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Eine Sternstunde des Gewissens

Foto/Gemälde: Luther vor dem Reichstag in Worms (1877 von Anton Alexander von Werner)

„Eine Sternstunde des Gewissens“
So nennt der Germanist Klaus-Rüdiger Mai das, was vor 500 Jahren, am 17. und 18. April 1521, in Worms geschah: der Auftritt des Reformators Martin Luther auf dem Reichstag auf Einladung des Kaisers Karl V.
Luther sollte seine Ansichten darlegen, erwartet wurde von ihm allerdings einen Widerruf seiner Schriften. Nach einer ersten Anhörung am 17. April kam es am 18. April zur entscheidenden Sitzung. Als Johann von Eck, der Vorsitzende des katholischen Kirchengerichts, Luther aufforderte, seine Schriften zu widerrufen und „sein Gewissen fahren zu lassen“, sprach er die bekannten Sätze:

„Wenn ich nicht durch Zeugnisse der Schrift und klare Vernunftgründe überzeugt werde; denn weder dem Papst noch den Konzilien allein glaube ich, da es feststeht, dass sie öfter geirrt und sich selbst widersprochen haben, so bin ich durch die Stellen der Heiligen Schrift, die ich angeführt habe, überwunden in meinem Gewissen und gefangen in dem Worte Gottes. Daher kann und will ich nichts widerrufen, weil wider das Gewissen etwas zu tun weder sicher noch heilsam ist. Hier stehe ich, ich kann nicht anders, Gott helfe mir, Amen!“ (DAGR, VII, 8)

Luther bestand darauf, „dass es keinen Zwang im Glauben geben darf, dass er als Christ zu seinem Glauben stehen muss, über den die weltlichen Herrscher, letztlich aber auch die Päpste, Kardinäle und Bischöfe keine Gewalt haben“ (Klaus-Rüdiger Mai in IDEA 15/2021).

Ein Tag später kündigte der Kaiser die Reichsacht (den Bann) an – wegen Häresie und Ansinnen, die herrschende Kirche zu reformieren. Damit wurde Luther für „vogelfrei“ erklärt. Um ihn zu schützen, täuschte der sächsische Kurfürst Friedrich einen Überfall vor und ließ den Reformator auf die Wartburg bringen und verstecken. Dort übersetzte er das Neue Testament ins Deutsche.

Diese Haltung Luthers dem Wort Gottes und seinem Gewissen gegenüber erinnert mich an ein bekanntes Zitat der amerikanischen Schriftstellerin Ellen G. White:


A matter of conscience
500 years ago, the reformer Martin Luther appeared at the Diet of Worms. After an initial hearing on April 17, 1521, the president of the Catholic ecclesiastical court, Johann von Eck, demanded a day later that he recant his writings. Luther refused with the well-known words:

„Unless I am convinced by the testimony of the Scriptures or by clear reason (for I do not trust either in the pope or in councils alone, since it is well known that they have often erred and contradicted themselves), I am bound by the Scriptures I have quoted and my conscience is captive to the Word of God. I cannot and will not recant anything, since it is neither safe nor right to go against conscience. Here I stand, I can do no other. May God help me. Amen!

One day later, Emperor Charles V announced the imperial power (ban) – for heresy and for attempting to reform the ruling church. To protect the reformer, who had been outlawed, the Saxon prince Frederick III organized a mock kidnapping and hid him in the Wartburg castle. There Martin Luther translated the New Testament into German.

This stand of Luther toward the Word of God and his conscience reminds me of a famous quote by the American writer Ellen G. White:


Un asunto de conciencia
Hace 500 años, el reformador Martín Lutero compareció en la Dieta de Worms. Tras una primera audiencia el 17 de abril de 1521, el presidente del tribunal eclesiástico católico, Johann von Eck, le exigió un día después que se retractara de sus escritos. Lutero se negó con las conocidas palabras:

„A menos que no esté convencido mediante el testimonio de las Escrituras o por razones evidentes —ya que no confío en el Papa, ni en su Concilio, debido a que ellos han errado continuamente y se han contradicho— me mantengo firme en las Escrituras a las que he adoptado como mi guía. Mi conciencia es prisionera de la Palabra de Dios, y no puedo ni quiero revocar nada reconociendo que no es seguro o correcto actuar contra la conciencia. ¡No puedo hacer otra cosa; esta es mi postura! ¡Que Dios me ayude! Amén!

