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Die reinste Justizfarce

Gedanken zum Karfreitag

Jesus wird hin- und hergeschoben. Es findet die reinste Justizfarce statt. Er wird bespuckt, verhöhnt, gepeitscht, der Blasphemie beschuldigt. Am Ende bekommt er die Maximalstrafe: Er erleidet nicht irgendeinen Tod, sondern den grausamsten, denn die Kreuzigung ist die qualvollste Art, einen Menschen langsam zu Tode zu foltern. Bis zuletzt provoziert der Widersacher Gottes ihn.

Nicht alle Nägel der Welt könnten ihn hindern, vom Kreuz herunterzusteigen. 72.000 Engel (12 Legionen) hätte er sich vom Vater kommen lassen können, um ihn zu befreien. Stattdessen bittet er für die, die ihn kreuzigen, trifft Vorsorge für seine Mutter, verspricht einem Mitgekreuzigten das ewige Leben …

„Es ist vollbracht“: Die Schuldenlast, die uns von Gott trennte, ist beseitigt. Der Vorhang vor dem Allerheiligsten im Tempel zerreißt von oben bis unten. Der direkte Zugang zum Vater ist für alle frei – Juden wie Nichtjuden, Frauen wie Männer, für dich und für mich!

Darstellung der Grablegung in der Jerusalemer Grabeskirche (Foto: edp).

Zwei Lieder, die mir besonders gefallen:

Jesu letztes Wort: „Vater, in deine Hände lege ich meinen Geist“ aus dem Musical „7 Worte vom Kreuz“

„Agnus Dei“ (Lamm Gottes), Ukrainischer Chor, auf Englisch und Ukrainisch:

Ein König als Schuhputzer?

Gedanken zum Abschiedsmahl Jesu

Was für ein Abend, was für eine Nacht! Am Donnerstag war das Abschiedsmahl Jesu mit seinen Schülern angesagt. Vermutlich zogen sie das Passahmal um einen Tag vor und diesem Erinnerungsmahl schloss sich dann das an, was wir Christen „Abendmahl“ bzw. „Eucharistie“ oder „Kommunion“ nennen. Den Raum, in dem dieses Abschiedsessen stattgefunden haben könnte, kann man auf dem Zionsberg neben der Dormitio-Abtei besichtigen.

In diesem Raum oberhalb von Davids Grab neben der Dormitio-Abtei auf dem Zionsberg könnte das Abschiedsmahl stattgefunden haben. (Foto: edp)

Mir fallen die einleitenden Worte von Jesus auf: „Ich habe mich sehr danach gesehnt, dieses Passahmal mit euch zu feiern, bevor mein Leiden beginnt.“ (Lukas 22,15 Übersetzung Neues Leben) Im Grundtext wird sogar die Sehnsucht betont: „Mit Sehnsucht habe ich mit gesehnt …“ Ich frage mich: Warum hat sich Jesus so danach gesehnt? Was erwartete er von dieser intimen, letzten Zusammenkunft? Was ihm beschäftigte, wissen wir: Die schwersten Stunden seines Aufenthalts hier auf der Erde standen ihm bevor. Es ist naheliegend, dass er sich aus diesem Beisammensein ermutigende Worte, Solidarität erhoffte. Aber – typisch Jesus – statt sich um die Befriedigung seiner Bedürfnisse zu bemühen, widmete er sich voll und ganz seinen Jüngern.

Bis zum bitteren Ende
Markus Spieker schreibt: „Wenn Jesus von Traurigkeit und Angst erfüllt ist, lässt er sich davon nichts anmerken. Im Gegenteil. Er stellt nicht sich und seine bevorstehende Erlösungstag in den Mittelpunkt des Abends. Er widmet sich ganz seinen Jüngern.“ (JESUS. Eine Weltgeschichte, S. 458) Johannes betont diese Selbstlosigkeit seines Meisters mit den Worten: „Wie er die Seinen geliebt hatte, die in der Welt waren, so liebte er sie bis ans Ende.“ (Johannes 13,1) Interessanterweise hat das hier benutzte Wort „télos“ zwei Bedeutungen: Ende aber auch Ziel.

