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Wie hoch sind deine Mauern? Der Gott, der die Mauern Jerichos stürzen ließ, kann spielend deine Mauern niederreißen – auch ohne Pauken und Trompeten.
2019 feiert Deutschland das Jubiläum des Falls der Berliner Mauer im Jahr 1989. Als im August 1961 der Bau begann, war ich zehn Jahre alt und lebte in Spanien. Zuhause hatten wir keinen Fernseher, so sah ich die eine oder andere Szene darüber in Filmdokumentationen, die unsere örtliche Sparkasse zeigte.
Als 10-Jähriger konnte ich nicht ahnen, dass ich eines Tages (mit 20) ins geteilte Deutschland „auswandern“ würde. Und genau so wenig, dass ich später als Pastor mithelfen sollte, Computer für meine Pastorenkollegen in Thüringen über die Grenze zu transportieren. Die Begegnungen mit Menschen in der DDR waren sehr bereichernd, das Passieren der Grenzkontrollen war sehr aufregend – und deprimierend.
Den Mauerfall vor 30 Jahren habe ich natürlich intensiver als den Baubeginn empfunden: Ich lebte ja bereits 18 Jahre hier und war mit der deutsch-deutschen Situation recht vertraut. Das waren bewegende Stunden an jenem 9. November 1989 in Neuwied am Rhein vor dem Fernsehgerät! Und was bis heute von den meisten – ob an Gott glaubend oder nicht – immer wieder betont wird: Alles verlief friedlich! Nicht ein Schuss fiel!
So stimme ich voller Dankbarkeit den Worten von Matthias Pankau (Leiter der Evangelischen Nachrichtenagentur idea in Wetzlar) in seinem Kommentar in der idea-spektrum-Ausgabe dieser Woche zu: „Der 9. November 1989 ist das größte Gottesgeschenk in der deutschen Nachkriegsgeschichte.“ Allerdings betrachten nach einer kürzlich durchgeführten Umfrage 61 Prozent der Deutschen den Mauerfall lediglich als einen „Glücksfall“ für Deutschland.
Meine Dankbarkeit vermischt sich mit Verwunderung, wenn ich lese, dass jeder Fünfte in der Wiedervereinigung vor allem Nachteile sieht und dass 13 Prozent sich die Mauer zurückwünschen. Diese Sehnsucht ist für mich unbegreiflich. Genau so wie die Bestrebungen einiger, mehr zur Vertiefung vorhandener oder imaginärer Gräben beizutragen als zur Heilung stattgefundener Verletzungen. Anders formuliert: Die Mauer aus Beton ist gefallen, aber in vielen Herzen bestehen noch Mauern des Neides, der Verbitterung, des Misstrauens.
Physische Mauern niederzureißen (es soll davon über 40 auf der Welt geben) ist für Menschen möglich, wenn sie das wirklich wollen. Im besten Fall sogar durch friedliche Revolutionen, getragen durchs Gebet, wie vor 30 Jahren. Aber Mauern im Herzen zu beseitigen, das kann letztlich nur derjenige, der unser Herz kennt und erforscht, der uns geschaffen und erlöst hat, damit wir frei von dem werden, was unser Denken vergiftet und unsere Beziehungen zerstört. Denn „mit unserem Gott können wir über Mauern springen“ (Psalm 18,30). Und er will uns „ein neues Herz und einen neuen Geist [eine neue Gesinnung] geben“ (Hesekiel 36,26).
English:
How high are your walls? The God who destroyed the walls of Jericho can easily tear down yours – even without drums and trumpets. (Elí Diez-Prida) Picture
Español:
¿Qué altura tienen tus muros? El Dios que destruyó las murallas de Jericó puede derribar fácilmente las tuyas, sin necesidad de tambores o trompetas. (Elí Diez-Prida) Foto