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Nicht Ende, sondern Anfang!

Foto: Poi_Rie, pixabay


Deutsch
:
Manches Ende ist ein Anfang.
Manche Nacht das Morgengraun.
Mancher Tod bringt neues Leben
und Enttäuschung mehr Vertraun.
Jürgen Werth (Josef-Musical)

English:
Many an end is a beginning.
Some a night the daybreak.
Some death brings new life
and disappointment more trust.
Jürgen Werth (Josef musical)
(picture)

Español:
Muchos finales son un comienzo.
Algunas noches un amanecer.
Hay muerte que trae nueva vida
y decepciones que aumentan la confianza.
Jürgen Werth (Josef musical)
(foto)

Jürgen Werth (* 14. Mai 1951 in Lüdenscheid) ist ein deutscher Journalist, Buchautor und Liedermacher. Von 1994 bis 2014 war er Direktor des Evangeliums-Rundfunks bzw. hauptamtlicher Vorstandsvorsitzender von ERF Medien in Deutschland. Er lebt als freier Schriftsteller in Wetzlar.
Zzt. lese ich mit Vergnügen seine Bücher „Mehr Anfang war selten. Tagebuch eines Abschieds“ (SCM Hänssler, Holzgerlingen 2015) und „… und immer ist noch Luft nach oben. Entdeckungen beim Älterwerden“ (Gütersloher Verlagshaus, Gütersloh 2018). Homepage von Jürgen Werth

Blind vertrauen?

Der Navi-Anweisung folgen oder nicht? (Foto: DariuszSankowski, pixabay)

Da Navigationsgeräte im Auto sehr verbreitet sind, können viele Leute interessante Erlebnisse mit ihrem „Navi“ berichten. Ich las von zwei Autofahrern in Alaska, die anscheinend ihrem Navi (in diesem Falle war es ein Smartphone-Navigationsprogramm) blind vertrauten: Sie übersahen mehrere Warnschilder, fuhren durch Absperrungen und Tore, überquerten ein Rollfeld und hielten erst auf der Seite eines Terminals an, von der die Passagiere die Flugzeuge betreten.

Besonders dann, wenn mir vor einem Stau die freundliche Stimme empfiehlt, die Autobahn zu verlassen, frage ich mich, ob ich dem Navi mehr vertrauen soll als meinem Blick auf einen (noch) recht flott rollenden Verkehr. Bei diesen Gelegenheiten denke ich häufig an diesen Bibeltext:

Vertraue von ganzem Herzen auf den Herrn und verlass dich nicht auf deinen Verstand. Denke an ihn, was immer du tust, dann wird er dir den richtigen Weg zeigen. Sprüche 3,5–6 (NLB)

Man kann die Führung Gottes nur sehr grob mit den Anweisungen eines Navis vergleichen. Beim Navi weiß ich, dass man ihm nicht blind folgen darf – sonst steht man plötzlich möglicherweise auf dem Rollfeld eines Flugplatzes. Aber wie ist es mit Gott? Soll man ihm blind vertrauen? Beim Navi sollte man den Verstand nicht ausschalten. Muss man das bei Gott etwa tun?

Der weise Salomo schrieb nicht: „Vertraue von ganzem Herzen auf den Herrn und schalte deinen Verstand ab!“ Wie könnte er auch? Denn unser Verstand ist ein unentbehrlicher Bestand des Menschen, so wie Gott ihn erschaffen hat. Außerdem: Wie sollten wir an ihn denken, was auch immer wir tun (V. 6), ohne den Verstand zu benutzen? Je besser wir den Verstand gebrauchen, desto mehr ehren wir den, der uns erschaffen hat. Aber von ganzem Herzen vertrauen sollen wir nicht unserer Intuition, sondern „Gottes Geboten“ (V. 1–4). Auf Gott können wir uns wirklich verlassen – auf unseren Verstand, unsere Erfahrungen, unsere Sinnesorgane und unser Wissen nicht.

Es ist ein wenig wie mit dem Spruch „ora et labora“ (lat. bete und arbeite): Die Intelligenz, die Gott uns verliehen hat, macht das Fragen nach dem rechten Weg im Gebet nicht überflüssig. Und das Vertrauen auf die Führung Gottes ersetzt das eigene Denken nicht und schließt es auch nicht aus. Je enger wir mit ihm verbunden leben, desto besser wird sich beides ergänzen! Gute „Fahrt“ durch diesen Tag!

Von Kindern lernen

Kinder sind sehr spontan, auch was das Schenken und sich Beschenkenlassen betrifft. (Foto: skeeze, pixabay)

 

Das Video* ging um die Welt und wurde von den Me­dien als die wohl schönste Szene der Fußball-EM 2016 bezeichnet: Nach der bitteren Finalniederlage gegen Portugal sah man einen Frankreichfan hemmungslos weinen. Da näherte sich ihm ein Junge im Trikot der Portugiesen, reichte ihm erst die Hand und streichelte dann aufmunternd seinen Arm. Zum Dank nahm ihn der von der unerwarteten Geste bewegte Frankreich­fan in den Arm.