Un día después, el emperador Carlos V anunció el poder imperial (prohibición) – por herejía y por intentar reformar la iglesia gobernante. Para proteger al reformador, que había sido declarado proscrito, el príncipe sajón Federico III organizó un secuestro simulado y lo escondió en el castillo de Wartburg. Allí Martín Lutero tradujo el Nuevo Testamento al alemán.

Esta actitud de Lutero hacia la Palabra de Dios y su conciencia me recuerda una famosa cita de la escritora estadounidense Ellen G. White:

Kein leeres Gerede

Der Apostel Paulus schrieb den Christen in Griechenland (Korinth): Wäre Christus nicht auferstanden, dann hätten wir nur leeres Zeug geredet, euer Glaube wäre nichts wert und ihr würdet noch bis zum Hals in euren Sünden stecken. Doch – Gott sei Dank – ist Christus von den Toten auferstanden!

Markus Spieker kommentiert: „Wenige Jahre später wird Paulus für diese Überzeugung seinen Kopf auf einen Henkerblock legen. Es kann gar kein Zweifel bestehen: Paulus ist entweder völlig wahnsinnig, wogegen seine imposante Lebensleistung spricht, oder er ist sich zu hundert Prozent sicher, dass Jesus höchst lebendig das Grab verlassen hat.“ (JESUS. Eine Weltgeschichte, S. 513)

ER LEBT, viele, auch ich, haben ihn ERLEBT! Und weil er lebt, werden wir auch mit ihm leben. Für immer!


No empty talk
The apostle Paul wrote to the Christians in Greece (Corinth): If Christ had not risen, we would have been talking nothing but empty talk, your faith would be worth nothing and you would still be up to your neck in your sins. But – thank God – Christ has risen from the dead!

Markus Spieker comments: „A few years later Paul will lay his head on an executioner’s block for this conviction. There can be no doubt at all: Paul is either completely insane, against which his imposing life achievement speaks, or he is one hundred percent sure that Jesus has left the grave most alive.“ (JESUS. Eine Weltgeschichte, p. 513)

He lives, many, including me, have experienced him! And because he lives, we will also live with him. Forever!


¡Nada insulso! 
El apóstol Pablo escribió a los cristianos de Grecia (Corinto): Si Cristo no hubiera resucitado, sólo habríamos predicado frases insulsas, vuestra fe no valdría absolutamente nada y seguiríais metidos hasta el cuello en vuestros pecados. Pero – gracias a Dios – ¡Cristo resucitó de los muertos!

Markus Spieker comenta: „Unos años más tarde, Pablo pondrá su cabeza en el madero de un verdugo por esta convicción. No cabe la menor duda: Pablo o está completamente loco, lo que su impresionante historial desmiente, o está cien por cien seguro de que Jesús salió vivo de la tumba.“ (JESUS. Eine Weltgeschichte, p. 513)

Jesús vive, muchos, incluido yo, lo han experimentado. Y porque Él vive, nosotros también viviremos con Él. ¡Para siempre!

Sabbatruhe: Zeitvergeudung?


Ob da, wo heute in Jerusalem die Grabeskirche steht, oder im Gartengrab: Den Sabbat verbrachte Jesus im Grab. Er ruhte – wie einst am Ende der Schöpfungswoche. Dabei gab es noch so viel zu tun! So viele Menschen, die auf Heilung und Heil warteten … in Jerusalem, Judäa, Samarien und bis an die Enden der Erde! Sabbatruhe: War das nicht Zeitvergeudung?

Nein, war es nicht. Warum nicht? Weil Jesus zwar „schlief“, der Heilige Geist aber nicht. D. h. Gott hörte nicht auf zu wirken, und zwar im Herzen vieler Menschen: Beim Hauptmann, dessen Glaube wie eine zarte Pflanze vor ein paar Stunden aufgegangen war; bei dem einen oder anderen Soldaten, der sein Bekenntnis gehört hatte (Mt 27,54). Bei einigen der vielen Beobachter, denn 50 Tage später sollte Petrus das „ernten“, was Jesus gesät hatte – auch durch seinen Tod am Kreuz. Diese Saat begann aufzugehen, während Jesus Pause machte im Grab. Bei Simon von Kyrene, der einen Teil der Via Dolorosa für Jesus das Kreuz trug (Mk 15,21): Was er wohl seiner Familie am Abend erzählte?

Während Jesus ruhte, wirkte der Heilige Geist und brachte die Saat im Herzen dieser Menschen in Bewegung. Indem Jesus sich wie ein Weizenkorn in die Erde senken und begraben ließ, nahm er freiwillig die letzte Ohnmacht an, die uns Menschen widerfährt. Nun konnte er nichts mehr tun, nichts mehr sagen – es war alles in seines Vaters Hand gelegt.