Jesus liebt uns nicht nur bis zum bitteren Ende, sondern er liebt uns so, dass wir am Ziel ankommen können. Wenn wir wollen. Judas wollte es nicht. Aber auch für ihn war Liebe genug da, denn: Auch Judas wusch Jesus die Füße nach dem Mahl. Und auch Petrus, der sich anfangs dagegen zu wehren versuchte. Was für eine Szene: Der Meister übernimmt einen Sklavendienst, indem er anfängt, einem nach dem anderen die staubigen Füße zu waschen! Während er besorgt an die bevorstehenden Stunden dachte, beschäftigte seine Schüler immer noch die Frage, wer von ihnen der Wichtigste sei. Jesus aber, der der Höchste war, fängt an, ihnen die Füße zu waschen. Was für eine wortlose Predigt!

Bronzestatue: Jesus wäscht Petrus die Füße (Foto: edp, ABC Potomac)

Wie ein Schuhputzer
Auch hierzu Markus Spieker: „Der Mann, der vier Tage zuvor noch als König in Jerusalem eingeritten ist, verrichtet den niedrigsten Dienst überhaupt. Ein modernes Äquivalent wäre ein Staatspräsident, der bei einem Staatsbankett den Toilettendienst übernimmt.“ (Ebd. S. 459) Ich habe mich gefragt: Fiel Jesus das schwer? Musste er sich einen Ruck geben? Machte er sich keine Sorgen um seine Autorität? Nein, das war nicht der Fall. Weil er um seinen Wert wusste und um die Wertschätzung eines Höheren, des Höchsten (vgl. Johannes 13,3): Weil er wusste, dass ihm der Vater uneingeschränkte Macht über alles gegeben hatte, weil er um seine Herkunft und um seine Zukunft wusste, darum konnte er sich auf eine Stufe mit den Sklaven und den Schuhputzern stellen. Aus Liebe.

Roberto Badenas beschreibt im gerade auf Deutsch erschienenen Buch Jesus unter den Menschen (Advent-Verlag Lüneburg) diese Abendmahl-Szenerie sehr fein (Kap. 15), um dann diese Handlung auf uns zu beziehen: „Es erfordert viel Größe, andere als gleichwertig oder besser als sich selbst zu betrachten und, wenn sie am Boden liegen, ihnen zu helfen, aufzustehen – auch wenn sie nicht verstehen, warum wir das tun. Es erfordert viel Größe, jenen, die sich schmutzig gemacht haben, Wasser und Handtuch zu reichen und zu helfen, frei von dem zu werden, was sie erniedrigt, anstatt ihnen Vorhaltungen zu machen.“ (S. 184)

Beim Abschiedsmal bekam Jesus nicht die Unterstützung seiner Schüler, die ihm gutgetan hätte. Ob sie ihm anschließend in der Gebetsnacht im Garten Gethsemane am Ölberg beistehen würden?

Zwei passende Lieder zu diesem Thema:

Gut gemeint ist nicht immer gut gemacht

Judas liefert seinen Meister mit einem Kuss aus. (Foto: Marta López Díez, Karwoche-Prozession 27.3.2024 in Sevilla)

Vom Versuch, Gott „nachhelfen“ zu wollen

Am Dienstag der Karwoche fand einiges statt:

  • Der Feigenbaum, den Jesus am Vortag verflucht hatte, war vertrocknet (Markus 11,20).
  • Jesus besuchte letztmalig den Tempel und stellte sich einigen Fangfragen der Pharisäer, Schriftgelehrte, Herodianer und Sadduzäer (Markus 11,27ff.; 12,1-40) und lobte dann die Witwe für ihr Opfer (12,41ff.).
  • Was für ein anstrengender Tag! Aber es galt, die kurze verbleibende Zeit zu nutzen: Zurückgekehrt auf den Ölberg, gab Jesus vier seiner Schüler eine letzte Unterrichtsstunde über das Ende dieser Welt und sein zweites Kommen (Markus 13,3-37).

