[nx_spacer]Chamäleons sind faszinierende Tiere. Auffallend sind ihre Augen, die sie unabhängig voneinander bewegen können. Sprichwörtlich geworden ist ihre Fähigkeit, ihre Farbe zu wechseln. Bei hohen Temperaturen färben sich die Tiere hell, um das einfallende Licht zu reflektieren, bei niedrigen Temperaturen nehmen sie eine dunkle Farbe an, um die Energie des Lichtes aufzunehmen. Chamäleons können sogar ihre Körperform teilweise variieren, indem sie sich aufblähen oder am Kopf befindliche Lappen abspreizen. Werden sie bedroht, können sie sich auch totstellen.
In der Psychologie ist der Chamäleon-Effekt schon lange bekannt: Menschen ahmen unbewusst fremde Verhaltensweisen nach. Dann gibt es noch den Chamäleon-Typ: Menschen, die keine Probleme damit haben, sich bei der Verfolgung ihrer Ziele immer wieder neu zu erfinden. Verhalten wir uns als Christen auch manchmal so? Wir prüfen, was gerade gefragt ist, und passen uns geschickt an. Wir tanzen auf mehreren Hochzeiten und halten uns alle Optionen offen.
An diesen Chamäleon-Typ erinnert mich mein Lieblingsjünger Petrus. In der Stunde, in der er Jesus sehr nahe hätte sein können, folgte er seinem Meister in sicherem Abstand. Als Petrus im Hof vor dem Palast des Hohenpriesters hätte Farbe bekennen können, behauptete er, Jesus nicht einmal zu kennen.
Ein ganz anderes Bild vermittelt die Begebenheit, die in der Apostelgeschichte berichtet und so zusammengefasst wird (4,13 NLB):
Die Mitglieder des Hohen Rats waren erstaunt, wie furchtlos und sicher Petrus und Johannes sprachen, denn sie konnten sehen, dass sie ganz einfache Männer ohne besondere Bildung waren. Außerdem wussten sie, dass diese Männer dem engsten Kreis um Jesus angehört hatten.
Die Mitglieder des Hohen Rats konnten nur darüber staunen, wie furchtlos Petrus und Johannes ihren Glauben an Jesus Christus bezeugten und wie offen sie sich zur Jüngerschar des Auferstandenen bekannten.
In einer Predigt ermutigte der damalige Erzbischof von Köln, Joachim Kardinal Meisner (1933-2017), die Christen, Farbe zu bekennen: „Wer am Montag über seinen Glauben eine Tarnkappe zieht, der zerstört die Substanz seines eigenen Glaubens. Wer seinen Mantel immer nach dem Winde hängt, verdirbt seine Glaubensüberzeugung. Wer sich wie ein Chamäleon den gängigen Meinungen anpasst, verliert seine Glaubensüberzeugung.“
Dass Gott aus Petrus einen so mutigen Zeugen für das Evangelium machte, lässt mich sehr zuversichtlich sein!
Diese Andacht ist auch im Buch „Atem holen“ am 24. Oktober enthalten.