Erst als mich eine ältere Frau meiner Kirchengemeinde auf dieses Bibelwort aufmerksam machte, erkannte ich, welch schöner Gedanke sich dahinter verbirgt. „Solltest du mich eines Tages beerdigen“, sagte sie zu mir, „dann bitte ich dich, in der Trauerfeier über Psalm 17,15 zu sprechen“. Was steht dort?
Ich will satt werden, wenn ich erwache, an deinem Bilde.
Dieser Wunsch verriet, wie sehr diese Frau Jesus liebte: Im Blick auf ihren Tod war es ihr größter Wunsch, bei der Auferstehung das Gesicht von Jesus zu sehen. Nicht die goldenen Straßen oder die perlenbesetzten Tore, nicht die köstlich gedeckten Tische oder die herrlichen Früchte an den Bäumen des Lebens, nein: Jesus zu sehen, wie er wirklich ist, das war die tiefe Sehnsucht ihres Herzens.

Ist das auch meine Sehnsucht?, fragte ich mich daraufhin. Sicher, ich freue mich auf ein Leben ohne Leid und Tod, in Frieden und Harmonie mit Menschen und Tieren. Wir dürfen uns berechtigterweise auf die herrlichen Wohnungen freuen, die Jesus für seine Kinder vorbereitet (Johannes 14,2-3). Aber alle Vorzüge und Schönheiten der künftigen Heimat der Erlösten wären wertlos, wenn Jesus nicht dort wäre. Der Himmel ist da, wo Jesus ist! Himmlisch werden sich nur Menschen dort fühlen können, die Jesus so innig lieben wie diese alte Glaubensschwester. Sie ist mir ein Vorbild.
Gott von Angesicht zu Angesicht gegenüberzustehen hatte sich einst Mose gewünscht. Gott konnte es nicht erfüllen: „Mein Angesicht kannst du nicht sehen; denn kein Mensch wird leben, der mich sieht“, gab er Mose zur Antwort (2 Mo 33,20). Auf eine andere Art und Weise wurde Gott später doch sichtbar: als menschgewordener Gott in der Person Jesu. So konnte dieser seinem Schüler Philippus sagen: „Wer mich sieht, der sieht den Vater!“ (Johannes 14,9)
Durch den täglichen „Sichtkontakt“ mit Jesus (im Beten, beim Lesen seiner Worte und der Berichte seiner Taten) werden wir schon jetzt verändert, denn das, womit wir uns beschäftigen, prägt uns immer mehr. Wie wird es dann sein, wenn er wiederkommt! Johannes, ein anderer Schüler, schrieb: „Wenn wir schon jetzt Kinder Gottes sind, was werden wir erst sein, wenn Christus kommt! Dann werden wir ihm ähnlich sein, denn wir werden ihn sehen, wie er wirklich ist.“ (1. Johannes 3,2 Hoffnung für alle-Übersetzung)
Dann werden unser Staunen über Gott und unsere Dankbarkeit ins Unermessliche steigen!