Judas entscheidet sich
Vermutlich am Abend dieses Tages beschloss Judas, Nägel mit Köpfen zu machen, indem er zu den führenden Priestern ging und anbot, „ihnen Jesus in die Hände zu spielen“ (Markus 14,10 Gute Nachricht Bibel). Sie nahmen das Angebot hocherfreut an und versprachen ihm eine Belohnung. Die passende Gelegenheit, ihnen Jesus zu „überliefern“ (so der Grundtext, Luther übersetzte „verraten“), bot sich bereits zwei Tage später nach der Feier des Abendmahls an.

Warum bloß?
Darüber, warum Judas letztlich Jesus überlieferte bzw. verriet, haben sich Bibelleser und Theologen viele Gedanken gemacht. Ich beschränke mich auf drei wesentliche Überlegungen:

  1. Dass Judas als Kassenverwalter eine Schwäche fürs Geld hatte, ist nicht zu übersehen, denn er wirtschaftete manchmal in die eigene Tasche (Johannes 12,6). Aber Geldgier allein reicht als Motiv kaum aus: 30 Silberlinge sind kein großes Kapital gewesen (heute wären das zwischen 3.000 und 10.000 Euro). 30 Silberlinge war ein toter Sklave wert, so viel bekam ein Sklavenbesitzer als Entschädigung von der Person, die den Tod seines Sklaven verursacht hatte. Judas legte keinen Preis für seinen Dienst fest, die Summe wurde ihm von den Schriftgelehrten angeboten.
  2. Manche meinen: Es musste so sein, Judas war zum Verräter vorherbestimmt, damit der Plan der Erlösung abgeschlossen werden konnte. Das widerspricht nach meiner Überzeugung dem gesamtbiblischen Kontext, denn das würde bedeuten, dass Judas von vorneherein verurteilt gewesen wäre, ein Verräter zu sein. Er hätte daher diese Tat unfreiwillig begangen. Folglich könne man ihn nicht dafür zur Rechenschaft ziehen. Wenn Johannes den Teufel ins Spiel bringt (13,2.27), so bedeutet das nicht, dass der Mensch dem Feind Gottes willenlos ausgeliefert wäre. Auch Petrus erlag einer ähnlichen Versuchung, nämlich seine Zugehörigkeit zum Schülerkreis Jesu zu verleugnen. Aber er bereute aufrichtig sein Versagen, ließ sich von Gott vergeben und von Jesus neu beauftragen. Ich bin sicher: Hätte Judas aufrichtig bereut, wäre auch ihm vergeben worden. Er hätte die Auferstehung von Jesus erlebt und auch für ihn wäre ein neuer Anfang möglich gewesen.
  3. Ich neige zur Annahme, dass Judas das aus seiner Sicht zögerliche Verhalten seines Meisters nicht länger ertragen konnte. Mit dessen Auslieferung erhoffte er sich, Jesus zum Handeln zu zwingen. Anscheinend hat Judas die Mission Jesu völlig missverstanden: Der Sohn Gottes war nicht auf die Erde gekommen, um Israel vom Römerjoch zu befreien und eine irdische Regierung zu installieren (vielleicht sogar mit Judas als Finanzminister), sondern um die Herrschaft Satans zu brechen und den Weg zurück zu Gott und sein Reich für Juden und Nichtjuden zu bahnen.

Markus Spieker schreibt: „Handelt er [Judas] auch aus Enttäuschung darüber, dass Jesus seinen messianischen Anspruch nicht machtvoll durchsetzt? Will er Jesus dazu zwingen, Farbe zu bekennen, indem er ihn ausliefert?“ (JESUS. Eine Weltgeschichte, S. 457) Als Judas feststellen musste, dass sein Plan gescheitert war, wollte er den Verrat rückgängig machen. Unmöglich! Daraufhin nahm er sich das Leben. Welch eine Tragik!