Loslassen können, alles in die Hand eines Größeren, in Gottes Hand legen, darin will ich mich mehr üben. Nicht nur am Sabbat-Ruhetag, sondern täglich. Ich will lernen: Von Gott verordnete Ruhe ist immer heilsame Ruhe, die Gutes bewirkt!

Das dürfen bzw. müssen wir auch manchmal erleben: Übergangsphasen, in denen wir nicht die Macher sind, sondern die Ruhenden, die Vertrauenden, die Beter. Weil uns die Kräfte einfach verlassen (z. B. im Alter). Oder weil wir den Einfluss nicht mehr haben (z. B. auf unsere erwachsenen Kinder). Oder weil uns Gott in der einen oder anderen Form „aus dem Verkehr zieht“ und wir nur mit Jesus beten können: „In deine Hände lege ich mein Lebenswerk, meine Träume, meine Ziele. In deine Hände lege ich meine Mühe, meine Erfolge, mein Versagen, meine unerledigten To-Do-Listen. Mach du etwas Brauchbares daraus!“


Sabbath rest: waste of time?
Jesus spent the Sabbath in the tomb. He rested – as once at the end of the creation week. Yet there was still so much to do! So many people waiting for healing and salvation …

Wasn’t that a waste of time? No, it wasn’t. Jesus was „sleeping“, but the Holy Spirit was not. That is, God did not stop working in the hearts of many people while they were thinking about what they had experienced. Now Jesus could do nothing, say nothing – it was all placed in his Father’s hand.

Letting go, putting everything into the hand of a greater, into God’s hand, I want to be able to do that better. Not only on the Sabbath day of rest, but every day. I want to learn: Rest ordained by God is always healing rest that accomplishes good!


El descanso sabático: ¿una pérdida de tiempo? 
Jesús pasó el sábado en la tumba. Descansó – como ya lo había hecho al final de la semana de la creación. Pero, ¡todavía quedaba muchísimo por hacer! Tanta gente esperando la curación y la salvación…

¿No era este sábado una pérdida de tiempo? No, no lo era. Jesús „dormía“, pero el Espíritu Santo no. Es decir, Dios no dejó de obrar en los corazones de muchas personas mientras pensaban en lo que habían vivido. Ahora no había nada que Jesús pudiera hacer, nada que pudiera decir – todo estaba confiado a las manos de su Padre.

Soltar, poner todo en las manos de uno más grande, en las manos de Dios: quiero aprender a practicarlo mejor. No sólo en el día de descanso del sábado, sino diariamente. Quiero aprender: ¡El descanso que Dios ordena es siempre un descanso saludable, un descanso que nos beneficia!

Das Kreuz? Unsinn!


Jesu Sterben am Kreuz? „Unsinn!“, sagten damals viele. Auch heute löst die Predigt vom Kreuz häufig ein skeptisches Kopfschütteln aus.

War der Gekreuzigte „nur“ ein Mensch, dann war dies die grausame Hinrichtung eines Märtyrers unter anderen. War Jesus aber der menschgewordene Gott, wie die Bibel es bezeugt, verlangt dies eine weitergehende Beschäftigung damit. Und, früher oder später, auch eine Entscheidung: Halte ich an meinem Unverständnis fest, oder gebe ich Gott die Chance, mir die tiefere Bedeutung des Kreuzes in der Geschichte der Welt und möglicherweise auch in meinem Leben zu zeigen?

Wer am Unverständnis für diese auf den ersten Blick „unsinnige“ Botschaft vom Kreuz festhält, lehnt den einzigen Ausweg aus der Verlorenheit ab, den Gott jedem anbietet. Jedem, der sich nach einem ewigen Leben ohne Leid und Tod sehnt.

Ja, Jesus starb am Kreuz, weil er es nicht ertragen konnte, dass wir nie wieder nach Hause, in die vollkommene Welt Gottes, zurückkehren könnten. Alle Nägel der Welt hätten ihn nicht daran hindern können, vom Kreuz abzusteigen, hätte er sich das anders überlegt. Allein seine unermesslich große Liebe zu uns hielt ihn am Kreuz fest.

Da kann man nur Staunen … und Danken!


The message of the cross: nonsense?
Jesus‘ dying on the cross? „Nonsense!“ said many at the time. Even today, the preaching of the cross often triggers a skeptical shake of the head.

