Kein roter Teppich, kein Supermann

Wandgemälde in der Franziskaner-Kapelle bei Bethlehem. (Foto: edp, Mai 2022)

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Diese Darstellung der Geburt Jesu in Bethlehem* ist, wie so viele, ziemlich verklärt. Ich finde es schön, wie aufmerksam die vielen Tiere (z. B. der Hund rechts) die Szene beobachten. Auch die Gaben der Hirten gefallen mir: ein Lämmlein, ein Obstkorb, ein Flötenstück. Die Wirklichkeit hat bestimmt nicht so verträumt ausgesehen. Warum, beschreibt Markus Spieker sehr fein: „Der Weg ins menschliche Leben führt nicht über rote Teppiche. Gott schlüpft durch die Hintertür in seine Schöpfung. Er erscheint nicht als Supermann auf der großen Bühne des Forum Romanum oder wenigsten auf dem Marktplatz von Alexandria, Athen oder Antiochia. Er kommt als kreischender Kleine-Leute-Säugling in einem Tierstall zur Welt.“**

  • Dass Gott als kleines Kind in unsere Welt gekommen ist, ist unser Glück, denn anders hätten wir seine Größe und Herrlichkeit nicht überlebt.
  • Dass dieses Kind als Erwachsener heilte, predigte und durch sein Wirken zeigte, wie Gott wirklich ist, darauf gründet sich unser Glaube.
  • Dass Jesus am Kreuz unschuldig für alle Menschen starb, also auch für mich, das ist unsere Rettung.
  • Dass er nicht im Grab blieb, sondern auferstanden ist, garantiert uns: Der Tod hat nicht das letzte Wort.
  • Dass er versprochen hat, wiederzukommen und seine Kinder zu sich zu holen, das ist Hoffnung und Gewissheit zugleich. Darauf lohnt es sich zu warten, dafür lohnt es sich zu leben.
Die “Engelskapelle” der Franziskaner in Bati Sahur bei Bethlehem. (Fotos: edp, Mai 2022)

* Das ist eines von mehreren Gemälden in der Franziskaner-Kapelle („Engelskapelle“) auf einem der Hirtenfelder in Bait Sahur, östlich von Bethlehem. Die Form erinnert an die Kirche Dominus Flevit am Ölberg in Jerusalem, was nicht verwundert, denn beide wurden von Antonio Barluzzi gebaut (die hier 1954).
Der Text an der Kuppel (auf dem Foto nur teilweise zu sehen) lautet: GLORIA IN EXCELSIS DEO ET IN TERRA PAX HOMINIBVS BONAE VOLUNTATIS, was dem Lukasevangelium 2,14 nach der Vulgata (lateinische Übersetzung der Bibel) entnommen ist und so viel bedeutet wie „Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden den Menschen seiner Gnade bzw. seines Wohlgefallens“. In der Neuen Genfer Übersetzung, die – wie heute die meisten Bibelübersetzungen – auf den griechischen Grundtext zurückgreift, lautet der Satz: „… und Frieden auf der Erde für die Menschen, auf denen sein Wohlgefallen ruht“.

** Markus Spieker, JESUS. Eine Weltgeschichte, Fontis-Verlag Basel, 2020, S. 200. Sehr empfehlenswert!! Rezension hier


 

No red carpet, no superman

This illustration of the birth of Jesus in the shepherds’ fields of Bethlehem is, like so many, quite romanticised. I love how attentively the many animals (e.g. the dog on the right) observe the scene. I also like the shepherds’ gifts: a little lamb, a basket of fruit, a piece of music with the flute. Reality certainly did not look so dreamy. Markus Spieker describes why: “The way into human life does not lead across red carpets. God slips into his creation through the back door. He does not appear as superman on the big stage of the Roman Forum or at least on the marketplace of Alexandria, Athens or Antioch. He comes into the world as a shrieking little people’s infant in an animal pen.” Markus Spieker, JESUS. Eine Weltgeschichte, Fontis-Verlag Basel, 2020, p. 200

  • That God came into our world as a little child is our good fortune, for otherwise we would not have survived his greatness and glory.
  • That this child as an adult healed, preached and showed through his work what God is really like, that is the basis of our faith.
  • That Jesus died innocently on the cross for all humans, so also for me, that is our salvation.
  • That he did not remain in the grave, but rose again, guarantees us: death does not have the last word.
  • The fact that he promised to come back and take his children to himself is both hope and certainty.