Andere tragische Beispiele aus der Geschichte
Sollte die dritte Annahme der ausschlaggebende Grund für den Verrat gewesen sein, dann wäre das ein weiteres Beispiel dafür: Wir Menschen können leicht dem Versuch bzw. der Versuchung erliegen, Gott „nachhelfen“ zu wollen. Zum Beispiel wenn wir den Eindruck haben, er nähme sich zu viel Zeit, um zu intervenieren, um seine Pläne (oder sind es unsere Vorstellungen?) zu erfüllen. Gute Beispiele dafür finden wir auch im Alten Testament:

  • Als Abraham und seiner Frau die Geduld beim Warten auf den versprochen Nachwuchs ausging, beschlossen sie, Gott „nachzuhelfen“, indem Abraham einen Sohn mit seiner ägyptischen Sklavin Hagar zeugte: Ismael. Mit fatalen Folgen.
  • Auch Jakobs Mutter Rebekka machte einen folgenschweren Fehler, als sie durch einen Betrug Gott „nachhelfen“ wollte, damit ihr Zweitgeborener (Jakob) den Segen bekam, den Gott ihm versprochen hatte aber rechtlich dem Erstgeborenen (Esau) zustand.

Gut gemeint ist nicht immer gut gemacht. Und beim Warten darauf, dass Gott einschreitet und einen Missstand beseitigt oder eines seiner Versprechen endlich erfüllt, kann uns leicht die Geduld ausgehen. Da liegt auch für viele Christen ein Wachstumsbereich vor. Da spricht mich die Passage aus dem Lied „So nimm denn meine Hände und führe mich“ besonders an: „Wenn ich auch gleich nichts fühle von deiner Macht, du führst mich doch zum Ziele, auch durch die Nacht.“ Ja, auch während der Nacht des Wartens, der Unsicherheit, der Ungeduld, des Schweigens Gottes will ich darauf verzichten, „nachhelfen“ zu wollen, und Gott restlos vertrauen.

Weitere, sehr gute Gedanken zur Frage, warum Judas Jesus verraten hat (HopeKurse, Österreich)

Wenn Frömmigkeit das Wesentliche verdeckt

Nachdenkliches zur Tempelreinigung

So könnte der von Herodes gebaute Tempel zur Zeit Jesu in Jerusalem ausgesehen haben. (Foto: Stadtmodell auf dem Campus des Jerusalemer Israel-Museums im Maßstab 1:50.)

Am Tag nach dem triumphalen Einzug in Jerusalem (also am Montag der Karwoche) kehrte Jesus von Betanien in die Stadt zurück, um sich vom Tempel „zu verabschieden“. Als er das Treiben der Geldwechsler (es gab eine eigene Tempelwährung) und der Opfertier-Verkäufer beobachtete, wurde er regelrecht zornig über das, was er sah: Dieser Ort des Gottesdienstes und des Gebets glich eher einem Wochenmarkt denn einem Tempel! Für die Händler war das jährliche Passafest das, was heute Weihnachten für die Spielzeug-, Handarbeiten- und Imbiss-Verkäufer ist.

Je mehr Opfertierblut floss, desto größer wurde der Gewinn der Händler. Was durch das Sterben der unschuldigen Tiere verdeutlicht werden sollte (Sünde verlangt einen hohen Preis, der nur durch das Sterben von Jesus, dem Lamm Gottes, bezahlt werden kann), geriet völlig in den Hintergrund. Nun stand Jesus, das Lamm Gottes, da und schaute zunächst sprachlos zu. Dann aber packte ihn ein „heiliger Zorn“ – es ging ja um die Rettung der Menschen!

Jesus kann auch anders!
Es kam zur zweiten Tempelreinigung und dabei kommt eine ganz andere Seite der Person Jesu zum Vorschein, nämlich die des Richters. Er jagte die Händler und Käufer hinaus, stieß die Tische der Geldwechsler und die Stände der Taubenverkäufer um und erklärte: Ihr wisst doch, was Gott in der Heiligen Schrift sagt: „Mein Haus soll für alle Völker ein Ort des Gebets sein“, ihr aber habt eine Räuberhöhle daraus gemacht! (Markus 11,17 Übersetzung Hoffnung für alle) Damit erfüllte sich teilweise die Vorhersage des Propheten Maleachi (3,1-5), die endgültige Erfüllung steht noch aus.