If the crucified was „only“ a human being, then this was the cruel execution of one martyr among others. If, however, Jesus was God incarnate, as the Bible testifies, this demands a more extensive investigation. And, sooner or later, also a decision: Do I hold on to my lack of understanding, or do I give God the chance to show me the deeper meaning of the cross in the history of the world and perhaps also in my life?

Those who hold on to their lack of understanding of this, at first sight, „nonsensical“ message of the cross, reject the only way out of hopelessness that God offers to everyone. To everyone who longs for an eternal life without suffering and death.

Yes, Jesus died on the cross because he could not bear that we could never return home, to God’s perfect world. All the nails in the world could not have hindered him from descending from the cross had he changed his mind. His immeasurable love for us alone kept him on the cross.

One can only be amazed … and thankful!



El mensaje de la cruz: ¿un disparate?

¿La muerte de Jesús en la cruz? “ ¡Qué locura!“, dijeron muchos en su momento. Todavía hoy, la predicación sobre la cruz suscita a menudo reacciones escépticas.

Si el crucificado era „sólo“ un hombre, entonces se trataba de la cruel ejecución de un mártir entre otros. Pero si Jesús era Dios encarnado, como atestigua la Biblia, esto exige un estudio más amplio. Y, tarde o temprano, también una decisión: ¿Me aferro a mi falta de comprensión, o le doy a Dios la oportunidad de mostrarme el significado más profundo de la cruz en la historia del mundo y posiblemente en mi vida?

Los que se aferran a su incomprensión de este, a primera vista „disparatado“ mensaje de la cruz están rechazando el único camino para salir de la perdición que Dios ofrece a todos. A todos los que añoran una vida eterna sin sufrimiento ni muerte.

Sí, Jesús murió en la cruz porque no podía soportar el que nosotros nunca pudiéramos regresar al hogar, al mundo perfecto de Dios. Todos los clavos del mundo no habrían podido impedirle bajar de la cruz si hubiera cambiado de opinión. Sólo su inconmensurable amor por nosotros lo mantuvo en la cruz.

Uno no puede más que maravillarse de ello… ¡y dar las gracias!

Liebe vorgelebt

Donnerstagabend. Jesus ist sehr traurig. Und besorgt – vor allem um seine Schüler (Jünger). Um sie zu stärken, feiert er mit ihnen das Abendmahl. Vorher aber greift er zur Wasserschüssel und beginnt, ihnen die staubigen Füße zu waschen. Ein Sklave war nicht im Haus und von den Zwölf hatte keiner Anstalten gemacht, diesen niedrigen Dienst übernehmen zu wollen.

Markus Spieker schreibt: „Der Mann, der vier Tage zuvor noch als König in Jerusalem eingeritten ist, verrichtet den niedrigsten Dienst überhaupt. Ein modernes Äquivalent wäre ein Staatspräsident, der bei einem Staatsbankett den Toilettendienst übernimmt.“ (JESUS. Eine Weltgeschichte, S. 459)

Was für ein Vorbild! Jesus predigte nicht nur über die Liebe: Er lebte vor, was wahre Liebe ist!



Love exemplified
Thursday evening. Jesus is very sad. And worried – especially about his disciples. To strengthen them, he celebrates the Lord’s Supper with them. But before that, he reaches for the water bowl and begins to wash their dusty feet. A slave was not in the house and from the twelve none had signaled to want to take over this low service.

Markus Spieker writes: „The man, who four days before had ridden into Jerusalem as king, performs the lowest service of all. A modern equivalent would be a president taking over the toilet service at a state banquet.“ (JESUS. Eine Weltgeschichte, p. 459).

What a role model! Jesus not only preached about love: He exemplified what true love is!


Amor ejemplificado
Es jueves por la noche. Jesús está muy triste. Y preocupado – especialmente por sus discípulos. Para fortalecerlos, celebra la Santa Cena con ellos. Pero antes de eso, coge una palangana y empieza a lavarles los pies polvorientos. No había ningún esclavo presente y ninguno de los doce había mostrado querer asumir este humillante servicio.

Markus Spieker escribe: „El hombre que cuatro días antes había entrado en Jerusalén como rey está realizando el servicio más inferior de todos. Un equivalente moderno sería un presidente limpiando los baños durante un banquete de Estado“. (JESUS. Eine Weltgeschichte, p. 459)

¡Qué modelo tan asombrante! Jesús no se limitó a predicar sobre el amor: ¡Él ejemplificó lo que es amar de verdad!