That all is worth waiting for his return, that all is worth living for.


 

Ni alfombra roja, ni superman

Este cuadro del nacimiento de Jesús en los campos de pastores de Belén es, como tantos otros, bastante embellecido. Me encanta lo atentos que observan los animales la escena (por ejemplo, el perro de la derecha). También me gustan los regalos de los pastores: un corderito, una cesta de fruta, una pieza musical con la flauta. La realidad, desde luego, no fue tan romántica. Markus Spieker describe el porqué: “El camino hacia la humanidad no condujo por alfombras rojas. Dios se coló en su creación por la puerta de atrás. No aparece como supermán en el gran escenario del Foro Romano o, al menos, en la plaza mayor de Alejandría, Atenas o Antioquía. Viene al mundo como un bebé llorón en un corral de animales.” Markus Spieker, JESUS. Eine Weltgeschichte, Fontis-Verlag Basel, 2020, p. 200

  • Que Dios viniera a nuestro mundo como un niño pequeño es nuestra buena suerte, pues de otro modo no habríamos sobrevivido a su grandeza y gloria.
  • Que este niño de adulto curara, predicara y mostrara con su obra cómo es Dios en realidad, ésa es la base de nuestra fe.
  • Que Jesús murió inocentemente en la cruz por todas las personas, incluida yo, ésa es nuestra salvación.
  • Que no permaneciera en la tumba, sino que resucitara, nos garantiza que la muerte no tiene la última palabra.
  • El hecho de que prometiera volver y llevarse a quienes creen en él a su hogar es tanto una esperanza como una certeza.

Por todo esto merece la pena esperar su regreso, por todo esto merece la pena seguir viviendo y luchando.

 

Ein unvergesslicher Gottesdienst in der FEG Celle

Nur “Zufall”? Beide kommen aus Asturias (Nordwestspanien), lernten sich in Lissabon 1999 kennen und sind seitdem Freunde und “Kollegen”. (Foto: Lars Heidemann)

Der Einsatz von Carlos Martínez im Großraum Lüneburg ging am Sonntag, 27. November, mit dem Gottesdienst in der baptistischen Evangelisch Freikirchlichen Gemeinschaft (EFG) Celle zu Ende. Wie am Tag zuvor in der Adventgemeinde Hamburg-Harburg gestalteten er und sein Landsmann Elí Diez-Prida die Predigt unter dem Titel „Gott übersieht dich nicht“ zusammen. Mit vier ausgesuchten Stücken half Carlos Elí, die Brücke von vier biblischen Personen aus dem Alten Testament in unsere Zeit zu schlagen.

Jeder mit seiner Begabung, beide von Gott gebraucht! (Foto: Lars Heidemann)

Dass der Ausgangstext aus der Geschichte von Hagar „Du bist ein Gott, der mich sieht“ (1. Mose / Genesis 16,13) die Jahreslosung 2023 werden sollte, das wussten wir nicht, als die Idee zu diesem Gottesdienst vor zweieinhalb Jahren entstand. Dass diese Predigt mit Worten und ohne Worte so viele Hörer so tief berühren würde (manchen ging sie „unter die Haut“), ahnten wir auch nicht. Es war für uns eine Gebetserhörung. Genauso wie die Tatsache, dass ohne vorherige Proben beides, das gesprochene und das gemimte Wort, so zusammenschmolzen, dass eine Moderatorin fragte, seit wie vielen Jahren wir gemeinsam auftreten und diese Predigt halten würden.

Ein Teil der Band der EFG Celle. (Foto: Lars Heidemann)

Wir denken gern an die gastfreundliche Aufnahme zurück, an die gute Zusammenarbeit mit den Organisatoren und Moderatoren vor Ort und an den professionellen Einsatz der jungen Menschen technisch wie musikalisch. Vor allem wollen wir das Versprechen Gottes nicht vergessen: Ich übersehe dich nicht … wenn du gemobbt wirst, wenn alles in deinem Leben schief zu gehen scheint, wenn du des Wartens müde wirst und wenn deine Hoffnungen wie ein Kartenhaus in sich zusammenfallen. Was für einen wunderbaren Gott haben wir doch!