Ja, es ist auch heute möglich, mit äußerer Frömmigkeit und sinnentleerten, routinemäßig ausgeführten Praktiken oder hochtheologischen, theoretischen Diskussionen, das zu verdecken, worum es wirklich geht: die Versöhnung des Menschen mit Gott dank dem Leben und Sterben seines Sohnes Jesus Christus.

Ein Lichtblick in schweren Stunden
Wie erfrischend muss es für Jesus damals gewesen sein, dass nach der Reinigung des Tempels Kranke zu ihm strömten, um sich heilen zu lassen, und Kinder Lieder zu seiner Ehre sangen! (Matthäus 21,14.15) Und wie sehr muss er sich gefreut haben, als Philippus ihm die Nachricht überbrachte: Eine Gruppe von nicht-jüdischen Pilgern wartet draußen. Sie haben eine Bitte: „Wir wollen Jesus sehen, wir möchten ihn kennen lernen“ (Johannes 12,21)

Darum geht es: Jesus sehen. Ihn näher kennen zu lernen. Wohl den Christen, die sich das zum Lebensmotto machen: Mein Reden und Handeln soll nicht Jesus verdecken, sondern ihn ins Rampenlicht rücken! Denn er ist das Zentrum der Geschichte, die Mitte unseres Glaubens, der Anker in der Zeit, die Hoffnung der Menschheit und das Ziel unserer Lebensreise.

Videolied: „Anker in der Zeit“ (6 Min.):

Der Bericht der Tempelreinigung nach Matthäus 21,12-17 aus der großen Hörbibel und Kommentar dazu von Norbert Lurz (ERF, 9 Min.)

So schnell kippt die Stimmung!

Nachdenkliches zum Palmsonntag

Vorausgegangen war am Sabbatabend die Salbung durch die Sünderin (Maria Magdalena?) in Betanien, nachzulesen in Matthäus 26,6-13; Markus 14,1-9; Johannes 12,1-8. Diese „verschwenderische“ Aktion, von Jesus auch noch verteidigt, brachte bei Judas das Fass seines Frustes zum Überlaufen. Er trifft die Entscheidung, die Sache selbst in die Hand zu nehmen und Jesus unter Handlungszwang zu bringen.

Am Palmsonntag feiern die Christen in Jerusalem den Einzug Jesu in die Stadt mit einer großen Prozession, die von Betfage am Ölberg bis zum Teich Betesda bzw. zur Anna-Kirche in der Altstadt führt. (Foto: Paulus-Haus.de, 2023)

Hatte Jesus von Anfang seines Wirkens an es vermieden, publikumswirksam aufzutreten und Aufsehen zu erregen, so beteiligt er sich nun, am Ende seines Dienstes, aktiv an diesem triumphalen Einzug in Jerusalem: Er ordnet das „Leihen“ eines Esels an und unterbindet nicht die enthusiastischen Rufe der Menge und den königlichen Empfang mit Palmenzweigen und einem improvisierten „roten Teppich“ aus Kleidern. (Nachzulesen bei allen vier Evangelisten: Matthäus 21,1-11; Markus 11,1-11; Lukas 19,29-44; Johannes 12,12-15.)

Vorhergesagtes erfüllt sich
Mit diesem Einzug Jesu in Jerusalem geht die alttestamentliche Prophezeiung (Vorhersage) aus Sacharja 9,9 in Erfüllung: Freut euch, ihr Menschen auf dem Berg Zion, jubelt laut, ihr Einwohner von Jerusalem! Seht, euer König kommt zu euch! Er ist gerecht und bringt euch Rettung. Und doch kommt er nicht stolz daher, sondern reitet auf einem Esel, ja, auf dem Fohlen einer Eselin. (Nach der Übersetzung „Hoffnung für alle“)

Zu bedenken ist dabei, dass der Ruf „Hosianna!“ kein Jubel- sondern ein Hilferuf ist, denn es bedeutet im Hebräischen „Herr, hilf doch!“. Was die Menschen singen, „ist kein harmloses Willkommenslied, sondern starker Tobak. Ihre Worte bedeuten: Greif ein und sorge für klare Verhältnisse. Du bist schließlich der Messias, der neue König der Juden“. (Markus Spieker, JESUS. Eine Weltgeschichte, S. 443)