Die kleine Tür von Bethlehem

An der „Demutspforte“ muss sich jeder bücken, der zur Geburtskirche in Bethlehem möchte. (Fotos: edp, 2017)

Normalerweise betritt man berühmte Kirchen durch große, prächtig verzierte Portale. Das ist bei der Geburtskirche in Bethlehem nicht der Fall. Von drei Eingängen sind zwei zugemauert und der bis heute genutzte wurde zweimal verkleinert, sodass er heute nur noch bescheidene 1,20 Meter hoch ist. Er erhielt den Beinamen „Demutspforte“. Mehr als zwei Millionen Besucher müssen sich jährlich tief bücken, um den Gebäudekomplex zu betreten.

Angeblich soll das ursprüngliche Spitzbogenportal in osmanischer Zeit verkleinert worden sein, um zu verhindern, dass Eindringlinge zu Pferd die Kirche betraten. Mir gefällt diese Symbolik: Keiner sollte auf dem hohen Ross jenen Ort betreten, wo Gott selbst vom hohen Ross gestiegen ist.

Wie tief der Sohn Gottes herunterstieg, um uns zu erlösen und wieder emporzuheben, beschreibt der Apostel Paulus sehr plastisch in seinem sogenannten Christushymnus (Philipper 2,7-11): Er verzichtete auf seine Vorrechte und erniedrigte sich selbst – bis hin zum Sklavendienst, den er beispielsweise verrichtete, als er seinen Schülern die Füße wusch. Und dann weiter bis zum damals qualvollsten Tod: den Verbrechertod durch Kreuzigung.

Saulus von Tarsus erlebte buchstäblich, wie ihn die Begegnung mit dem Auferstandenen vom hohen Ross hinunterwarf. Aus dem eingebildeten Hassprediger und Christenverfolger wurde Paulus („der Geringe“) der Christenmissionar und Prediger der Freiheit und der Demut. Aus eigener Erfahrung konnte er warnend schreiben: „Seid vorsichtig! Gerade wer meint, er stehe besonders sicher, muss aufpassen, dass er nicht fällt.“ (1. Korinther 10,12 Hfa) Nun bildete er sich nur noch etwas auf Jesus ein: Was ihm früher höchst erstrebenswert war, das hielt er jetzt für Gülle im Vergleich dazu, Christus gewonnen zu haben (vgl. Philipper 3,8).

Weil Paulus diese Umkehrung der Prioritäten selbst erlebt hatte, konnte er den Christen der griechischen Stadt Philippi Folgendes schreiben (Philipper 2,3):

In Demut achte einer den andern höher als sich selbst!

Diese Empfehlung hat an Relevanz nichts verloren. Im Gegenteil: Heute wird die Selbstverwirklichung so betont, dass es nur so an Zeitgenossen wimmelt, die sich für den Nabel der Welt halten, um die sich alles und alle zu drehen hat bzw. haben. Ich empfinde diese Menschen als sehr unangenehm.

Wenn ich manchem dieser arroganten Zeitgenossen begegne, denke ich mir: Den würde ich gern bei der nächsten Kapriole von seinem hohen Ross fallen sehen – je spektakulärer desto besser. Sogleich folgt aber die gedankliche Warnung: Vorsicht, Elí! Das Ross, auf dem du sitzt, ist nicht gerade ein Pony!

Eine Andacht von Johann Pock im Österreichischen Rundfunk, in der er Bezug auf das „Demutstor“ in Bethlehem nimmt, hat mich sehr angesprochen. Hier ein Ausschnitt:

Die kleine Tür zwingt mich,
meinen Blick auf den Boden vor mir zu richten
und nicht hochnäsig in die Weite zu blicken.
Sie fordert Achtsamkeit beim Schritt über die Schwelle zum Heiligen,
weil der Kopf ansonsten draußen bleibt.

Oder ist es so gedacht –
diesen Ort mit dem Herzen
und nicht mit dem Kopf zu betreten?

Nicht um Demütigung geht es dabei,
sondern um Demut.
Nicht um ein Brechen des Willens
sondern um ein Beugen des Hauptes.

Die Tür zur Menschwerdung Gottes
ist heute ebenfalls noch sehr klein,
aber sie steht offen.

Wir finden sie jedoch nicht in Bethlehem,
denn sie hat Platz
in meiner Brust.


The small door of Bethlehem
Normally, one enters famous churches through large, magnificently decorated portals. This is not the case with the Church of the Nativity in Bethlehem. Of three entrances, two have been bricked up and the one still in use today has been reduced in size twice, so that today it is only a modest 1.20 meters high. It was given the nickname „the gate of humility“. More than two million visitors a year have to stoop low to enter the building complex.

