Mein erster Lektoratsauftrag als Rentner war vor drei Jahren eine Übersetzung ins Spanische: Im Wartberg-Verlag erschien der Farbbildband Flensburg – Die Fördestadt. Die erklärenden Texte des Flensburger Fotokaufmanns und Berufsfotografen Thomas Raake sind darin auf Deutsch, Englisch und Spanisch enthalten. Beim Namen dieser Stadt fiel mir bis dahin nur das Verkehrszentralregister ein. Beim Übersetzen (und dem dazugehörigen Recherchieren) bekam ich den Eindruck, dass es sich um eine sehr nette Stadt am Wasser handeln musste. Diesen kann ich nun, drei Jahre später, bestätigen.
Am 24. August 2019 war ich dienstlich dort: Am Vormittag hielt ich die Predigt in der Adventgemeinde, am Nachmittag fand meine Informationsveranstaltung zum Thema Vorsorge (besonders Patientenverfügung, Vorsorgevollmacht) statt. Ich wurde sehr freundlich aufgenommen und die Besucher waren nach zweieinhalb Stunden dankbar über so viel Aufklärung und auch Hilfe beim Ausfüllen der Vordrucke.
Diese Gelegenheit wollte ich natürlich nutzen, um mich ein wenig in der Stadt umzusehen. Sehr weit kam ich allerdings nicht: Ich blieb am Wasser hängen, also an der Förde. Ich bewunderte die Schiffe im historischen Hafen, hielt die reizvollen Wasserspiegelungen mit der Kamera fest, freute mich über die Kinder, die am Ufer spielten, verfolgte den Streit zwischen einem Hund und einer Entenfamilie, spitzte die Ohren, ob ich etwas Dänisch verstehen konnte, ließ mir ein Fischbrötchen gut schmecken und genoss es, die Füße ins Wasser zu stecken, um sie dann von der Abendsonne und der milden Luft trocknen zu lassen.
Als ich so mit vielen anderen am Wasser an der Hafenspitze saß, fiel mir die Tätowierung eines jungen Mannes neben mir auf. „Hasta la muerte“ stand auf seinem linken Arm: „Bis zum Tode“ auf Spanisch. Darunter stand „Immer lieb“. Ich fragte ihn, welchen Bezug er zu Spanisch hat, dass er sich diese Worte hat eintätowieren lassen. Da erzählte er mir, er hätte einen sehr guten Freund gehabt, einen Spanier, der mit 18 bei einem Verkehrsunfall ums Leben kam. Eine traurige Geschichte! Aber dann dachte ich mir: Obwohl ich Tätowierungen grundsätzlich nicht mag, so bewunderte ich die tiefe Freundschaft, die diesen jungen Mann immer noch mit dem verstorbenen Freund verband.
Die Stimmung an der Flensburger Förde war sehr schön, den tiefsten Eindruck hinterlässt aber dieses Zeichen der Freundschaft zwischen einem Deutschen und einem Spanier. Über die Bedeutung von Freundschaft schrieb der weise Salomo: „Ein guter Freund steht immer zu dir, und ein Bruder ist in Zeiten der Not für dich da.“ (Sprüche 17,17 Hfa)
- Der Farbbildband des Wartberg-Verlags
- „Rund um die Flensburger Förde“ in der TV-Serie Wunderschön! (In der WDR-Mediathek bis 12.05.2020 verfügbar)