40-jähriges Bühnenjubiläum in Celle

Die EFG (Baptisten) hat schon mehrmals Carlos Martínez eingeladen, das letzte Mal 2019 zusammen mit Jürgen Werth (Wetzlar).

Nach der Mitwirkung am Gottesdienst der Adventgemeinde Hamburg-Harburg (am 26.11.2022) ging es am Samstagabend in Celle weiter: Carlos Martínez feiert in diesem Jahr sein 40-jähriges Bühnenjubiläum. Aus diesem Anlass hatte ihn die Evangelisch Freikirchliche Gemeinschaft (EFG) eingeladen, sein neues Programm VITAMIMO aufzuführen, was er frisch und entspannt tat, als wäre er an diesem Tag noch nirgends aufgetreten.

Szenen aus der Weltliteratur und aus dem Stück “Die Schöpfung”.

Im ersten Teil des Abends begleiteten wir Carlos Martínez auf einer Reise in die Welt der Bücher und der Fantasie. Das war eine recht anspruchsvolle Reise, denn nicht alle Bezüge dürften den Zuschauern erkennbar gewesen sein. Klar, die Szene aus dem Ritterroman „Don Quijote de la Mancha“ war für mich sehr leicht zu identifizieren, auch die mit Wilhelm Tell, aber bei Dracula beispielsweise war ich völlig ahnungslos. Leichter zu folgen waren dann die Szenen aus dem Leben eines alten Glöckners.

Etwas Besonderes hat Carlos in das VITAMIMO-Programm integriert, und zwar eine Interaktion mittels App: Die ganze Zeit über und besonders in der Pause konnten die Besucher mit ihren Mobiltelefonen die Stücke wählen, die sie im zweiten Teil des Abends sehen wollten. Viele kannten Carlos und sein beachtliches Repertoire aus früheren Auftritten hier in Celle. Ein paar Gäste konnte ich bei der Auswahl ein wenig „beraten“, sodass drei meiner Lieblingsstücke sich einen Platz sicherten: die Schöpfung, die Arche Noah und die Bushaltestelle.

Der zweite Teil war höchst unterhaltsam und sicher für alle Besucher leicht verständlich. Die von mir „empfohlenen“ Stücke waren großartig, aber auch das Stück „In der Dusche“, das ich nicht auf meiner Liste hatte, brachte uns alle zum Lachen und zum Weinen (aus lauter Lachen) zugleich. Noch etwas Besonderes sprach das Publikum in der nahezu voll besetzten Kirche besonders an: Ungeschminkt erzählte Carlos zu fast jedem Stück Vorgeschichten oder Anekdoten davon, was er weltweit auf seinen Reisen während der letzten 40 Jahre erlebt hat. Das war spannend und bewegend zugleich.

Eine sehr feine Begrüßung und eine ebenso feine Verabschiedung durch eine freundliche, argentinische Moderatorin.

Jemand fasste seine Eindrücke nach diesem Abend so zusammen: „Eine für mich sehr abwechslungsreiche erste Hälfte mit Tiefgang, die mich aber auch in meiner Aufmerksamkeit und Konzentration herausgefordert hat. Die zweite Hälfte des Programms war für mich nochmal der kurze Blick in eine ganz andere persönliche Welt der Pantomime und in Carlos Lebenswerk.“

Dank dem Beruf als Pantomime ging Carlos‘ kindlicher Wunsch in Erfüllung, alle Sprachen dieser Welt zu sprechen (damals dachte er, es wären nur sechs!), denn die Sprache der Pantomime ist universell, kennt keine Grenzen, spricht ohne Worte Herz und Verstand an – in Japan wie auch in Celle!

Zwei Spanier teilen sich die Predigt auf

Elí (links) stellt Carlos vor. Beide sind in Asturias (Nordwestspanien) geboren.

Nach dem Abendprogramm „Meine Bibel“ mit dem bekannten Pantomimen Carlos Martínez in Lüneburg ging es am Samstagvormittag, 26.11., in der Adventgemeinde Hamburg-Harburg weiter, diesmal mit einem besonderen Gottesdienst. (Die Adventisten feiern ihre Gottesdienste am Shabbat.) Nach einem schönen musikalischen Teil, an dem die Kinder beteiligt waren, hielten Carlos Martínez (Barcelona) und Elí Diez-Prida (Lüneburg), beide in Asturias (Nordspanien) geboren, gemeinsam die Predigt – Elí mit Worten, Carlos ohne Worte.