Supposedly, the original pointed arch portal was made smaller in Ottoman times to prevent intruders on horseback from entering the church. I like this symbolism: no one on a high horse should enter that place where God himself descended from his high horse.

How low the Son of God descended in order to redeem us and lift us up again is described very vividly by the apostle Paul in his so-called Christ hymn (Philippians 2:7-11): He renounced his prerogatives and humbled himself – even to the point of slave service, which he performed, for example, when he washed the feet of his disciples. And then further to the most agonizing death at that time: the criminal death by crucifixion.

Saul of Tarsus literally experienced how the encounter with the Risen Lord threw him down from his high horse. The preacher of hate and persecutor of Christians became Paul („the lowly one“) the Christian missionary and preacher of freedom and humility. From his own experience he could write: „Be careful! The very one who thinks he stands especially secure must be careful not to fall.“ (1 Corinthians 10:12) Now he was just imagining things about Jesus: What had once been highly desirable to him, he now considered to be manure compared to having won Christ (cf. Philippians 3:8).
Because Paul had experienced this reversal of priorities himself, he was able to write the following to the Christians of the Greek city of Philippi (Philippians 2:3):

In humility, each esteem other more highly than himself!

This recommendation has lost none of its relevance. On the contrary: Today, self-fulfillment is so emphasized that it is teeming with contemporaries who consider themselves to be the navel of the world, around whom everything and everyone has to revolve. I find these people very unpleasant.

When I meet some of these arrogant contemporaries, I think to myself: I’d like to see him fall off his high horse at the next caper – the more spectacular the better. But immediately follows the mental warning: Be careful, Elí! The horse you’re sitting on is not exactly a pony!


La bajita puerta de Belén
Normalmente, se entra en las iglesias famosas a través de grandes portales magníficamente decorados. No es así en la Iglesia de la Natividad de Belén. De las tres entradas, dos han sido tapiadas y la que todavía se utiliza hoy en día ha sido reducida en tamaño dos veces, por lo que hoy sólo tiene una modesta altura de 1,20 metros.
Se la llama la „puerta de la humildad“. Más de dos millones de visitantes al año tienen que agacharse para entrar.

Se supone que el portal original de arco apuntado se hizo más pequeño en la época otomana para evitar que intrusos entraran en la iglesia a caballo. Me gusta este simbolismo: nadie puede entrar „a caballo“ en el lugar donde Dios mismo bajó de su caballo para pasar a nuestro encuentro.

La profundidad a la que descendió el Hijo de Dios para redimirnos y levantarnos de nuevo lo describe muy vívidamente el apóstol Pablo (Filipenses 2:7-11): renunció a sus prerrogativas y se humilló, hasta el servicio de esclavo, que realizó, por ejemplo, cuando lavó los pies de sus discípulos. Y luego a la muerte más agónica de la época: la muerte destinada a los criminales por crucifixión.

Saulo de Tarso experimentó literalmente cómo el encuentro con el Señor Resucitado lo derribó de su caballo. El predicador del odio y perseguidor de los cristianos se convirtió en Pablo („el humilde“), el misionero cristiano y predicador de la libertad y la humildad. Por experiencia propia escribió: „¡Cuidado! El que se crea especialmente seguro debe tener cuidado de no caer“. (1 Corintios 10:12) Lo que ahora más le interesaba era Jesús: Lo que antes era lo más valioso para él, ahora lo consideraba estiércol en comparación con haber ganado a Cristo (cf. Filipenses 3:8).

Después de haber experimentado esta inversión de prioridades, pudo escribir lo siguiente a los cristianos de la ciudad griega de Filipos (Filipenses 2:3):

Con humildad cada uno considere a los demás como superiores a sí mismo.

Esta recomendación no ha perdido nada de su relevancia. Por el contrario: hoy en día se hace tanto hincapié en la autorrealización que abundan los contemporáneos que se consideran el ombligo del mundo, en torno al cual tienen que girar todo y todos. Este tipo de personas me resulta muy desagradable.

Cuando me encuentro con algunos de estos arrogantes contemporáneos, pienso: Me gustaría verle caer del caballo en la próxima cabriola; cuanto más espectacular, mejor. Pero inmediatamente me viene la advertencia a la cabeza: ¡Cuidado, Elí! El caballo en el que tú vas sentado es mucho más alto que un poni.