Von „Hosianna!“ zu „Kreuzige ihn!“
Weil Jesus die erhoffte politische Wende nicht einleitete (die Befreiung vom Römerjoch), schlug in kürzester Zeit die Begeisterung in Wut und Ablehnung um und erreichte ihren Höhepunkt am Freitagmorgen, als aus dem „Hosianna!“ der Ruf „Kreuzige ihn! Kreuzige ihn!“ wurde. So schnell kann die Jubelstimmung kippen, wenn unsere Vorstellungen enttäuscht und unsere Wünsche nicht erfüllt werden!

Die Menschenmenge war vom Wundertäter Jesus begeistert, der mit nur fünf Gerstenbroten und zwei Fischen Tausende speisen konnte. Der Ruf verbreitete sich schnell: „Er soll unser König werden! Auf den Thron mit ihm!“ Ein Tag später murrten sie nach einer Predigt: „Was er da redet, geht zu weit! So etwas kann man nicht mit anhören!“ Selbst viele seiner Jünger verließen ihn daraufhin (siehe Johannes 6,11–15.60.66). So schnell können Mitläufer ihre Meinung ändern.

Sie empfingen ihn so, als wäre er ein König auf Staatsbesuch. Begeistert riefen sie: „Hosianna! Gepriesen sei er, der da kommt im Namen des Herrn!“ Nicht einmal eine Woche später schrien sie genau so lautstark: „Kreuzige ihn!“ So schnell können Menschenmassen ihre Meinung ändern.

Lautstark sagte Petrus: „Selbst wenn alle andern an dir irrewerden – ich niemals!“, und später fügte er hinzu: „Und wenn ich mit dir sterben müsste, ich werde dich ganz bestimmt nicht verleugnen!“ Nicht einmal 24 Stunden später behauptete er dreimal vehement, Jesus nicht zu kennen (siehe Matthäus 26). So schnell kann ein Nachfolger Jesu untreu werden.

Jesus bleibt sich, bleibt uns treu
Er aber, Jesus, änderte seine Meinung nicht. Er kündigte Petrus seine Liebe nicht, und auch die anderen Jünger, „liebte er bis ans Ende“ (Johannes 13,1). Auch in Gethsemane änderte er seine Meinung nicht, sondern blieb dem Plan der Erlösung treu und trank den bitteren Kelch bis zum letzten Tropfen. Jesus liebt uns, die Untreuen, weil er nicht anders kann, als treu zu bleiben. „Bist du Gottes Sohn, dann beweise es uns, indem du vom Kreuz herabsteigst!“, forderten sie ihn heraus (Matthäus 27,39-42). Er aber änderte seine Meinung immer noch nicht. Nicht die Nägel hielten ihn am Kreuz fest, sondern seine Liebe und seine Treue. Überwältigend! Mir fehlen die Worte, um Gott für so viel Liebe und Treue zu danken.

Ein sehr passendes Palmsonntag-Lied: „Jesus zieht bei uns ein“ (nach der Melodie des israelischen Liedes Hava Nagila Hava):

Wie eine wärmende Seelenmassage

Wasserturm, Industrie- und Handelskammer am Sande, Am Stint, Rathaus (Fotos: edp)

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Wie eine wärmende Seelenmassage