Das Lied kannte ich noch nicht: Willkommen im Vaterhaus.

Das Predigtthema lautete: „Gott übersieht dich nicht“ und startete mit der ägyptischen Sklavin Hagar in der Wüste. Danach kamen die Witwen Noemi und Ruth an die Reihe, gefolgt von David auf seiner Flucht vor Saul, und zuletzt die völlig niedergeschlagene Maria aus Magdala am leeren Grab Jesu. Carlos unterstrich gekonnt die Übertragung auf unsere Zeit mit je einem Pantomimenstück: Gott übersieht dich nicht, … wenn du gemobbt wirst; … wenn alles schief zu gehen scheint; … wenn dir die Geduld beim Warten ausgeht; … wenn deine Hoffnung in sich zusammenfällt wie ein Kartenhaus. Das Oratorium „The God Who Sees“ mit Nicole C. Mullen (mit deutschen Untertiteln) rundete das Thema ab.

Welche Maske passt am besten zu mir? Keine! So wie ich bin, ist es gut.

Da ich befangen bin, lasse ich lieber einen Gottesdienstbesucher zu Wort kommen: „Diese Gefühle, verloren und verlassen zu sein, stellte Carlos Martínez in szenischen Einschüben tiefgründig dar und beeindruckte die Anwesenden am Ende jeder Szene mit seiner Interpretation des Erlebnisses, von Gott gesehen zu werden. Auf diese Weise gestärkt und gesegnet konnten wir nach dem Gottesdienst sichtlich beschwingt in die neue Woche starten.“

Elí predigte mit Worten, Carlos ohne. Der im Glaskasten Gefangene schenkt Gott sein Herz und bekommt es erneuert zurück.

Wir mussten schnell nach Celle zu den nächsten zwei Einsätzen fahren, taten dies aber dankbar für die freundliche Aufnahme der Gemeindemitglieder und auch dafür, dass der Gottesdienst für sehr viele so etwas wie eine „Vitaminspritze“ in dieser unruhigen Zeit gewesen ist. Gott sei Dank!

Elí und seine Frau Lydia freuen sich jedes Mal, wenn sie Carlos treffen … und erleben!

Spanischer Pantomime in Lüneburg

Während der Künstler sich auf den Auftritt vorbereitet, kümmern sich die jungen Leute um die Gäste.

Es ist ein paar Jahre her, dass der erfolgreiche spanische Pantomime Carlos Martínez, mit dem ich seit 1999 befreundet bin, den Wunsch äußerte, mich einmal in Lüneburg zu besuchen und hier aufzutreten. Nun war es nach dem Ausklingen der Coronapandemie endlich so weit: Den 24. November verbrachten wir privat unterwegs, wobei ihm die Hansestadt Lüneburg sehr gut gefiel (einschließlich der abendlichen Weihnachtsbeleuchtung), und am 25. führte er das Abendprogramm „Meine Bibel“ in der Freien Evangelischen Gemeinde (FeG) auf.

Etwa eineinhalb Stunden lang faszinierte Carlos die über 200 Besucher, darunter viele Kinder und eine Gruppe von elf Gehörlosen, mit seinem Können, seinem Humor und seiner Herzlichkeit. Denn es ging nicht ausschließlich um biblische Geschichten, sondern auch um Alltagssituationen. Und selbst bei den biblischen Stücken gab es einiges zu lachen, so zum Beispiel bei der Reise der drei Weisen aus dem Morgenland nach Bethlehem.