So bewies der Knirps wahre Größe! Eine Größe, die Jesus während seines Einsatzes für die Menschen auf Erden häufig bewunderte. So sehr, dass er den Erwachsenen Kinder als Vorbilder des Glaubens vor Augen stellte. Und das in einer Zeit, in der Kinder kaum als eigene Persönlichkeiten anerkannt wurden (Markus 10,15 Hfa):

Wer sich die neue Welt Gottes nicht wie ein Kind schenken lässt, dem bleibt sie verschlossen.

Kinder sind uns Erwachsenen ein Vorbild der Demut, der Spontaneität (wie beim jungen Portugie­sen), der Unbeschwertheit, der Kreativität, des Ver­trauens. Sie schenken gern und lassen sich ebenso gern beschenken.

Schenken und sich beschenken lassen, ohne an eine Gegenleistung zu denken – wie schwer fällt uns Älteren das! Noch schwerer, wenn es um ein so großes Geschenk wie das ewige Leben geht. Wirklich ge­schenkt? Das passt nicht in unseren Kopf, ist aber die Voraussetzung, um in Gottes neue Welt zu gelangen. Alle Versuche, dafür etwas zu leisten oder zumindest einen Teil „auszugleichen“, sind eine Beleidigung Got­tes!

Die Reaktion auf das größte Geschenk, das der Himmel uns Menschen geben kann, muss der Dank­barkeit und Liebe entspringen. Sie darf weder aus Berechnung geschehen noch in dem Versuch, den hohen Preis der Erlösung ein wenig „abzufedern“.

Ich denke nicht, dass der junge Fußballfan lange überlegte, ob, warum und wie er das tun sollte, was er tat. Er folgte einer Regung seines Herzens, und das war genau das Richtige! Und woher kam dieses Bedürfnis, den weinenden Franzosen zu trösten? Man kann es Mitgefühl nennen. Ich denke, der Geist Got­tes drang ihn dazu. Gottes Liebe ist die größte Macht des Universums, und der Heilige Geist wird in jedem, der sich Gott anvertraut, diese Spontaneität fördern, die uns befähigt, diese Liebe weiterzugeben. Dies­bezüglich will ich weiterhin viel von Kindern lernen!

* Link zum Video

Die „German Angst“

Die „German Angst“ macht immer noch die Runde. Eine Studie über die Sorgen der Deutschen, die seit 1992 von einer Versicherung als repräsentative Um­frage durchgeführt wird, bringt es ans Licht: Der Angstindex, der Durchschnitt aller abgefragten Themen, lag 2017 bei 46 Prozent. Am meisten fürchten sich die Deutschen vor terroristischen Anschlägen (71 Prozent), gefolgt von politischem Extremismus (62 Prozent) und Spannungen durch den Zuzug von Flüchtlingen (61 Prozent).

Jetzt könnte jemand sagen: Wieso fürchtet ihr euch als Christen? Was bringt euch euer Glaube?

Nun leben Christen in keiner hermetisch verriegelten Enklave oder unter einer Käseglocke, die sie frisch und unzerstörbar hält. Auch ist ihr Glaube keine tod­sichere Lebensversicherung.

Jesus selbst sagte seinen Nachfolgern (Johannes 16,33):

„Das habe ich mit euch geredet, damit ihr in mir Frieden habt. In der Welt habt ihr Angst; aber seid getrost, ich habe die Welt überwunden.“

Er versprach uns kein angstfreies Leben, sondern Frieden und Trost mitten in der Angst – durch die Gewissheit: Christus hat die Welt (die Trennung von Gott) überwunden.

Jesus empfand nur in Gethsemane und am Kreuz Angst – Angst davor, durch die Sünde für immer von seinem Vater getrennt zu werden, Angst also vor dem zweiten, ewigen Tod (vgl. Hebräer 2,9). Somit bleibt Kin­dern Gottes die schlimmste Angst, die es gibt, erspart – und damit auch die Angst vor dem Gericht.

Solange Jesus am Regiepult des Universums sitzt und an Bord unseres Lebensschiffes ist, dürfen wir fest darauf vertrauen: Was seinen Kindern passiert, hat er zugelassen. Weil es ihm bei allem, was ge­schieht, immer um seinen großen Plan geht – die Ret­tung von Menschen für die Ewigkeit und die Wieder­herstellung des verloren gegangenen Paradieses.

Danke, Herr, dass du heute mein Herz mit deinem Frieden und mit deinem Trost erfüllst!

Auch die Schüler von Jesus hatten Angst, als ein Sturm ausbrach – obwohl Jesus am Bord war … und schlief! (Foto: falco, pixabay)