Die Weihnachtsbeleuchtung in Lüneburg ist – verständlicherweise – etwas bescheidener als vor einigen Jahren. Dennoch übt sie auf mich und auf tausende Besucher der Weihnachtsmärkte eine unbestrittene Faszination aus. Der beleuchtete Wasserturm (leider ohne Lichterkranz), die angestrahlte Rathausfassade, die beleuchteten Giebelhäuser, die Lichtspiegelungen im Wasser: Das alles ist nicht nur schön anzusehen, es bewirkt so etwas wie eine wärmende Seelenmassage!
Licht, besonders das Licht der Sonne – seit einigen Tagen vermisse ich ihre Strahlen – macht nicht nur alles bunter, sondern ist für uns Menschen lebenswichtig (Stichwort Vitamin D). Daher wundert es mich nicht, dass in der Heiligen Schrift, in der Bibel, so häufig von Gott und seinem Wort die Rede in Verbindung mit dem Licht ist. So heißt es zum Beispiel in einem alttestamentlichen, von David komponierten Lied: „Du selbst bist die Quelle, die uns Leben schenkt. Deine Liebe ist die Sonne, von der wir leben.“ (Psalm 36,10 GNB) Oder: „Dein Wort ist wie ein Licht in der Nacht, das meinen Weg erleuchtet.“ (Psalm 119,105 Hfa)
Als vor ca. 2000 Jahren Gott in der Person Jesus Christus Mensch wurde – eigentlich das, was wir in diesen Tagen feiern – bezeichnete er sich als das Licht der Welt und erklärte: „Wer mir nachfolgt, wird nicht in der Dunkelheit umherirren, sondern er hat das Licht, das ihn zum Leben führt.“ (Johannes 8,12 Hfa) Für mich völlig unverständlich bleibt, dass so viele Menschen die Finsternis in der Gottesferne mit ihren Folgen vorziehen: Hass und Terror, Neid, Arroganz und Unversöhnlichkeit.
Vor einigen Jahren zog ich von meinem großen Arbeitszimmer im Keller in ein kleineres, freigewordenes Kinderzimmer im ersten Stock um, weil ich mich nach dem Tageslicht sehnte. Vor noch mehr Jahren habe ich Jesus Christus gesagt: Du sollst die Sonne meines Lebens sein und alles Dunkle vertreiben. Daher singe ich sehr gern das alte Lied von Caroline Rhiem (1902): „Jesus, meine Sonne in der dunklen Nacht, Jesus, meine Wonne, wenn mir Freude lacht … Deinen tiefen Frieden spür ich täglich nun, darf in deiner Liebe Stund um Stunde ruhn … Du willst für mich kämpfen, ich darf stille sein, mich in deine Gnade hüllen fester ein. Niemand kann mich reißen, Herr, aus deiner Hand, bis du mich aus Gnaden bringst ins Heimatland.“
Das bald zu Ende gehende Jahr ist für viele Menschen ein dunkles Jahr gewesen, zuletzt für die Angehörigen der Opfer in Israel und im Gazastreifen. Davor und schon länger für tausende Familien in der Ukraine. Dazu für jene, die unter den Folgen von Naturkatastrophen oder Hunger leiden. Sie sehnen sich danach, dass die Sonne in ihrem Leben aufgeht. Das wird sie tun, wenn der Tag der Wiederkunft Jesu anbricht und er für immer die Dunkelheit vertreibt und sein Reich aufrichtet, in dem es keine Schatten des Leides und des Todes geben wird. Bis es so weit ist, können uns die Worte des Weihnachtliedes trösten: „Weil Gott in tiefster Nacht erschienen, kann unsre Nacht nicht endlos sein!“


 

