber, dass er nicht nur Mensch, sondern der Sohn Gottes ist, das heißt ein Teil der Gottheit, der Schöpfer und Erhalter des Universums, dann reicht kein Betrag der Welt aus, um seinen Wert zu bemessen.

Wenn ich aber noch bedenke, dass Jesus Christus auch für mich allein gestorben wäre, wenn es nur mich im Universum zu retten gäbe, dann verschlägt es mir die Sprache – aus Bewunderung und Dankbarkeit!

Wieder im Kino: Maria Magdalena

Maria Magdalena salbt Jesus die Füße, Nikolaus Bluntschli, 1559 (1)

Passend zu Ostern kommt wieder ein Film mit biblischen Bezügen in die Kinos: „Die Jüngerin“ mit Maria Magdalena als Hauptfigur. (2) Diese Frau scheint immer wieder eine große Anziehungskraft auf Schriftsteller, Künstler und Filmproduzenten auszuüben. Schon im Film „Die letzte Versuchung“ von Martin Scorsese (1988) spielte sie eine besondere Rolle, auch wenn sie dort als laszive, schmuckbehängte, tätowierte Prostituierte dargestellt wurde.

Wer und wie war Maria Magdalena? War sie die Lieblingsjüngerin Jesu, wie außerbiblische Schriften darstellen, die von ihm besondere Offenbarungen empfing? War sie die „Sünderin“, die Jesus die Füße wusch? (3) Was ist von den Spekulationen zu halten, sie sei die Geliebte oder Ehefrau Jesu gewesen?

Was die Bibel über Maria Magdalena verrät, ist recht nüchtern und aufregend zugleich. Gesichert ist „nur“, dass sie zu den Frauen gehörte, die Jesus begleiteten und für ihn und seine Jünger (Schüler) sorgten, (4) allerdings wird sie nirgendwo als „Jüngerin“ bezeichnet, auch nicht als „Apostelin“. (5) Außerdem erlebte sie die Kreuzigung und half bei der Grablegung von Jesus. Aufregend war, dass Jesus ihr sieben Dämonen ausgetrieben hatte und sie ihm nach seiner Auferstehung als erster Mensch begegnete. (6) Daraufhin bekam sie den Auftrag, den Jüngern die gute Nachricht der Auferstehung ihres Meisters zu überbringen. (7)

Sehr bewegend muss für sie der Augenblick gewesen sein, als sie – völlig niedergeschlagen und enttäuscht – den Auferstandenen sah, ihn aber nicht erkannte. Erst als Jesus ihren Namen aussprach, wusste sie, wer vor ihr stand. In ihrer unbeschreiblichen Freude wollte sie ihn festhalten, worauf der Auferstandene sagte: „Halte mich nicht fest; denn ich bin noch nicht zum Vater hinaufgegangen.“ (8) Interessant ist auch, was sie antwortete, als Jesus sie bei ihrem Namen nannte: Nicht etwa „mein Liebster“, sondern schlicht und ergreifend „mein Lehrer“.

Dass Maria Magdalena und andere Frauen als erste Zeuginnen der Auferstehung in den Evangelien benannt werden, spricht übrigens für die Glaubwürdigkeit des Auferstehungsberichtes: Da in der antiken Welt Frauen nicht als verlässliche Zeugen vor Gericht angesehen wurden, hätte wohl niemand eine Geschichte über Frauen als Zeugen für die Auferstehung Jesu erfunden.

An Maria Magdalena beeindruckt mich ihre Treue und ihr Mut: Sie blieb am Kreuz, als die anderen davonliefen; sie beteiligte sich an der Grablegung, als die Jünger sich ängstlich verkrochen hatten; sie war als Erste am Grab und hatte dann das Vorrecht, den Jüngern mitzuteilen, dass Jesus lebt und somit ihre Enttäuschung, Ohnmacht und Traurigkeit abstreifen durften.

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(1) In der katholischen Tradition wurde Maria Magdalena gleichgesetzt mit der anonymen Sünderin, die Jesus die Füße salbte (Lukas 7,36–50).
(2) Der katholische Sender Domradio fasst das Interview mit einem Filmkritiker zusammen: „Ganz im Geiste der Bibel“. DIE WELT hält den Film für eine bigöttliche Komödie, denn er tue feministisch, „doch spätestens der Abspann zeigt, was hier wirklich gepredigt wird“. Die Süddeutsche Zeitung fasst zusammen: „Rooney Mara [Maria Magdalena] soll Jesu Gefährtin zur feministischen Ikone machen. Aber dafür fehlt diesem Film die Radikalität.“ Das (evangelische) Christliche Magazin pro meint, der Film räume ein Stück weit auf mit dem Bild eines archaischen und patriarchal organisierten Christentums und fordere die Kirchen auf, so manche eigene Praxis zu prüfen.
Offizieller Trailer
(3) Vgl. Lukasevangelium 7,36-50
(4) Lukas 8,1-3
(5) So katholisch.de, bezugnehmend auf die im Abspann zitierte Würdigung Marias als „Apostola Apostolorum“ (Apostelin der Apostel) zuletzt 2016 in einem Dekret der Gottesdienst-Kongregation.
(6) Markus 1,9
(7) Johannes 20,11-18
(8) Johannes 20,17 nach der Einheitsübersetzung; die geläufigere Übersetzung „Berühre mich nicht“ ist vom Kontext her unpassend.