Archiv der Kategorie: Erlebtes

Original oder Nachbildung?

[nx_spacer size=”10″]Zum x-ten Mal in Segovia (ca. 90 km nordwestlich von Madrid) bewundere ich mit tausenden Touristen aus aller Welt den Aquädukt – Segovias Wahrzeichen und besterhaltenes Zeugnis römischer Architektur auf der iberischen Halbinsel. Der Abschnitt, der (erst) seit 1992 die Stadt verkehrsmäßig teilt, ist ca. 28 m hoch und 728 m lang. Er hat 118 Bögen und stammt aus dem 1./2. Jahrhundert n. Chr. Noch bis 1974 versorgte er die Stadt mit Wasser aus einem über 18 km weit entfernten Fluss. Seit 1985 wird er zusammen mit der Altstadt von Segovia auf der Liste des UNESCO-Welterbes aufgeführt.

Bewundernswert ist die Tatsache, dass die rund 25.000 Granitquader, aus denen der Aquädukt besteht, ohne jegliche Art von Mörtel miteinander verbunden sind!

Oberhalb der drei höchsten Bögen in der Mitte ist eine Nische zu sehen, in der ursprünglich vermutlich eine Statue von Hercules, dem Gründer der Stadt, aufgestellt war. Seit der Zeit der Katholischen Könige (Isabel und Fernando, 16. Jhdt.) steht hier eine Statue der Jungfrau Maria. Im Rahmen der Sanierungen der letzten Jahre wurde auch diese Statue heruntergeholt: Sie war 800 kg schwer! Dabei stellte sich heraus, dass sie in keiner Weise in der Nische befestigt war, sondern das enorme Eigengewicht für die Standhaftigkeit sorgte!

Um spätere Wartungen zu erleichtern wurde allerdings nicht mehr die Originalstatue auf die Nische gehievt, sondern eine Kunststoff-Nachbildung, die im 3-D-Verfahren hergestellt wurde und nur noch 50 kg wiegt. (Die Originalstatue ist im Museum ausgestellt.) Weil Form und Farbe identisch sind, und weil die Statue ca. 25 m hoch steht, wird wohl niemand merken, dass dort oben nicht das Original zu sehen ist, sondern eine Nachbildung.

Als ich davon bei einer Stadtführung erfuhr, musste ich mich unwillkürlich fragen: Wie oft werden wir wohl im Alltag in ähnlicher Form getäuscht? Beim Kauf von nachgeahmten Markenprodukten zum Beispiel. Oder durch irreführende Beschreibungen bei Dienstleistungsangeboten. Oder durch manipulierte Fotos im Internet. Oder durch Fake News. Oder …

Besonders schmerzhaft aber ist es, wenn uns nahestehende Menschen täuschen, wenn sie uns etwas vormachen, was nicht ihrem wahren Wesen und Denken entspricht. Noch schlimmer ist es allerdings, wenn sie selbst nicht merken, dass sie keine Originale mehr sind, sondern sie sich in ihrem Denken völlig den Trends der Moderne angepasst haben.

Wie aktuell ist der Rat, den der Apostel Paulus vor fast zweitausend Jahren den Christen in Rom gab: „Passt euch nicht den Maßstäben dieser Welt an, sondern lasst euch von Gott verändern, damit euer ganzes Denken neu ausgerichtet wird.“ (Römer 12,2) Ich möchte so gern echt sein, und nicht Täuschung. Das sein, was ich denke, und das tun, was ich sage. Wie befreiend, dass Gott mir dabei helfen will; denn ihm kann und braucht kein Mensch etwas vormachen!

  • Bildergalerie von Segovia und La Granja de San Ildefonso i. V.

Flensburg punktet

Mein erster Lektoratsauftrag als Rentner war vor drei Jahren eine Übersetzung ins Spanische: Im Wartberg-Verlag erschien der Farbbildband Flensburg – Die Fördestadt. Die erklärenden Texte des Flensburger Fotokaufmanns und Berufsfotografen Thomas Raake sind darin auf Deutsch, Englisch und Spanisch enthalten. Beim Namen dieser Stadt fiel mir bis dahin nur das Verkehrszentralregister ein. Beim Übersetzen (und dem dazugehörigen Recherchieren) bekam ich den Eindruck, dass es sich um eine sehr nette Stadt am Wasser handeln musste. Diesen kann ich nun, drei Jahre später, bestätigen.

« von 12 »

Am 24. August 2019 war ich dienstlich dort: Am Vormittag hielt ich die Predigt in der Adventgemeinde, am Nachmittag fand meine Informationsveranstaltung zum Thema Vorsorge (besonders Patientenverfügung, Vorsorgevollmacht) statt. Ich wurde sehr freundlich aufgenommen und die Besucher waren nach zweieinhalb Stunden dankbar über so viel Aufklärung und auch Hilfe beim Ausfüllen der Vordrucke.

Diese Gelegenheit wollte ich natürlich nutzen, um mich ein wenig in der Stadt umzusehen. Sehr weit kam ich allerdings nicht: Ich blieb am Wasser hängen, also an der Förde. Ich bewunderte die Schiffe im historischen Hafen, hielt die reizvollen Wasserspiegelungen mit der Kamera fest, freute mich über die Kinder, die am Ufer spielten, verfolgte den Streit zwischen einem Hund und einer Entenfamilie, spitzte die Ohren, ob ich etwas Dänisch verstehen konnte, ließ mir ein Fischbrötchen gut schmecken und genoss es, die Füße ins Wasser zu stecken, um sie dann von der Abendsonne und der milden Luft trocknen zu lassen.

Als ich so mit vielen anderen am Wasser an der Hafenspitze saß, fiel mir die Tätowierung eines jungen Mannes neben mir auf. „Hasta la muerte“ stand auf seinem linken Arm: „Bis zum Tode“ auf Spanisch. Darunter stand „Immer lieb“. Ich fragte ihn, welchen Bezug er zu Spanisch hat, dass er sich diese Worte hat eintätowieren lassen. Da erzählte er mir, er hätte einen sehr guten Freund gehabt, einen Spanier, der mit 18 bei einem Verkehrsunfall ums Leben kam. Eine traurige Geschichte! Aber dann dachte ich mir: Obwohl ich Tätowierungen grundsätzlich nicht mag, so bewunderte ich die tiefe Freundschaft, die diesen jungen Mann immer noch mit dem verstorbenen Freund verband.

Die Stimmung an der Flensburger Förde war sehr schön, den tiefsten Eindruck hinterlässt aber dieses Zeichen der Freundschaft zwischen einem Deutschen und einem Spanier. Über die Bedeutung von Freundschaft schrieb der weise Salomo: „Ein guter Freund steht immer zu dir, und ein Bruder ist in Zeiten der Not für dich da.“ (Sprüche 17,17 Hfa)