Like a warming massage for the soul

The Christmas lights in Lüneburg are – of course – somewhat more modest than they were a few years ago. Nevertheless, they still exert an undeniable fascination on me and on thousands of visitors to the Christmas markets. The illuminated water tower (sadly without a crown of lights), the illuminated town hall façade, the illuminated gabled houses, the reflections of light in the water: it’s not just beautiful to look at, it’s something of a warming massage for the soul!
Light, especially the light of the sun – I’ve been missing its rays for a few days now – not only makes everything more colourful, but is also vital for us humans (keyword vitamin D). I am therefore not surprised that the Holy Scriptures, the Bible, so often speak of God and his word in connection with light. For example, in an Old Testament song composed by David, it says: „You yourself are the source that gives us life. Your love is the sun from which we live.“ (Psalm 36:10) Or: „Your word is like a light in the night that illuminates my path.“ (Psalm 119:105)
When God became man in the person of Jesus Christ around 2000 years ago – which is actually what we are celebrating these days – he described himself as the light of the world and declared: „Whoever follows me will not wander in darkness, but will have the light that leads him to life.“ (John 8:12) It remains completely incomprehensible to me that so many people prefer the darkness of being far from God with all its consequences: Hatred and terror, envy, arrogance and unreconcilability.
A few years ago, I moved from my large office in the basement to a smaller, vacant children’s room on the first floor because I longed for daylight. Even more years ago, I told Jesus Christ: You shall be the sun of my life and dispel all darkness. That’s why I love to sing the old song by Caroline Rhiem (1902): „Jesus, my sun in the dark night, Jesus, my delight, when I laugh with joy … I feel your deep peace every day now, I can rest in your love hour after hour … You want to fight for me, I can be still, wrap myself more firmly in your grace. No one can snatch me out of your hand, Lord, until you bring me home by grace.“
The year that is soon coming to an end has been a dark one for many people, most recently for the relatives of the victims in Israel and Gaza. Before that and for a long time for thousands of families in Ukraine. And for those suffering from the consequences of natural disasters or hunger. They long for the sun to rise in their lives. It will do so when the day of Jesus‘ return dawns and he dispels the darkness forever and establishes his kingdom, in which there will be no shadow of suffering and death. Until then, we can take comfort in the words of the Christmas carol: „Because God appeared in deepest night, our night cannot be endless!“


 

Como un masaje para el alma

La iluminación navideña de Luneburgo es – comprensiblemente – algo más modesta que hace unos años. Sin embargo, sigue ejerciendo una innegable fascinación sobre mí y sobre miles de visitantes de los mercadillos navideños. La torre del agua iluminada (lamentablemente sin corona de luces), la fachada iluminada del ayuntamiento, las casas iluminadas, los reflejos de la luz en el agua: no es sólo bonito de ver, es una especie de masaje para calentar el alma.
La luz, sobre todo la luz del sol – hace unos días que echo de menos sus rayos – no sólo hace que todo sea más colorido, sino que también es vital para nosotros los humanos (p.ej. vitamina D). Por eso no me sorprende que las Sagradas Escrituras hablen tan a menudo de Dios y de su palabra relacionándolos con la luz. Por ejemplo, en una canción del Antiguo Testamento compuesta por David, se dice: „Tú mismo eres la fuente que nos da vida. Tu amor es el sol del que vivimos“. (Salmo 36:10) O: „Tu palabra es como una luz en la noche que ilumina mi camino“. (Salmo 119:105)
Cuando Dios se hizo hombre en la persona de Jesucristo hace unos 2000 años -que es en realidad lo que celebramos estos días-, se describió a sí mismo como la luz del mundo y declaró: „El que me sigue no andará en tinieblas, sino que tendrá la luz que le lleva a la vida.“ (Juan 8:12) Me sigue resultando totalmente incomprensible que tantas personas prefieran la oscuridad lejos de Dios, con todas sus consecuencias: Odio y terror, envidia, arrogancia e irreconciabilidad.
Hace unos años, me mudé de mi grande oficina en el sótano a una habitación más pequeña en el primer piso porque anhelaba ver la luz del día. Hace aún más años, le dije a Jesucristo: Quiero que seas el sol de mi vida y disipes todas las tinieblas. Por eso me encanta cantar la antigua canción de Caroline Rhiem (1902): „Jesús, mi sol en la noche oscura, Jesús… Siento tu profunda paz cada día, puedo descansar en tu amor hora tras hora… Nadie podrá arrebatarme de tu mano, Señor, hasta que me lleves a casa por gracia“.
El año que pronto termina ha sido oscuro para muchas personas, actualmente para los familiares de las víctimas de Israel y de Gaza. Antes y durante mucho tiempo para miles de familias en Ucrania. Y para quienes sufren las consecuencias de catástrofes naturales o del hambre. Anhelan que salga el sol en sus vidas. Lo hará cuando amanezca el día del regreso de Jesús y disipe para siempre las tinieblas e instaure su reino, en el que no habrá sombra de sufrimiento ni de muerte. Hasta entonces, podemos consolarnos con las palabras del villancico: „Porque Dios apareció en la noche más profunda, nuestra noche no puede ser interminable“.