Zwei meiner Lieblingsstücke kamen auch vor: „Die Schöpfung“ und „Die Arche Noah“. Gerade in diesen zwei Stücken kommen Carlos‘ Fantasie, seine Liebe zum Detail und sein Humor deutlich zum Tragen. Ebenso im Stück „Es ist nicht gut, dass der Mann allein sei … in der Küche!“ Eine Besucherin meinte: „Ich bin noch ganz begeistert von der großartigen Pantomimenkunst von Carlos Martínez und seiner feinen Menschenfreundlichkeit und Verkündigung. Auch meiner Familie hat es sehr gut gefallen!“

Wie es zum Titel des Programms „Meine Bibel“ kam, erklärte er ungeschminkt im letzten Teil: Es ginge ihm bei der Auswahl der Stücke nicht um seine „eigene Version der Bibel“, sondern um Geschichten, die seine Mutter besonders gemocht hatte, also aus „ihrer Bibel“. Wir mussten auch beim Zuhören herzhaft lachen, als er darüber erzählte, wie manches Kind seine Stücke deutete oder später im Schulunterricht einbrachte.
Übrigens: Im Oktober 2002 wurde Carlos Martínez mit dem Preis der deutschen Stiftung Bibel und Kultur als ein Künstler geehrt, der in seinem Schaffen die Bedeutung der Bibel reflektiert und den Dialog darüber ermöglicht.

Es hat mich sehr gefreut, wie sich die FeG für das Gelingen dieses Abends eingebracht hat: Eine Bühne musste aufgebaut werden, eine Scheinwerferanlage wurde extra gemietet. Und die Jugendlichen waren stark beteiligt, sowohl an der Abendkasse als auch am Verkauf von Erfrischungen, Brezeln etc. vor und nach dem Abendprogramm. Vorbildlich!

Quertreiber – nicht nur im Suezkanal

Fotos: Marine Traffic, 26.3.2021

Im März 2021 steckte die „Ever Given“, eines der größten Containerschiffe der Welt, im Suezkanal fest.  Am 29. März gelang es schließlich, den 400 Meter langen und 224.000 Tonnen schweren Frachter teilweise freizulegen und in “schwimmenden Zustand” zu bringen. Zu diesem Zeitpunkt warteten rund 370 Schiffe auf beiden Seiten des Kanals auf Durchfahrt. Durch die tagelange Blockade seien dem Kanal täglich Einnahmen von rund 13 bis 14 Mio. US-Dollar verloren gegangen.

Die „Ever Given“ ist im buchstäblichen Sinne ein „Quertreiber“: Laut Wikipedia stammt dieses Wort aus dem Niederdeutschen (17. Jhdt.): dwarsdryver bezeichnet einen Schiffer, der sein Fahrzeug schlecht steuert in der Fahrrinne, quer (dwars) stellt und damit andere in ihrer Weiterfahrt behindert.

Beim Nachdenken über diesen Zwischenfall kam mir die härteste Rede in den Sinn, die Jesus jemals hielt. Darin bezeichnete er die frommen Lehrer, die Vorbilder, Wegweiser und Wegbegleiter für Suchende hätten sein sollen, als scheinheilige Quertreiber (Matthäus 23,13 GNB):

Weh euch Gesetzeslehrern und Pharisäern! Ihr Scheinheiligen! Ihr versperrt den Zugang zur neuen Welt Gottes vor den Menschen. Ihr selbst geht nicht hinein und ihr hindert alle, die hineinwollen.

Ich frage mich: Wo bin ich ein (un)geistlicher Quertreiber? Wo stehe ich in der Gefahr, suchenden Menschen den Zugang zu Gott zu erschweren? Machen meine Worte und meine Lebensweise es anderen leichter, Gott so kennen und lieben zu lernen, wie Jesus uns den Vater vorgestellt hat?

Beim Lesen dieser Rede in Matthäus 23 habe ich einige Bitten an Gott formuliert:

  • Hilf mir, das Evangelium als eine befreiende Botschaft weiterzugeben – in Wort und Tat.
  • Hilf mir, mein Christsein ganz natürlich zu leben und mach mich frei von Nebengedanken wie die Erwartung, dafür Bewunderung zu ernten.
  • Hilf mir, die Prioritäten richtig zu setzen und Traditionen nicht überzubewerten oder gar als für alle bindend zu verteidigen.
  • Hilf mir, mehr Wert darauf zu legen, dass du mein Denken und Fühlen reinigst, als darauf, meine äußere Erscheinung zu polieren.

Wie wunderbar ist es, sich von Gott als Brückenbauer gebrauchen zu lassen, als Werkzeug seines Friedens, als Botschafter der Versöhnung!

Fotos: Marine Traffic, 29.3.2021, 8:30 Uhr